Klimawandel und Mobilitätswende:"Es ist eine Erhaltung von Kulturgütern"

Klimawandel und Mobilitätswende: Vor allem die älteren Modelle des Kultwagens erfreuen sich großer Beliebtheit. Die Emissionen solcher Oldtimer werden immer wieder heftig diskutiert.

Vor allem die älteren Modelle des Kultwagens erfreuen sich großer Beliebtheit. Die Emissionen solcher Oldtimer werden immer wieder heftig diskutiert.

(Foto: Peter Steffen/dpa)

Heinz Rassbichler, Sprecher der Bullifreunde Oberland, schraubt gerne an seinem VW-Bus und fährt damit auf Treffen oder zum Campen. Ein Problem in Zeiten von Klimawandel und Mobilitäswende sieht er darin nicht.

Interview von Lorenz Szimhardt, Bad Tölz-Wolfratshausen

Heinz Rassbichler, Sprecher der Bulli-Freunde Oberland, ist VW-Bus Liebhaber. An seinem Schmuckstück schraubt und tüftelt er gerne herum oder fährt damit zum Campen und auf Oldtimer-Treffen. Die Bulli-Freunde, ein loser Zusammenschluss von VW-Bus-Besitzern, bevorzugen vor allem die älteren Modelle T1 bis T3 des Kultwagens. Sie helfen sich gegenseitig beim Reparieren ihrer Bullis oder treffen sich zum Fachsimpeln in gemütlicher Runde. Ihr Hobby sieht Rassbichler im Hinblick auf den Umweltschutz positiver als manch anderer.

SZ: Herr Rassbichler, Klimawandel, Mobilitätswende und Sie fahren mit einem Bulli durch die Gegend und schrauben an alten Autos rum. Ist das ein Auslaufmodell?

Heinz Rassbichler: Nein, das ist sicher kein Auslaufmodell, sondern eine Erhaltung von Kulturgütern. Diese Fragen tauchen aktuell immer wieder auf, aber ich sehe das ein bisschen anders. Die meisten Oldtimer fahren nur ein vierteltes oder halbes Jahr im Sommer, den Rest des Jahres sind sie sowieso stillgelegt. Außerdem fahren wir nicht zur Gaudi durch die Weltgeschichte, wie es zum Beispiel manche Motorradfahrer machen, sondern zu einem Treffen oder zum Übernachten auf einen Zeltplatz. Ob ich mit meinem alten Diesel, der 7,5 Liter verbraucht, oder mit einem modernen Wohnmobil, das genauso viel verbraucht, fahre, ist in meinen Augen dasselbe.

Wie sehen Sie Ihr Hobby im Hinblick auf Ihre persönliche Klimabilanz?

Ich sehe das nicht so negativ. Wenn ich schaue, wie viele Kilometer ich pro Jahr fahre, dann sind das zwischen 1000 und maximal 3000 Kilometer. In den vergangenen Jahren sind es sogar unter 2000 Kilometer. Mal nach Mittenwald oder an den Schliersee sind ja auch nicht die längsten Strecken. Wenn ich mir da die Urlauber anschaue, die mit ihren großen Wohnmobilen bis nach Spanien fahren, ist das definitiv etwas weiter. Das ist für unser Klima auch nicht unbedingt gut. Sicherlich gelten für die neuen Modelle aber andere Abgasregelungen, das sollte man nicht verschweigen.

Kann man Leute, die jünger sind als die Autos, an denen sie tüfteln noch für Oldtimer begeistern?

Ja, da ist durchaus sehr großes Interesse da. Wenn sie mit einem Oldtimer auf ein Treffen fahren, kommen immer wieder Jugendliche auf einen zu und bestaunen das Auto. Die meisten jungen Leute würden gerne, z.B. an einem Bulli, schrauben oder tüfteln, aber sie können es einfach nicht. Das liegt vor allem am Preis. Wenn man den Jugendlichen erzählt, dass ein alter VW-Bus sich in einer Preisklasse von 20 000 bis 30 000 Euro bewegt, fällt den meisten die Kinnlade runter. Nichtsdestotrotz haben wir auch bei uns einige junge Mitglieder, die das Auto zum Beispiel geerbt, anschließend ausgebaut und viel Blut und Schweiß reingesteckt haben.

Was sind aktuell die größten Probleme in der Oldtimer-Szene?

Ein riesiges Problem ist, dass die Automechaniker, die sich mit diesen alten Autos auskennen, langsam aussterben. Wenn es keine Experten mehr gibt, muss man sich immer selbst helfen. Deswegen werden die Bulli-Treffen auch umso wichtiger, weil man sich gegenseitig unterstützen und technische Probleme lösen kann. So können Neulinge von Kennern, die schon länger dabei sind, lernen. Ein weiteres Problem ist, dass zum Beispiel von VW die Ersatzteile immer weniger werden. Die Sparte VW-Classic hat früher alte Teile aufgehoben oder neu aufgelegt, aber mittlerweile bekommt man teilweise bestimmte Teile, die aber durchaus sehr wichtig sind, nicht mehr. Deswegen muss man immer öfter auf Alternativen oder Zubehörfirmen, die Ersatzteile nachbauen, ausweichen.

Was ist bei den Bulli-Freunden dieses Jahr noch geplant?

Dieses Jahr gibt es noch interne Fahrten auf Zeltplätze, aber auch größere Treffen, wie zum Beispiel das 22. internationale VW-Bus Südbayerntreffen in Mittenwald von Freitag, 16. Juni, bis Sonntag, 18. Juni. Es fahren aber nicht alle von uns überall hin, sondern nur die, die Zeit haben und deren Fahrzeug gerade funktioniert. Dieses Jahr ist auch das Treffen zum 75-jährigen Jubiläum des VW-Busses, das wird ein Riesen-Treffen mit hunderten, wenn nicht sogar tausenden Bussen aus ganz Deutschland. So etwas werden wir nicht noch einmal erleben. Die Anmeldung war schon nach einer Stunde wieder geschlossen, so schnell waren die Plätze ausverkauft.

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