Oktoberfest:150 Prosits der Gemütlichkeit

Lesezeit: 2 min

Die Holzhauser Gruppe "Tromposaund" tritt zum ersten Mal bei der Wiesn auf - und begeistert mit einer Mischung aus böhmischer Blasmusik und Rockhits. Und dazwischen gibt's auch selbst immer wieder mal eine Mass Bier.

Von Benjamin Engel, Münsing/München

Rund 150 Mal "Ein Prosit der Gemütlichkeit", bayerischer Defiliermarsch, Hits wie "Sweet Caroline" oder "Das Leben ist doch nix ohne Freund", bayerische und böhmische Blasmusik. Dazu Tausende mitgröhlende Zuhörer unterhalb der Bühne. 16 Tage lang war das Marstall-Zelt auf den Oktoberfest für die sechs Musiker der Holzhauser Band Tromposaund täglicher Fixpunkt. Und Premiere zugleich, spielten sie doch erstmals überhaupt am Oktoberfest.

Am Montag dann ein radikaler Schnitt: Statt wie in den vergangenen beiden Wochen zwischen 12 und 14 im Wiesnzelt zu spielen, sitzt der 25-jährige Hans-Peter Huber in München zur Mittagspause an der Isar. Statt musikalischer Unterhaltung der Massen dreht sich seine Welt nun wieder um das elektronisch vernetzte Auto.

Denn das ist das berufliche Betätigungsfeld des Wirtschaftsingenieurs. Wie alle seine fünf Musikerkollegen hatte er für die Oktoberfest-Zeit eigens freigenommen. Am Montag sind alle wieder in der Arbeit. Und das sei auch schön, sagt Huber. Er gibt allerdings schon zu, dass er nach der letzten Party mit allen Mitarbeitern im Zelt am Sonntagabend schon ein wenig traurig gewesen sei. Denn sie seien in den beiden Wochen alle zu einer Art Gemeinschaft zusammengewachsen. Manche von ihnen hätten bis Montagfrüh weitergefeiert. Nicht so die Bandmitglieder von Tromposaund. Huber erklärt, dass sie am nächsten Tag schließlich wieder arbeiten hätten müssen. Bis auf eine raue Stimme gehe es im gut. Einen Urlaub nach der Wiesn brauche keiner von ihnen. Und nächstes Jahr dürften sie voraussichtlich wieder spielen.

Musik unter Karussellpferdchen: Zur Mittagszeit war das Marstall-Zelt auf der Wiesn tägliche Bühne für Tromposaund. (Foto: Stephan Rumpf)

Was vor zwei Wochen mit Nervosität begann, wich später Riesenfreude und Spaß. So drückt es jedenfalls Huber aus. Für so viele Leute im Zelt - vergangenes Wochenende waren es mehr als 3000 - zu spielen, sei überwältigend gewesen. Ihr Konzept, bayerische und böhmische Blasmusik und dazwischen einige wenige Hits einzustreuen, sei aufgegangen. Schließlich dürfe im Marstall-Zelt sowieso niemand vor 21 Uhr auf den Bänken tanzen. Und beim Prosit der Gemütlichkeit hätten alle mitgesungen. Das hätten sie übrigens immer gespielt, wenn sie selbst etwas trinken wollten - auch Radler und Bier, sagt Huber. In Maßen sei das problemlos gewesen. Zwei Stunden zu spielen sei ja auch nicht zu anstrengend.

Dazu haben die jungen Musiker viel gelernt - etwa als ihnen ein Mann mitten im "Prosit" einen handgeschriebenen Zettel auf die Bühne reichte. Bis dahin hätten sie stets "1, 2, 3, Gsuffa" gesungen. Doch das sei falsch, so habe es auf dem Zettel des Münchners in dritter Generation gestanden. Korrekt müsse es heißen "1,2, Gsuffa". Das hätten sie dann übernommen. Huber zeigt sich amüsiert. Jetzt wüssten sie mehr als die anderen Bands auf der Wiesn.

Die Nervosität hatten die jungen Musiker schnell abgelegt: Ihre erste Wiesn haben die Bandmitglieder von Tromposaund genossen, sagt Hans-Peter Huber. (Foto: Stephan Rumpf)

Dass sie hier überhaupt spielen durften, bezeichnet Huber als Glücksfall. Normalerweise komme man nur hierher, wenn schon der Opa oder Papa auf der Wiesn gespielt hätten. Als neue Gruppe sei es fast unmöglich, auf die Wiesn zu kommen. Doch die Betreiber Marstall-Zelts seien 2014 erstmals auf das Oktoberfest gekommen. Mit den Musikern zur Mittagszeit seien sie nicht zufrieden gewesen, hätten sich etwas fetzigeres gewünscht. So seien über das Internet auf Tromposaund und schon von den Youtube-Videos der Band begeistert gewesen. Vor einem dreiviertel Jahr seien sie kontaktiert worden. Drei Schichten gibt es übrigens für die Musiker auf der Wiesn - mittags, nachmittags und abends. Aber abends würden sie wohl so schnell nicht spielen, weiß Huber.

Nach der großen Show müssen sich die drei Brüder - Simon, Moritz und Christoph Huber -, ihr Cousin Hans-Peter, Josef Schmid und Quirin Sturm wieder umstellen. Jetzt treten sie erst einmal wieder bei privaten Feiern wie Hochzeiten oder Vereinsfesten auf. Nun mit dem offiziellen Prädikat einer Oktoberfestband, wie Huber sagt. Doch für die Freude an der Musik spiele die Größe des Publikums keine Rolle.

© SZ vom 06.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: