Ohne Zweckverband:Lenggries baut Pflegeheim selbst

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Das einstige Kreispflegeheim entspricht nicht mehr den Anforderungen und muss einem Neubau weichen.

(Foto: Manfred Neubauer)

Der Landkreis übernimmt nur noch 1,35 Millionen von etwa 14 Millionen Euro Baukosten - stellt aber ein Darlehen in Aussicht

Von Petra Schneider, Lenggries

Ganz so, wie sich die Gemeinde die im Juli vereinbarte interkommunale Zusammenarbeit beim Pflegeheim in Lenggries vorgestellt hat, kommt es nun nicht. Denn der Landkreis beteiligt sich zwar an der Investition für den Neubau, allerdings nur mit einem üblichen Zuschuss von 15 000 Euro je Pflegeplatz. Bei 90 Betten wären das 1,35 Millionen. Die geschätzten Gesamtkosten liegen bei etwa 14 Millionen, die vom Freistaat bezuschusst werden. Für die verbleibende Summe bietet der Landkreis der Gemeinde ein zinsloses Darlehen an. Auch eine gemeinsame Organisation, etwa in Form eines Zweckverbands, wird es nicht geben.

Beteiligen will sich der Landkreis aber an der Suche nach einem Betreiber; ein Exposé werde an mögliche Partner versandt, die bereits im Landkreis oder der Region aktiv seien, sagte Geschäftsleiterin Heidi Kiefersauer am Montag im Lenggrieser Gemeinderat. Eine Arbeitsgruppe soll bei der Entscheidung über einen künftigen Betreiber beraten. Ihr gehören neben Bürgermeister Werner Weindl (CSU) und zwei Mitgliedern der Verwaltung die Gemeinderäte Birgitta Opitz und Sepp Wegscheider (beide CSU), sowie Stephan Bammer und Günter Haubner (beide FWG) an. Auch Mitglieder des Kreistags, der im Oktober über das Pflegeheim berät, sollen im Arbeitskreis vertreten sein.

Trotz der geänderten Rahmenbedingungen warb Bürgermeister Weindl für eine Zustimmung: Der Landkreis werde sich wohl nicht mehr umstimmen lassen, und für Bewohner und Angestellte sei es wichtig, ein Signal zu senden, "dass es weitergeht". Dem folgte der Gemeinderat und beschloss einstimmig, dass Lenggries Investition und Bauträgerschaft des Neubaus übernehmen soll, wenn die Rechtsaufsicht im Landratsamt die dafür nötige Kreditaufnahme genehmigt. Eine möglichst hohe Unterstützung durch den Landkreis solle angestrebt werden, heißt es im Beschluss.

Weil das Kreispflegeheim an der Karwendelstraße mit derzeit 57 Plätzen nicht mehr den geforderten Standards entspricht, ist ein Neubau nötig. Landrat Josef Niedermaier (FW) plädierte für einen privaten Betreiber, Weindl war dagegen. Im Juli wurde auf Betreiben des Lenggrieser Bürgermeisters ein Kompromiss gefunden: Gemeinde und Landkreis bauen gemeinsam ein neues Pflegeheim, das an einen Betreiber verpachtet werden soll. Aus einer "interkommunalen Zusammenarbeit" sei nun ein Zuschuss geworden, "den jeder Investor bekommt", kritisierte Weindl. Die Gemeinde trage "volles Risiko" und werde sich über Jahrzehnte verschulden. Dennoch gebe es auch Vorteile, sagte der Bürgermeister: Die Gemeinde habe durch die Übernahme der Bauträgerschaft "die Hand darauf, dass das Gebäude langfristig ein Pflegeheim bleibt". Als Vermieterin bestehe eine enge Kooperation mit dem künftigen Betreiber; so könnten Synergieeffekte mit dem benachbarten, gemeindlichen "Haus der Senioren" genutzt werden.

Der demografische Wandel mache auch vor Lenggries nicht Halt, und es müsse in der Gemeinde weiterhin eine Einrichtung für Menschen geben, "die auf unsere Hilfe angewiesen sind", sagte Weindl. "Das sollten wir aber nicht dem freien Markt überlassen". Dies sahen die Gemeinderäte ebenso. Das Pflegeheim sei eine "Generationenverantwortung", sagte Birgitta Opitz (CSU). Bernhard Simon (CSU) kritisierte, dass sich der Landkreis "komplett aus der Verantwortung" nehme.

Das Pflegeheim soll auf 80 bis 100 Plätze aufgestockt werden. Laut Ausschreibung muss der neue Betreiber, der eng in die Planungen einbezogen werden soll, das derzeitige Personal übernehmen. Das Konzept soll Dauer-, Kurzzeit-, und Tagespflegeplätze enthalten. Bevorzugt werden Lenggrieser aufgenommen, danach weitere Landkreisbürger.

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