Ohne erhobenen Zeigefinger:Kuriositäten des Alltags

Roland Hefter Des werd scho no

In den Liedern und kleinen Anekdoten von Roland Hefter schwingt immer auch Nostalgie mit.

(Foto: Manfred Neubauer)

Liedermacher Roland Hefter singt in der Stadthalle über das Leben.

Von Julian Erbersdobler

Wer den Mann mit dem breiten Kreuz und der wilden Mähne aus etwas Entfernung in der Stadthalle Penzberg sieht, könnte ihn mit einem der Huberbuam-Kletterer verwechseln. Der Liedermacher und Kabarettist Roland Hefter ist 50 und findet das gar nicht so schlimm. Statt mitten in einer Sinnkrise sieht er sich mehr am "Ende der Pubertät" angelangt. Als der Münchner das auf der Bühne der Stadthalle erzählt, muss er husten. Seine Stimme ist angeschlagen, die Nase zu, der Hals kratzt, obwohl er sich vor dem Auftritt ein paar Medikamente eingeschmissen habe. Gleich zu Beginn gesteht er: "Ich war noch nie der größte Sänger, aber besser kann ich es normalerweise schon."

Das sein Programm, eine Mischung aus alten und neuen Liedern, am Ende trotzdem ankommt, liegt auch daran, dass ihn die meisten Zuschauer schon vorher kannten. Als er zu Beginn fragt, wer ihn schon mal gesehen habe, melden sich fast Dreiviertel des Publikums. Kein Wunder: Roland Hefter spielt zur Zeit fast jeden Tag entweder mit seiner Gruppe "Drei Männer - nur mit Gitarre", als einer der "Isarrider" oder solo. Zusätzlich unterstützt er Monika Gruber bei ihrer Tour im Vorprogramm. Allein im Februar tritt er noch mehr als zehnmal auf.

Steht der Liedermacher nicht auf bayerischen Bühnen, fährt er Harley und hört dabei Bayern 1, weil Rock Antenne ihm zu hart sei. Singt er selbst, dann über das Leben. "Ich mache keine politischen Sachen", sagt er über seine Musik. Das stimmt so nicht ganz. Zwischen den Zeilen hört man immer wieder den Moralisten heraus. Wenn er über das Charity-Projekt "Herz für Rentner" spricht. Über Menschen, die ihr Leben lang geschuftet haben und im Alter doch zu wenig zum Leben. Jeder, der eine seiner CDs kauft, unterstützt die Initiative mit zwei Euro. Und es rege ihn auf, dass Leute sich darüber beschweren, wenn Asylanten ein Smartphone haben.

In seinen Liedern und den kleinen Anekdoten schwingt immer auch Nostalgie mit. Das erste Mal heimlich Kaffeetrinken bei der Oma. Erinnerungen an Rendezvous in der Pizzeria, als Rendezvous noch so hießen und Pizzerien echte Eventlocations waren. Tage, an denen man noch nicht googeln musste, welches Geschlecht auf der Toilettentür dargestellt ist. Zeiten ohne Fernsehköche, Smartphones, Elite-Partner und Kartoffelsorten, die Frauenvornamen tragen. "Ich glaube, dass die Menschheit noch nie so viel gewusst hat wie heute", sagt Roland Hefter. "Und ich glaube auch, dass es noch nie so viele Deppen auf der Welt gab wie jetzt."

Hefters neue Platte "Des werd scho no" kommt im März auf den Markt. Das Schöne ist: Der Münchner zeigt nur selten mit erhobenem Zeigefinger auf andere. Er sieht sich nicht in der Rolle wie viele andere Kabarettisten, die den Menschen die Welt erklären wollen. Roland Hefter hat schon mehr als 200 Lieder geschrieben. Oft thematisiert er Peinlichkeiten und Kuriositäten aus seinem Leben. Zum Beispiel, wenn er erzählt, dass er seinen 30 Jahre alten Mercedes Coupé zur Fahndung ausschrieben ließ. Hefter hatte vergessen, dass der Wagen in der Werkstatt war.

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