Süddeutsche Zeitung

Ökologischer Zuwachs:Zwei neue Ortsvereine für die Grünen

Der derzeitige Aufwind der Partei macht es möglich, dass sich in Icking sowohl eine Gruppierung für die Isartalkommune wie auch für Münsing gründet.

Von Claudia Koestler

Ein bisschen gehofft, vielleicht sogar darauf spekuliert hatte der

Kreisverband von Bündnis 90/Die Grünen durchaus im Vorfeld, dass es reichen könnte. Dennoch war es eine Überraschung, dass es am Montagabend nicht zur angekündigten Gründung eines Ortsvereins für Icking und Münsing kam. Stattdessen gab es zwei Gründungen, und zwar jeweils einen für jede Kommune - so groß ist derzeit der Mitgliederzuwachs und der Aufwind für die ökologisch orientierte Partei.

"Politik findet ja meistens in Hinterzimmern statt", sagte der Dritte Landrat Klaus Koch, und setzte den Satz angesichts des Andrangs scherzhaft so fort: "Umso schöner, wenn man da in ein Hinterzimmer kommt und kein Platz mehr ist." In der Tat waren knapp 30 Interessierte der Einladung zur Ortsvereinsgründung gefolgt, weit mehr, als ins Nebenzimmer des Irschenhauser Rittergütls passten.

Entsprechend selbstbewusst gaben sich die Vertreter des Kreisverbands. "Sensationell" fand Sprecher Alexander Müllejans die spontan mögliche Doppelgründung, "phänomenal" den Zuwachs, den die Grünen alleine in Icking verzeichnen. Noch vor zwei Jahren habe die Isartalgemeinde gerade einmal drei Mitglieder gehabt, inzwischen zähle man dort 13. Generell sei Icking eine Domäne der Grünen, das habe die jüngste Landtagswahl gezeigt: Dort hätten sie Müllejans zufolge mehr Erststimmen erringen können als die CSU.

Noch nicht ganz so mitgliederstark wie in Icking sind die Grünen in Münsing, was nun nach der Ortsvereinsgründung aber erklärtes Ziel ist. Zum Sprecher der neuen Münsinger Grünen gewählt wurde Matthias Richter-Turtur, der bislang für die Wählergruppe Ammerland im Gemeinderat sitzt. Sein Stellvertreter ist Klaus Mair, die Schrift führt Mechthild Felsch.

Die Ickinger Grünen führt Michael Prosinger an, sein Stellvertreter ist Philipp Geiger, die Schrift führt hier Laura von Beckerath-Leismüller. Prosinger gab das Stichwort "Icking 2030" aus: Er rief dazu auf, "lokal zu handeln und global zu denken", um aus der Gemeinde "ein lebenswerteres, liebenswerteres Icking" zu machen. Er träume von einem "Kulturhaus". Von Beckerath-Leismüller setzt auf die Themen Verkehrssicherheit, Infrastruktur, Mobilität und Stadtanbindung sowie neue Arbeitsmodelle, etwa Co-Working-Spaces. Geiger hingegen sprach davon, bezahlbaren Wohnraum, altersgerechte Infrastrukturen, ein Jugendcafé und einen Ortskern mit einem Dorfplatz für die Ickinger schaffen zu wollen.

Klar positionierte sich bei den Münsingern Mair: Er sei "absolut gegen eine Umfahrung", die in der Kommune im Gespräch sei, gegen Flächenversiegelung und sehe eine Gefahr, "dass wir irgendwann kein Dorf mehr sind, sondern eine Vorstadt." Felsch will E-Bike-Kurse für Senioren initiieren, einen Wasserspielplatz anregen und gegen die Pläne des "Kuratoriums für Wohnen im Alter" für ein Seniorenstift vorgehen, weil diese "viel zu groß" ausgerichtet seien. Beide Ortsvereine wollen zudem für die kommenden Kommunalwahlen jeweils eigene Listen aufstellen.

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SZ vom 02.05.2019
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