Ob sie kommt, bleibt unklar:Neue Hürden für die Surfwelle

Ob sie kommt, bleibt unklar: Die Surfwelle an der Weidachmühle darf für die Stadt nicht mehr als 400 000 Euro kosten. Dies ist eine der Forderungen, an die der Wolfratshauser Stadtrat sein Plazet für das Pilotprojekt knüpft.

Die Surfwelle an der Weidachmühle darf für die Stadt nicht mehr als 400 000 Euro kosten. Dies ist eine der Forderungen, an die der Wolfratshauser Stadtrat sein Plazet für das Pilotprojekt knüpft.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Der Wolfratshauser Stadtrat billigt das Pilotprojekt auf dem Loisachkanal mit 17 zu drei Stimmen, stellt aber einen Forderungskatalog auf. Zu den Bedingungen zählen eine höhere EU-Förderung und ein maximaler Kostenanteil für die Stadt von 400 000 Euro.

Von Konstantin Kaip

Über Sinn und Zweck einer künstlichen Surfwelle am Kanal der Weidachmühle ist in den vergangenen Wochen viel diskutiert worden. Die einen sehen in dem Pilotprojekt einen unbezahlbaren Imagegewinn für die Stadt, die anderen eine überteuerte Attraktion für wenige, die anderen Vereinen gegenüber ungerecht wäre. Der Stadtrat hat am Dienstag mit 17 zu drei Stimmen beschlossen, dass das Projekt weiterverfolgt werden soll. Ob die Welle aber tatsächlich gebaut wird, bleibt offen. Denn an den Beschluss sind mehrere Bedingungen geknüpft. Zum einen muss die EU die Förderung über das Leader-Programm wie angekündigt erhöhen, zum anderen darf der Anteil der Stadt 400 000 Euro nicht überschreiten.

Um das sicherzustellen, haben sich die Fraktionssprecher am Montag vor der Sitzung auf einen Katalog von acht Punkten geeinigt, die vor einer Auftragsvergabe geklärt werden müssen. So muss die Verwaltung für alle Baumaßnahmen Festpreisangebote vorlegen sowie die unterschriftsreifen Verträge mit dem Kraftwerksbetreiber und dem Betreiberverein.

Dass die Welle deutlich teurer wird als geplant, hatte die Kostenberechnung des Wasserbauingenieurs Roland Hoepfner im Dezember gezeigt: Etwa 675 000 Euro sollte sie demnach insgesamt kosten. Der Stadtrat, der ursprünglich von 310 000 Euro Gesamtkosten ausgegangen war und den städtischen Anteil dann wegen anfangs vergessener Mehrwertsteuern von 100 000 auf 170 000 Euro nach oben korrigiert hatte, reagierte schockiert. Vor einem Beschluss, der den Eigenanteil noch einmal verdoppeln würde, hatten die Fraktionssprecher daher "wasserdichte Verträge" und belastbare Zahlen gefordert.

Die aber gab es in den umfangreichen Unterlagen, welche die Stadträte vor der Sitzung erhalten hatten, offenbar nicht. Die zugestellten Dokumente seien "fehlerhaft, lückenhaft und in sich nicht stimmig", sagte SPD-Sprecher Fritz Meixner, der dies als klares Versäumnis von Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) wertete. Dessen mangelhaftes Projektmanagement sei eine "Missachtung des Ratwillens", erklärte Meixner. "Wenn Sie hinter einem Projekt stehen, müssen Sie einfach mehr dafür tun", sagte er zum Bürgermeister. In der Fraktionssprechersitzung habe man nun zielgerichtet zusammengearbeitet, "um wieder einmal die Kuh vom Eis zu holen". CSU-Sprecher Günther Eibl bezeichnete den ausgearbeiteten Beschluss als "die einzige Möglichkeit, das Projekt überhaupt noch weiterzuverfolgen". Mit ihm bleibe man allerdings hinter der Maxime des "Stop oder Go" zurück, die vor der Sitzung ausgerufen worden war, sagte Meixner. Das Ja zur Surfwelle sei eher ein "Ja aber, ein Ja mit Auflagen".

Wie diese genau lauten, wurde in der zweistündigen Debatte nicht ganz klar. Denn auf der Vorlage fehlten die acht von den Fraktionen ausgearbeiteten Punkte. Einige seien nicht öffentlich, um die Verhandlungsposition der Stadt nicht zu gefährden, erklärte der Bürgermeister. Es wurde aber deutlich, dass es unter anderem um die Aushubarbeiten geht, die die Kosten nach oben treiben. Laut Heilinglechner will der Kraftwerksbetreiber den Kanal, auf dem die Welle entsteht, vertiefen. Deshalb muss auch die Surfwelle tiefer gebaut werden. In der Kostenberechnung der Beschlussvorlage wird die Bautechnik mit etwa 217 000 Euro netto beziffert, die bewegliche Stahlkonstruktion für die Welle mit 225 000 Euro. Laut Beschluss sollen die Verträge modifiziert und dann fertig ausgehandelt vorgelegt werden.

"Aus Verantwortung für die gesamte Stadt und deren Finanzen müssen vor Beginn der Umsetzung alle Rahmenbedingungen bekannt sein", heißt es im Beschluss. Diesbezügliche Versäumnisse hatte Heilinglechner schon bei seinem Eingangsplädoyer für die Welle eingeräumt und die Verantwortung für "Fehler" der Verwaltung übernommen. Dass die Welle noch einmal teurer wird als die in der Beschlussvorlage genannten 673 000 Euro, zeigte die Diskussion: In einer nicht öffentlichen Aufstellung des Bauamts ist demnach bereits von 750 000 Euro Gesamtkosten die Rede. Die Kritik von Roswitha Beyer (SPD), man hätte das Bauamt früher einschalten sollen, nahm Heilinglechner auf seine Kappe. Der Kostendeckel von 400 000 Euro für den städtischen Anteil beinhaltet auch die bereits geleisteten Kosten für Planungen und Gutachten, die 110 000 Euro betragen, wie der Bürgermeister sagte. Mit dem Beschluss werde die Surfwelle nicht verhindert, wohl aber, "dass wir mit dem Projekt in finanzielle Untiefen absinken", fasste der Zweite Bürgermeister Fritz Schnaller (SPD) zusammen. Die Mehrheit stimmte dann auch für eine Fortführung des Projekts. Einige Stadträte zeigten sich jedoch skeptisch, ob die Auflagen erfüllbar seien. Gegen die Welle stimmten Gerlinde Berchtold (SPD), Manfred Fleischer und Richard Kugler (beide CSU).

Mit dem Grundsatzbeschluss kann die Stadt nun die in Aussicht gestellten zusätzlichen Fördermittel beantragen, die sich so auf 282 000 Euro summieren würden. Darüber werde die Leader-Aktionsgruppe am 18. März entscheiden, sagte Heilinglechner. Sollte sie zustimmen, habe man ein halbes Jahr Zeit, die nötigen Unterlagen nachzureichen und den Bau der Surfwelle zu beschließen.

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