Nur noch alle zwei Jahre:Chor-Festival als Biennale

Nur noch alle zwei Jahre: Der Tölzer Knabenchor.

Der Tölzer Knabenchor.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Bad Tölz dämmt die Kosten des internationalen Events ein

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Vier Jahre lang bot das Knabenchor-Festival in Bad Tölz musikalischen Hochgenuss und lockte Gäste aus der ganzen Welt an, finanziell stand für die Stadt unterm Strich dennoch ein erhebliches Defizit. Das belief sich 2017 auf nicht weniger als 45 000 Euro und war auch ein Grund dafür, dass Kurdirektorin Brita Hohenreiter ausnahmsweise ihr Gesamtbudget sprengte. Weil auch die Zuschauerzahlen im Vorjahr zurückgingen, gibt es heuer kein Festival mehr. Das endgültige Aus für das Treffen des Tölzer Knabenchors mit bekannten Ensembles aus anderen Ländern bedeutet diese Pause allerdings nicht.

Im Gegenteil: Der Stadtrat billigte in seiner jüngsten Sitzung ein Sonderbudget von 20 000 Euro fürs nächste Jahr. Für den Rest in Höhe von 25 000 Euro kommt weiterhin das Amt für Stadtmarketing, Tourismus und Wirtschaftsförderung auf. Zudem sollen die Konzerte künftig nur mehr in zweijährigem Turnus stattfinden.

Das Festival sei "schon mein Baby", sagte die stellvertretende Kurdirektorin Susanne Frey-Allgaier. Ihrer Ansicht nach wäre diese Veranstaltung auch fürderhin ein Imagegewinn für Bad Tölz. Viele Gäste kamen zwischen 2014 und 2017 aus der ganzen Welt angereist, unter anderem aus Übersee und aus Asien, dagegen blieb der Zuspruch aus Bad Tölz und aus der Region hinter den Erwartungen zurück. Im Publikum seien Einheimische eher in der Minderheit gewesen, so Frey-Allgaier.

Ein weiteres Problem war die Suche nach Sponsoren. Der Kultursektor sei da "ein zähes Feld". Da ein höheres Defizit jedoch nicht zu Lasten anderer Veranstaltungen im Kulturprogramm der Stadt gehen dürfe, schlug die stellvertretende Kurdirektorin vor, das Festival nur noch alle zwei Jahre auf die Beine zu stellen und ein Sonderbudget von 20 000 Euro einzurichten.

Margot Kirste (FWG) regte an, mehr junge Chöre aus dem Landkreis für das Festival zu engagieren. So ähnlich wie bei der gemeinsamen Gebets- und Gesprächsnacht "Nightfever" in der Tölzer Stadtpfarrkirche: "Da wimmelt es nur so vor jungen Leuten." Für Kurdirektorin Hohenreiter ist dies zwar eine "grundsätzlich gute Idee", allerdings wies sie darauf hin, dass das Festival nun einmal hochwertig mit internationalen Chören besetzt sei. Diese Exklusivität gilt es für Dritten Bürgermeister Christof Botzenhart (CSU) im Gegenteil noch etwas zu steigern. Die Stadt müsse möglichst hochrangige Knabenchöre engagieren, nur dann kämen auch die Gäste aus aller Welt, meinte er. Zugleich plädierte Botzenhart dafür, die ganze Veranstaltung "noch flotter" und für das Publikum gefälliger zu gestalten. Auf ihn wirkt das Festival mit dem einfachen Auf- und Abtreten der Chöre auf der Bühne im Kurhaus "etwas steril". Vielleicht könne man ja einen Moderator zur besseren Unterhaltung finden, überlegte er.

Etwas Geduld mahnte Stadtrat Michael Lindmair (FWG) an, der sich selbst als Tölzer "Knabenchörler der zweiten Generation" apostrophierte. "Wir haben mit dem Festival etwas angefangen, das wachsen muss", sagte er. In dieser Qualität habe man damit ein Alleinstellungsmerkmal. Allerdings mahnte er eine frühzeitigere Planung an. "In den letzten vier Jahren haben wir zu spät angefangen, da waren die Chöre oft schon ausgebucht."

Wenn sie nun für 2019 plane, könne sie dies noch nicht für 2021 tun, "was aber eigentlich Voraussetzung ist, um dem Ganzen die Stabilität zu geben", erwiderte Frey-Allgaier.

Auf Anregung von Stadtrat Willi Streicher (SPD) soll sich der Kur- und Tourismusausschuss mit dem Konzept des Festivals befassen und dabei auch gleich einen Beschluss für die nächste Auflage in drei Jahren fassen. Eines sollte für Zweiten Bürgermeister Andreas Wiedemann (FWG) allen Stadträten klar sein: Kulturveranstaltungen seien von den Kosten her kein Nullsummenspiel. "Wir müssen dem Festival Zeit geben, um sich auf dem Markt zu etablieren."

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