Nur in der Hochsaison ist alles ausgebucht:Weniger Touristen in Bad Tölz

2012 gehen die Übernachtungszahlen um sechs Prozent zurück. Nur Hotels mit hohem Service verbuchen ein "sattes Plus".

Von Suse Bucher-Pinell

Bad Tölz braucht mehr Gästebetten. Obwohl die vorhandenen rund 2 400 Betten übers Jahr nur zu 40 Prozent ausgelastet sind, reichen sie in der Urlaubssaison und bei besonderen Ereignissen wie Messen, Märkten oder Großveranstaltungen nicht aus. Teilweise entsprächen freie Kapazitäten aber auch nicht den geforderten Qualitätsmaßstäben, sagte Kurdirektorin Brita Hohenreiter im Kur- und Tourismusausschuss des Stadtrats. "Wir haben viele Anfragen, wo wir Probleme haben, die Leute unterzubringen." Für die Stadt sei es deshalb äußerst wichtig, neue Betten hinzu zu gewinnen. Vor allem Reisegruppen seien nur schwer unterzubringen, ohne sie auf mehrere Häuser zu verteilen.

Dass die touristische Bilanz für das Jahr 2012 schlechter ausfällt als die des Vorjahres, begründet Hohenreiter allerdings nicht mit einem generellen Bettenmangel, sondern mehr damit, dass einige kleinere Häuser geschlossen haben und ein Billig-Reiseveranstalter wegfiel. Der habe jährlich mehrere tausend Touristen nach Tölz gebracht, seine Preisvorstellungen seien aber nicht mehr zu erfüllen gewesen. Nach dem Rekordjahr 2011 ging 2012 vor allem die Zahl der Übernachtungen zurück und lag mit 368 849 um mehr als sechs Prozent niedriger als im Jahr 2011. Gesunken sind auch die Gästeankünfte, womit jene Besucher gezählt werden, die sich mindestens für eine Nacht einbuchen. Mit 87 391 lagen sie um ein knappes halbes Prozent unter den Vorjahreszahlen.

Hohenreiter hält diese Ergebnisse nicht für bedenklich. Schon zu Beginn des Jahres sei klar gewesen, dass "keine wachsenden Gesamtzahlen" erreicht werden könnten. Was vor allem auch mit dem eingeschränkten Betrieb eines großen Hotels zu tun habe, das derzeit umgebaut und erweitert wird. Ohnehin könne man nicht von einem generellen Rückgang sprechen, denn etliche Häuser hätten im Jahr 2012 ein "sattes Plus" verzeichnet, bei den Gästeankünften wie bei den Übernachtungszahlen. "Gut geführte Häuser, die ihren Gästen ein hohes Maß an Servicequalität und persönlicher Betreuung bieten, können auf ein hervorragendes Tourismusjahr 2012 zurückblicken", sagte sie. Manche hätten sogar das beste Jahr seit langem erlebt. Das Projekt "Neue Tölzer Hotelkultur" stärkte zudem das Vertrauen der Tölzer Gastgeber in den Tourismusstandort.

Stadtrat Anton Mayer (CSU) mahnte jedoch, möglichst bald tätig zu werden, um einen weiteren Rückgang zu stoppen. Er glaube nicht, dass Tölz in nächster Zeit ein Hotel für Busgruppen bekomme. Hermann Forster, Kämmerer und Hotelkultur-Projektleiter, versicherte dagegen, dass man "intensiv dran" sei. Er nannte den Prozess aber mühsam und langwierig. 2013 sei ein wichtiges Jahr. "Da wird es sich weisen", prophezeite er.

Hannes Zintl, stellvertretender Vorsitzender des Tourismusvereins Gesundes Bad Tölz, regte an, die Gästestruktur genauer aufzuschlüsseln, um zu wissen, warum das Gros der Touristen überhaupt nach Tölz komme und wofür diese sich interessierten. "Je nach Zielgruppe ist die Wertschöpfung sehr unterschiedlich", sagte er. Dem stimmte auch Brita Hohenreiter zu und empfahl, überhaupt mehr auf die Wertschöpfung statt nur auf Übernachtungszahlen zu schauen.

Künftig will sie gezielt Tagungs- und Seminargäste für Tölz begeistern und hat dafür in ihrem Amt ein neues Sachgebiet "Vertrieb" eingerichtet. Birgit Simon wird sich als dessen Leiterin gezielt um die Akquise dieses Gästesegments kümmern, um Tölz als Tagungsort aufzubauen. Bisher hätte man lediglich auf Anfragen reagiert, jeder habe dies nebenbei gemacht. "Es war ein Zufallsgeschäft."

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