Nur fünf Bewerber:Kaum Interesse an Sicherheitswacht in Wolfratshausen

Lesezeit: 2 Min.

Die Polizei hatte auf doppelt so viele Ehrenamtliche gehofft. Nun könnte sich der Auftakt der Bürger-Streife verzögern.

Von David Costanzo, Wolfratshausen

Die Debatte in der Stadt war kurz, die Zustimmung im Rathaus riesig - das Interesse der Bevölkerung fällt klein aus. Die Sicherheitswacht soll den Wolfratshausern ein besseres Gefühl geben, indem Bürger ehrenamtlich auf Patrouille gehen. Am Montag läuft die vierwöchige Bewerbungsfrist für die Tätigkeit ab, doch erst fünf Bewerber haben sich bei der Polizei gemeldet. Kritiker wie der Grünen-Stadtrat Hans Schmidt sehen sich darin bestätigt, dass Bürger auf Patrouille in Wolfratshausen überflüssig seien. Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) weist das zurück.

Die Polizei ist noch nicht zufrieden. "Wir hatten uns ein paar mehr erhofft", sagt Klaus Hohenreiter vom Sicherheitswacht-Team der Wolfratshauser Inspektion. Zehn Bewerber wären schön, mit sechs Bewerbern könnte die Inspektion wenigstens drei Doppelstreifen in die Stadt schicken. Mit den fünf Kandidaten könne die Sicherheitswacht auch starten. Allerdings könne es sinnvoll sein, die Bewerbungsfrist zu verlängern und damit den Auftakt hinauszuzögern, damit Nachzügler nicht die Ausbildung nachholen müssen. Um das zu verhindern, legt die Inspektion einen weiteren Infoabend am Dienstag nach, einen Tag nach Ablauf der ersten Frist. Beginn ist um 20 Uhr in den Räumen der Inspektion im Hans-Urmiller-Ring 43b.

Die bislang fünf Kandidaten hätten einen guten Eindruck hinterlassen, Einzelgespräche habe man mit ihnen aber noch nicht geführt, sagt der Ausbilder Hohenreiter. Man habe aber auch nicht damit gerechnet, dass Euphorie in Wolfratshausen ausbreche. Viele Bürger engagierten sich bereits in anderen Ehrenämtern oder seien beruflich stark eingebunden. Weil man für die Sicherheitswacht schon etwas Zeit mitbringen müsse, sei der Bewerberkreis eingeschränkt.

Die Ehrenamtlichen sollen Ansprechpartner für Bürger sein und durch ihre Präsenz in der Stadt das Sicherheitsgefühl stärken - und zum Beispiel gegen Wildbiesler vorgehen, wie es beim Beschluss im Rathaus hieß. Die Kandidaten durchlaufen einen Eignungstest und erhalten eine Ausbildung. In insgesamt 40 Stunden werden sie in rechtlichen Fragen geschult und lernen die richtigen Verhaltensweisen in Rollenspielen. Anschließend sollen sie etwa fünf Stunden pro Monat unterwegs sein und erhalten dafür acht Euro pro Stunde als Aufwandsentschädigung. Geretsried hat die Bürger auf Patrouille als unnötig abgelehnt, Bad Tölz nicht danach gefragt. Im Wolfratshauser Stadtrat war die Zustimmung mit 21 zu drei Stimmen dagegen groß.

Mit Blick auf die Bürger sagt Grünen-Stadtrat Schmidt: "Da scheint die Bereitschaft nicht groß zu sein." Zivilcourage könne man nicht auf einzelne Personen abschieben. Wolfratshausen sei sehr sicher. Es gebe keinen Bedarf.

Bürgermeister Heilinglechner widerspricht, das habe noch kein Bürger behauptet. Gerade zur Kunstmeile sei das Thema wieder aufgekommen. Nachdem vor zwei Jahren Unbekannte die Holzskulptur an der Floßlände zerstörten, hat die Stadt heuer ein Sicherheitsdienst beauftragt. Das sei künftig vielleicht nicht nötig. Womöglich warteten Interessenten noch mit einer Bewerbung, bis es erste Erfahrungen mit der Sicherheitswacht gebe, notfalls müsse man die Ausschreibung wiederholen. Heilinglechner ist jedoch sicher, dass sich die Sicherheitswacht auch in Wolfratshausen etablieren wird.

© SZ vom 07.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: