Niederlagen und Fortschritte in Bad Tölz:Durchwachsenes Jahr

Asklepios Stadtklinik Bad Tölz

Asklepios hat im April die Geburtshilfe in Bad Tölz geschlossen.

(Foto: Manfred Neubauer)

Der Tölzer Bürgermeister zieht Bilanz für das Jahr 2017: Es gab Niederlagen und Rückschläge. Doch insgesamt könne man stolz auf das Erreichte sein, sagt Janker.

Von Klaus Schieder

Kurz vor Weihnachten brach der Tölzer Stadtrat mit einer Tradition. Die Dezember-Sitzung fand nicht wie all die Jahre zuvor zwischen dem ehrwürdigen Holzgetäfel des historischen Saals im Stadtmuseum statt, sondern unterm Dach des umgebauten Rathauses. Das hatte für Bürgermeister Josef Janker (CSU) einen Vorteil: Im neuen Sitzungssaal konnte er am Dienstagabend seinen obligatorischen Jahresrückblick an einem Pult und vor einem Mikrofon vortragen. Seine Bilanz fiel allerdings durchwachsen aus.

Hotel und Spa

Mit dem Hotelprojekt an der Arzbacher Straße gebe es "keine positiven Fortschritte", sagte Janker. Über das Bürgerbegehren gegen den Bau eines Hotels, eines Fitnessstudios und von fünf Wohnblocks zur Querfinanzierung muss der Verwaltungsgericht München erst entscheiden. Davon abgesehen gibt es ohnehin keinen Investor mehr. "Die Hotelprojektentwicklung mit den bisherigen Beteiligten wird nicht weiterverfolgt", teilte der Bürgermeister mit. Anders ausgedrückt: Die Zusammenarbeit mit der Bauträgerfirma Arcus und der Hotelconsulting GmbH Feuring ist passé. Dies bedeutet Janker zufolge aber nicht das Ende der Mühen um ein neues Hotel. Bad Tölz brauche für seine Gäste dringend zusätzliche Übernachtungsangebote, sagte er. Im Low-Budget-Bereich, im Drei- und Vier-Sterne-Segment, "gerne auch mit fünf Sternen, wenn es sich ergibt". Erfreulich sei, dass das Hotel Eberl im Kurviertel sein Haus erweitern wolle.

Mit ihrem geplanten Spa "Natura Tölz" hängt die Stadt ebenfalls in der Luft. Auf dem Areal an der Bockschützstraße befindet sich noch das Sportstudio Hirsch, das ursprünglich in das neue Fitnesshaus an der Arzbacher Straße ziehen sollte. Janker sprach von einer "Patt-Situation".

Wo bleibt Biolink?

Die Ansiedlung des Klebebänder-Herstellers Biolink aus Waakirchen steht nach wie vor in den Sternen. Das Unternehmen hatte Anfang 2016 angekündigt, eine 125 Meter lange Halle auf etwa 15 000 Quadratmetern neben dem Flugzeug-Zulieferer Sitec auf der Flinthöhe zu bauen und dort 120 Arbeitsplätze zu schaffen. Getan hat sich bislang nichts. Biolink gehörte zur Firma Planatol Holding, die wiederum Teil der Blue Cap AG München ist und das Areal auf der Flinthöhe erworben hat. Aber der Verkauf der Firma Biolink aus der Planatol Holding - ohne das Grundstück - an das Unternehmen Saint Gobain Performance Plastics Isofluor GmbH habe die Planungen für die Umsiedlung nach Tölz vorerst gestoppt, sagte Janker. Was die beiden Unternehmen momentan vorhaben, sei unbekannt.

Günstige Wohnungen

2017 ging in Bad Tölz allerdings auch etwas vorwärts. An der Osterleite begann die Stadt mit dem Bau von Wohnhäusern mit 18 Quartieren zu erschwinglichen Mietpreisen, die Baugenossenschaft Lenggries errichtet zwölf Wohnungen im nächsten Jahr an der Kohlstattstraße. In der neuen Gemeinschaftsunterkunft für 170 Flüchtlinge stehen laut Janker künftig 30 Appartements frei, wenn das Haus einmal nicht mehr für Asylsuchende gebraucht wird. Weitere Flächen für günstigen Wohnraum, etwa an der Königsdorfer Straße oder am Hintersberg, würden geprüft, so Janker.

Schulen werden saniert

2018 will die Stadt mit der Sanierung, respektive dem Neubau der Jahnschule und der Lettenholzschule anfangen. Gleich für Januar kündigte der Bürgermeister eine Machbarkeitsstudie für die Jahnschule an. Nach seinem Dafürhalten wäre ein Neubau für den sanierungsbedürftigen Südteil der Grundschule "städtebaulich, bautechnisch und energetisch vermutlich zielführender". Wichtig sei, dass dabei auch ein neuer Probenraum für die Tölzer Stadtkapelle entsteht, so Janker. An der Lettenholzschule will die Stadt im Frühjahr ebenfalls eine Machbarkeitsstudie in Auftrag geben, wenn sämtliche Schäden dokumentiert und die benötigten Räume ermittelt sind.

Für den Sport stellt Bad Tölz insgesamt 13 Halleneinheiten, drei Gymnastikhallen und 16 Freianlagen zur Verfügung. Das sei "eine Ansage und ein sportliches Pfund im kommunalen Vergleich", meinte der Rathauschef. Für das Footballteam Capricorns will die Stadt ein Gebäude mit Duschen, Umkleiden und Lager am Sportplatz Farchet bauen. Das soll der türkische Fußballverein Genclikspor Bad Tölz nach Absprache ebenfalls nutzen dürfen.

Asklepios und Geburtshilfe

Die Kritik an der Asklepios-Klinik, die am 1. April die Geburtshilfe-Abteilung geschlossen hatte, wies Janker zurück. Er ging vor allem auf ein Interview mit Landrätin Andrea Jochner-Weiß aus Weilheim ein, die dem Asklepios-Konzern darin pure Gewinnmaximierung unterstellt habe. Zum Jahresende werde jetzt auch die Geburtshilfe an der Kreisklinik Weilheim zugemacht, teilte Janker mit. Asklepios habe "nicht schuldhaft"gehandelt. Als Ursachen für die Misere machte der Bürgermeister vielmehr die Gesundheitspolitik, die Zielsetzungen medizinischer Fachgesellschaften und den Mangel an Gynäkologen aus. "Keine befriedigende Situation, die wir vor Ort leider nicht lösen können", sagte er.

Der Tölzer Kindersommer, das Theaterprojekt "Spektrum" mit Flüchtlingen, die Jugendarbeit, die Seniorenangebote, die neue "e-Motion-Base" an der Sportjugendherberge, mehr als 200 Veranstaltungen in der Kultur: All dies listete Janker auf der Haben-Seite der Stadtpolitik auf. Sein Fazit für 2017: "Wir können unterm Strich, trotz einiger Rückschläge, sehr stolz auf das in diesem Jahr Erreichte sein."

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