Niedergang der SPD:Tut was, Genossen!

Die Europawahl hat für den Landkreis allerhand bemerkenswerte Ergebnisse geliefert. Und die alte Dame SPD? Tja, was soll man sagen: Die setzt ihren für eine ehemalige Volkspartei geradezu spektakulären Niedergang weiter fort

Von Florian Zick

Die Europawahl hat für den Landkreis allerhand bemerkenswerte Ergebnisse geliefert. Die CSU hat die viel beschworene Trendwende noch nicht geschafft. Im Vergleich zur Europawahl 2014 ging's zwar leicht nach oben. Mit gut 42,7 Prozent liegt das Ergebnis aber sogar noch etwas unter dem verhältnismäßig schwachen Niveau der Landtagswahl vergangenes Jahr. Die Grünen schwimmen weiter auf einer Erfolgswelle und machen es sich nun in der Nähe der 20-Prozent-Marke gemütlich. Und die alte Dame SPD? Tja, was soll man sagen: Die setzt ihren für eine ehemalige Volkspartei geradezu spektakulären Niedergang weiter fort.

Nach immerhin noch 15,3 Prozent bei der Europawahl vor fünf Jahren kamen die Genossen dieses Mal nur noch auf traurige sieben Prozent. In der Wahlstatistik des Landratsamtes, in der heuer nur noch die besten vier Parteien einzeln aufgeführt wurden, fiel die SPD zeitweise sogar aus der Einzelwertung - abgehängt von CSU, Grünen, AfD und Freien Wählern, subsumiert unter "Sonstige", gemeinsam mit Kleinst- und Miniparteien wie den Violetten oder den Liberal-Konservativen Reformern. Das ist mal eine richtig bittere Watschn.

Freilich, im ländlichen Raum hat sich die SPD schon immer schwer getan. Ihr Potenzial liegt eher in den Städten. Aber auch im Landkreis gibt es Kommunen mit zunehmend klassisch-urbanen Problemen. Man nehme nur mal das Thema Wohnen. In Wolfratshausen, Bad Tölz oder auch in Geretsried machen den Leuten die ungebremst steigenden Mieten enorm zu schaffen. Man möchte gerne sagen: SPD, übernehmen Sie! Aber anscheinend trauen die Wähler den Genossen nicht einmal mehr zu, dass diese ihre ureigensten Themen gut bespielen können.

Das ist schwer bedauerlich. Denn die Enttäuschten, Abgehängten und Vergessenen machen ihr Kreuzchen offenbar lieber bei Parteien wie der AfD. Die Rechtspopulisten haben in Bad Tölz-Wolfratshausen gut 7,7 Prozent geholt. In Geretsried kratzte die AfD sogar an der Zehn-Prozent-Marke. Alleine aus Gründen der demokratischen Vielfalt ist der SPD deshalb zu wünschen, dass sie die Kurve kriegt und wieder wird, was sie mal war: der Anwalt und das Sprachrohr der kleinen Leute.

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