Süddeutsche Zeitung

"Nicht nur Campendonk and friends":Blick zurück und nach vorn

Im Museum Penzberg wird eine Ausstellung zu 20 Jahren Kunstzeche eröffnet. Leiterin Freia Oliv plant für 2019 drei Projekte

Von Felicitas Amler, Penzberg

Das Penzberger Museum ist wieder komplett geöffnet: Nachdem der Altbau des Zwillingsgebäudes, das die Sammlung Heinrich Campendonk und die Stadtgeschichte beherbergt, seit Mitte September zu einer Umstrukturierung geschlossen war, beginnt dort an diesem Freitag eine neue Sonderschau. Zum 20. Jubiläum zeigt der Verein Kunstzeche Penzberg die Ausstellung "Koffer im Kopf".

Mehr als 70 Ausstellungen, Jazzkonzerte (JazzZeche) und Aktionen hat der Verein seit 1998 initiiert. Im Herbst 1998 begann die Kunstzeche mit ihrer ersten Ausstellung "Bewegung". Damit sei auch das Ausstellungsprogramm im Stadtmuseum in Bewegung gekommen, das sich zum Ausstellungshaus der Stadt entwickelte, erklärt der Verein, dem Architekt Thomas Grubert und die frühere Stadtmuseumsleiterin Gisela Geiger vorstehen. "Damit gewann die Kunstzeche einerseits sehr schöne Ausstellungsräume, andererseits wirkte der Verein mit seinen Angeboten für Schulen und Kindergärten auch in die Stadtgesellschaft hinein." Die Kunstzeche habe als erster "Kunst" als neues Thema in der ehemaligen Bergarbeiterstadt verankert.

Unter dem Titel "Koffer im Kopf" zeigt die Kunstzeche seit langer Zeit wieder einmal eine Ausstellung im ehemaligen Stadtmuseum, heute Altbau des Museums Penzberg - Sammlung Campendonk. Im titelgebenden Koffer liegen, so die Idee, "Gedanken an einen Ortswechsel, an Reisen, das Aufbrechen ins Unbekannte, das Träumen vom Unterwegssein neben Abschiednehmen und dem Entschluss, die Tür hinter sich zu schließen". Unternehmungslust, Neugier, Forscherdrang und Neuanfang schlössen sich an. Der Koffer als reales Transportmittel wie auch im übertragenen Sinne nehme das alles auf und begleite ein Stück des Lebensweges. "Und natürlich sind auch Flüchtlinge und Asylsuchende mit angesprochen, die Geschichten, die sie erlebt haben, das, was sie zum Aufbruch drängte, das, was sie jetzt vermissen."

Unter dem Motto "Koffer im Kopf" wurden Künstler eingeladen, denen bereits früher eine Ausstellung der Kunstzeche gewidmet war. Eine gegenständliche oder abstrakte Bearbeitung wurde freigestellt. Zudem werden Arbeiten von Mitgliedern des Vereins ausgestellt, weitere junge Künstler aus der Region kommen hinzu. Wie bei allen Themenausstellungen der Kunstzeche sind auch diesmal wieder Schulklassen beteiligt. Die Resonanz auf die Einladung zur Teilnahme an der Ausstellung war so groß, dass eine Ausstellung in zwei Teilen gezeigt wird.

Im Penzberger Museum hat sich inzwischen die Leitung neu gruppiert. Die Kunsthistorikerin Freia Oliv, 53, ist Nachfolgerin von Gisela Geiger, die in den Ruhestand gegangen ist. Oliv soll nicht, wie ursprünglich geplant, nur vorübergehend tätig sein, sondern unbefristet, so der Stadtratsbeschluss. Kunsthistorikerin Diana Oesterle, aktuell mit reduzierten Wochenstunden im Museum beschäftigt und ansonsten für ihre Doktorarbeit freigestellt, soll das Haus von Sommer 2019 an zusammen mit Oliv in einer Doppelspitze leiten. Oesterle hat von Gisela Geiger das Forschungsprojekt "Hinterglasmalerei in der Moderne" übernommen und arbeitet bereits stundenweise in der Leitung mit

Oliv sagt, sie sei dem Campendonk-Museum von jeher verbunden gewesen, als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Katalogen und Ausstellungen. Der Expressionismus sei ihr Thema: "Ich habe über Teile der Buchheim-Sammlung meine Magisterarbeit geschrieben." Sie habe auch schon viel in der Kunstvermittlung gearbeitet. Oliv bezeichnet sich als neugierigen Menschen, Standpunkte und Horizonte zu wechseln sei ihr wichtig: "Ich schau mir auch gern die Arbeit der Kollegen an, man kann nur lernen."

Im Campendonk-Museum plane sie mindestens drei Wechselausstellungen pro Jahr: "Nicht nur Campendonk and friends. Ich möchte den Bogen weiter spannen." Um mehr Publikum anzuziehen, denke sie an vielerlei Kooperationen: mit dem Jugendzentrum, dem Kino, der Stadtbücherei, der Musikschule. "Wir sind kein kleiner elitärer Tempel", sagt Oliv, die Schwelle zum Museum müsse niedrig sein.

Konkret kündigt sie für 2019 drei Projekte an: eine Ausstellung Werner Berg (1904-1981), die direkten Bezug zum Blauen Land und den Expressionisten habe; "Heinrich Campendonk im Spiegel der Revolutionsjahre", ergänzt um die Präsentation "Penzberg - 100 Jahre Stadt (1919-2019)", und "Zen, Zero & Co. Eine Spurensuche von 1949 bis heute".

Kunstzeche Penzberg: "Koffer im Kopf", Vernissage Freitag, 23. November, 18 Uhr, Museum Penzberg (bis 3. März 2019)

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Quelle:
SZ vom 23.11.2018
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