Neuwahlen:Seniorenbeiräte dringend gesucht

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Von Mitfahrerbänken bis zum "Wohnen für Hilfe": In der letzten Sitzung vor den Neuwahlen zieht das Gremium des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen eine Bilanz seiner dreijährigen Amtszeit und wirbt um Kandidaten.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Manchmal geht es im Seniorenbeirat des Landkreises nicht ganz so ernst zu. Ute Reuter wünschte sich am Donnerstag für das Projekt "Wohnen für Hilfe", das sie mit Ursula Fiechtner und Helga Lehner initiiert hat, eine griffige Abkürzung. Das rief Rupert Englbrecht auf den Plan, der einen einfachen Vorschlag hatte: "Wohi". Mit dieser Kurzform hätten zumindest Bayern kein Problem, meinte Gabriele Skiba. Das Projekt war eines der gewichtigen Themen im Seniorenbeirat, dessen Amtszeit jetzt nach drei Jahren zu Ende geht.

Außerdem befasste sich das Gremium seit 2016 mit Mitfahrerbänken, dem Kreispflegeheim Lenggries, dem Nahverkehr, der Pflege-WG der Genossenschaft Maro EG in Dietramszell oder der eigenen Zeitschrift "Senioren-Info". Immerhin, sagte Vorsitzender Hermann Lappus in der letzten Sitzung vor den Neuwahlen, "vertreten wir 20 Prozent der Bevölkerung". Das Projekt "Wohnen für Hilfe" sei für das erste halbe Jahr finanziert, berichtete Thomas Bigl, Leiter Sozialwesen im Landratsamt, aus dem jüngsten Kreisausschuss des Kreistags. "Und eine Förderung für eine Laufzeit von zweieinhalb Jahren ist in Aussicht gestellt." Die Idee: Senioren, die alleine in einer großen Wohnung leben, können ein, zwei Zimmer an junge Leute oder Alleinerziehende vermieten, die ihnen für eine festgelegte Zahl an Stunden pro Woche helfen und dafür anstatt Miete bloß Nebenkosten zahlen. Dabei geht es um Einkaufen, Putzen oder Spazierengehen, nicht um regelrechte Pflegeleistungen.

"Sonst hat jemand die schlaue Idee, eine günstige Pflegekraft zu bekommen", sagte Lappus. Die halbe Stelle für eine Fachkraft, die sich um Vermieter und Mieter kümmert, wird bei der Caritas angesiedelt. Ute Reuter hat sich über das Plazet des Kreisausschusses gefreut: "Jetzt müssen wir weitermachen und alles daran setzen, dass es ein Erfolg wird."

Auch die Mitfahrerbänke für ältere Menschen, die nicht mehr so mobil sind, gehen auf eine Initiative des Seniorenbeirats zurück. Auf diesen Sitzgelegenheiten, die an gut frequentierten Plätze aufgestellt werden sollen, können Senioren auf Autofahrer warten, die sie mitnehmen wollen. Eine Art Trampen also. Insgesamt 34 Bänke werde es im Landkreis geben, sagte Ralph Seifert, Initiator und Behindertbeauftragter des Landkreises. Sie würden an Standorten in zehn Gemeinden platziert. Überdies soll eine Bank neben dem Kunstturm am Eingang zum Landratsamt stehen, mithin am ehemaligen Haupttor. "Ich glaube, das ist kein schlechter Platz", sagte Christiane Bäumler vom Sozialamt des Landratsamtes. Die Ampel unten an der Bundesstraße ziehe ohnehin Staus nach sich. Seifert bat die Beiräte darum, "die Senioren ein bisschen zu impfen, damit sie das ausprobieren". Manch ältere Menschen scheuten sich vielleicht, als Anhalter mitzufahren.

Der neue Seniorenbeirat wird am Mittwoch, 27. März, von einer Delegiertenversammlung gewählt, in die fünf Gruppierungen jeweils bis zu sechs Abgesandte wählen können: Seniorenclubs, soziale Organisationen, Vertretungen von Heimbewohnern, Seniorenbeauftragte der Städte und Gemeinden sowie engagierte Einzelpersonen.

Das Interesse an diesen Vorwahlen bezeichnete Bäumler als "noch überschaubar". Bislang habe sie erst elf feste Zusagen bekommen, sagte sie. Die Neuwahl des Seniorenbeirats sei offenbar "noch lange nicht bei allen angekommen". So habe sie aus den Seniorenclubs oder auch den Seniorentreffs überhaupt noch keine Bewerbung erhalten. Lappus führte dies auch darauf zurück, dass viele Ehrenamtliche mehrfach engagiert sind, etwa auch als Asylhelfer. Deshalb müsse man "Werbung machen, Werbung machen, Werbung machen".

www.sozialwegweiser.net

© SZ vom 08.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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