Süddeutsche Zeitung

Neuwahlen:Generationswechsel fürs Badehaus

Die Vereinsvorsitzende Sybille Krafft hat im Vorstand nun zwei junge Männer an ihrer Seite

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Die "Bürger fürs Badehaus Waldram-Föhrenwald" haben sich an der Spitze deutlich verjüngt. Der Verein, der im vergangenen Herbst nach jahrelanger harter Arbeit den Erinnerungsort Badehaus im ehemaligen "Displaced Persons"-Lager in Waldram eröffnen konnte, hat seit Kurzem einen neuen Vorstand. Die Vorsitzende Sybille Krafft, die bei den turnusmäßigen Neuwahlen bestätigt wurde, hat in der Vereinsführung nun zwei junge Männer an ihrer Seite: Jonathan Coenen, 22, aus Icking und Emanuel Rüff, 26, aus Waldram sind ihre neuen Stellvertreter. Komplettiert wird der Vorstand durch Andreas Bittner als Kassier und Eva Greif als Schriftführerin. Beide sind dem Verein seit Langem verbunden.

Der Vorstand und der Beirat hätten sich "verjüngt und verweiblicht", erklärt Krafft. Dabei sei der Generationenwechsel einvernehmlich verlaufen. "Es liegen sieben sehr anstrengende und intensive Jahre hinter uns", erklärt die Vorsitzende. Die ältesten Mitstreiter hätten darum gebeten, sich erholen zu dürfen. "Mit der Eröffnung des Badehauses hat ein neues Kapitel begonnen", sagt Coenen, der in München Politikwissenschaften und Jura studiert und schon seit Längerem als Assistenzkraft im Museum tätig war. Nach dem Aufbau des Erinnerungsortes habe der Vereinsvorstand "ganz andere Schwerpunkte". Einerseits müssten die Kontakte zu Zeitzeugen und Universitäten gepflegt, andererseits die Vernetzungen im Museumsbereich der Erinnerungskultur weiter ausgebaut werden. "Es war von Anfang an geplant, dass der Stab der Erinnerung an die nächste Generation weitergegeben wird", sagt Krafft. "Ich finde es ganz wunderbar, dass junge Menschen Verantwortung übernehmen." Coenen und Rüff hätten die Arbeit des Vereins bereits seit Längerem intensiv begleitet und unterstützt und seien in ihre neue Rollen "hineingewachsen". Sie könnten auch Identifikationsfiguren für andere junge Menschen sein, sich ehrenamtlich in das Projekt einzubringen.

Im Vorstand kümmert sich Coenen fortan um den Museumsbetrieb und das Marketing. Rüff, der Deutsch und Geschichte auf Lehramt studiert, betreut die wissenschaftlichen Projekte und ist für den Kontakt zu deutschsprachigen Zeitzeugen zuständig. Eva Greif bleibt die Schulbeauftragte des Vereins, Bittner hat mit den Finanzen "genug zu tun", wie er lächelnd anmerkt. Im Beirat sitzen Justine Bittner (Fotos und Sonderausstellungen), Maria Mannes (Archiv und Bibliothek), Wolfgang Saal (Bauangelegenheiten), Elisabeth Voigt (Veranstaltungen) und Thomas Heider (IT und Technik). "Es ist eine gute Mischung aus Altbewährten und frischen Wind reinbringenden Neuen", freut sich Krafft.

Der Verein will künftig seine Präsenz im Internet und in den sozialen Medien ausbauen, erklärt Coenen. Aktuell arbeiten Schüler des Gymnasiums Geretsried an einer App, die den Außenbereich in Waldram anhand von verschiedenen Stationen erklärt, Studenten der LMU entwickeln einen Audioguide für die Ausstellung im Badehaus. In Kooperation mit der Jugendsiedlung Hochland entsteht zudem eine App für eine zeitgeschichtliche Radtour von Königsdorf nach Waldram. Nach der Sonderausstellung "Mitgenommen" (21. Juli bis 22. September) soll die Veranstaltungsreihe "Begegnungen im Badehaus" etabliert werden: Im Oktober kommt die Lyrikerin Dagmar Nick. Die 93-Jährige wird Gedichte aus der Nachkriegszeit vortragen und als Zeitzeugin aus ihrem Leben erzählen.

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Quelle:
SZ vom 15.07.2019
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