Neues Kulturzentrum:Ein Haus für die ganze Stadt

Wolfratshausen plant erste Schritte für die frei werdende Landwirtschaftsschule. Ziel: ein Familien- und Kulturzentrum

Von Matthias Köpf, Wolfratshausen

Die Stadträte im Wolfratshauser Bauausschuss haben am Mittwochabend erste Beschlüsse zur künftigen Nutzung der Landwirtschaftsschule in der Bahnhofstraße gefasst. Der Ausschuss genehmigte mit großer Mehrheit einen Bauantrag, wonach im rückwärtigen Internatstrakt der Schule möglichst bis Januar oder spätestens Februar eine eingruppige Übergangs-Kinderkrippe sowie eine Unterkunft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge entstehen sollen.

Gestellt hatte diesen Antrag der Landkreis, dem dieser Teil der Schule nach wie vor gehört. Der Verkauf auch der kreiseigenen Hälfte des weitläufigen Gebäudekomplexes für 1,25 Millionen Euro an die Stadt ist fest verabredet, der Kreisausschuss hat dem jüngst in nicht öffentlicher Sitzung zugestimmt. Endgültig beschließen müssen das Geschäft jedoch der Kreistag und der Stadtrat; die Kreisräte kommen in diesem Jahr nicht mehr zusammen, die Stadträte können dann frühestens im Februar den Handel perfekt machen. Zuvor allerdings will Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) die Stadträte schon am 13. Dezember zu einer Klausur versammeln, in der es hinter verschlossenen Türen um die verschiedenen Nutzungsideen für den bald rein stadteigenen Komplex gehen soll.

Heilinglechner selbst schwebt eine Kombination aus Stadtarchiv, Stadtbücherei und Volkshochschule vor. Anstelle der jetzigen Stadtbücherei soll demnach eine dringend benötigte größere Kindertagesstätte entstehen. Um all das zu bezahlen, schlägt der Bürgermeister vor, auf der übrigen Fläche der Landwirtschaftsschule ein Familienzentrum mit vermieteten Praxen und Büros zu schaffen. Andere Ideen aus den Reihen der Stadträte sind ein Mehrgenerationenhaus mit sozialen Nutzungen nach dem Vorbild des Tölzer Franziskuszentrums oder ein städtisches Kulturzentrum mit Bücherei, VHS und Musikschule.

Die ersten, nun vom Bauausschuss genehmigten Teil-Nutzungen des Internatstrakts sollen dagegen eher Übergangscharakter haben - wenn auch teilweise auf unabsehbare Zeit. Die Krippengruppe, welche die Stadt im Erdgeschoss dieses Trakts einrichten will, soll zusammen mit anderen Interimslösungen nur die Zeit bis zum Neubau der größeren Tagesstätte überbrücken. Wie lange aber der Landkreis Unterkünfte für minderjährige Flüchtlinge wird bereitstellen müssen, ist noch vollkommen offen.

Die jetzigen Internatsräume für die Hauswirtschafts-Schülerinnen in der ersten Etage werden mit dem Umzug der ganzen Schule mitsamt der letzten Teile der Forst- und Landwirtschaftsbehörden über die Weihnachtsferien nach Holzkirchen frei. Der Landkreis hatte diese Räume schon mehrmals als schnelle Lösung für Flüchtlinge ins Auge gefasst und sich diese Möglichkeit auch bei den Verhandlungen mit der Stadt über den Verkauf ausbedungen. Insgesamt gibt es dort sieben Zimmer mit derzeit jeweils drei Betten, allerdings sollen nach den bisherigen Planungen nur zwei junge Flüchtlinge in einem Zimmer wohnen, womit insgesamt für 14 minderjährige Asylsuchende Platz wäre. Ihre Betreuung soll in der Hand der örtlichen Inselhaus Kinder- und Jugendhilfe liegen.

Die nötigen Umbauten für beide nun genehmigte Zwecke halten sich nach Angaben des städtischen Bauamts in Grenzen. Für die Kinderkrippe sind demnach vor allem einige Podeste nötig, um die Fenster zum vorgeschriebenen zweiten Fluchtweg zu machen. Dasselbe Problem für den ersten Stock soll eine auf der Giebelseite angefügte Metalltreppe lösen. Das Treppenhaus zur Flüchtlingsunterkunft wird mit einer eingezogenen Wand von der Krippe abgetrennt. Die Räte erörterten derlei Details am Mittwoch nicht, sondern stimmten ohne Diskussion zügig für den Antrag. Einzig Richard Kugler (CSU) stimmte mit Nein, auch er ohne sein Votum zu begründen.

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