Süddeutsche Zeitung

Neues Gymnasium:Abi 2032

Das Bevölkerungswachstum im Süden spricht nach Ansicht von Experten für ein zusätzliches Gymnasium in Sauerlach.

Von Martin Mühlfenzl

Nie standen die Chancen besser, dass die Gemeinde Sauerlach eine weiterführende Schule bekommt, als jetzt. Der überarbeitete Schulbedarfsplan für den Landkreis München, der dem Kreisausschuss für Bauen und Schulen am kommenden Dienstag vorgestellt wird, beinhaltet die unmissverständliche Botschaft, "dass ein Gymnasium in Sauerlach mit den Kriterien des Kultusministeriums vereinbar wäre".

Es sind vor allem zwei Faktoren, die nach Ansicht der Autoren für Sauerlach als Standort des dann 17. Gymnasiums im Landkreis München sprechen: Die anhaltend rasante Bevölkerungsentwicklung im südlichen Landkreis sowie die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium im Freistaat. Aus diesen Veränderungen ergebe sich "ein Bedarf für eine Angebotsausweitung im gymnasialen Bereich im Süden des Landkreises".

Für das Einzugsgebiet eines Gymnasiums in Sauerlach gehen die Autoren des Schulbedarfsplans um den Statistiker Christian Rindsfüßer von einem Bevölkerungswachstum von etwa 17 Prozent bis 2035 aus. Aufgrund der dann bestehenden Altersstruktur bedeutet dies eine Zunahme der für die Gymnasien relevanten Gruppe der Zehn- bis 19-Jährigen um 20 Prozent im selben Zeitraum.

Hinzu kommt, dass durch die Wiedereinführung des neunjährigen Gymnasiums die Schülerzahl ebenfalls zulegen wird - und zwar konkret vom Schuljahr 2025/26 an, wenn der erste Jahrgang der Schüler wieder die 13. Jahrgangsstufe erreichen wird. Aufgrund dieser beiden Faktoren gehen die Planer davon aus, dass 2035 etwa 30 Prozent mehr Kinder und Jugendliche die Gymnasien im südlichen Landkreis besuchen werden als noch 2017. Dieser dramatische Anstieg könne alleine mit Erweiterungen der bestehenden Schulen keinesfalls abgedeckt werden.

Bisher zieht es die Sauerlacher Gymnasiasten vor allem auf die Schule in Oberhaching, aber auch nach Holzkirchen im Landkreis Miesbach oder nach Unterhaching. Daher haben die Statistiker des Planungsverbandes Äußerer Wirtschaftsraum und des Büros SAGS in ihrer Schülerprognose erstmals über den Tellerrand der Landkreisgrenze hinausgeschaut und bei ihrer Simulation Schulen und Gemeinden in den Nachbarlandkreisen Miesbach und Bad Tölz-Wolfratshausen miteinfließen lassen. Daraus ergibt sich in den Gemeinden Dietramszell und Egling (Bad Tölz-Wolfratshausen) ein Potenzial von etwa 30 Schülern; für Otterfing (Miesbach) sogar zwischen 100 und 150 Schüler - je nach Ausrichtung des Gymnasiums und der Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr.

Vor allem der S-Bahn-Anschluss ist ein zentrales Kriterium bei der Auswahl eines Schulstandortes. Den erfüllt die Gemeinde Sauerlach. Eine gewisse Hürde ist aber, dass die Gemeinde ein geeignetes Grundstück einbringen muss. Bei der Suche nach einem Standort für eine neue Realschule im Süden des Landkreises im September vergangenen Jahres konnte Sauerlach dieses noch nicht vorweisen - den Zuschlag erhielt der Konkurrent Oberhaching.

"Wir haben jetzt mehrere Grundstücke im Auge und stehen in Verhandlungen mit den Besitzern", sagt Sauerlachs Bürgermeisterin Barbara Bogner (Unabhängige Bürgervereinigung). "Mehr kann und darf ich noch nicht sagen." Auch über ein Treffen mit dem Münchner Landrat Christoph Göbel (CSU) und dessen Miesbacher Kollege Wolfgang Rzehak (Grüne) sowie Josef Niedermaier (Freie Wähler) aus Bad Tölz-Wolfratshausen im Dezember will und darf Bogner nicht allzu viel verraten. Nur so viel: "Es ist schon absehbar, wo die Reise hingeht."

Nehmen die Kreisräte die Empfehlung der Statistiker wohlwollend auf, könnten bereits zum Schuljahr 2023/24 in Sauerlach Vorläuferklassen in der 5. und 6. Jahrgangsstufe den Schulbetrieb aufnehmen. Für das Jahr 2029 prophezeien die Statistiker dem Gymnasium 600 Schüler, für das Jahr 2035 gar mehr als 1100. Das Potenzial scheint absolut vorhanden zu sein. Mehr noch: Ein Gymnasium in Sauerlach erfüllt zentrale Anforderungen des bayerischen Kultusministeriums.

Es wird dauerhaft dreizügig sein - laut Bogner müsse beim Bau sogar die Erweiterung auf Vierzügigkeit bedacht werden. Und es gefährdet Gymnasien im Einzugsgebiet nicht in ihrem Bestand. Eine andere Aussage wäre angesichts der aktuellen Bevölkerungsentwicklung auch bemerkenswert.

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SZ vom 02.02.2018
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