Schlosshotel Oberambach:Erweiterung fürs Überleben

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Die Erweiterungspläne im Hotel Schlossgut Oberambach stoßen teilweise auf Kritik: Anstelle des Vitalzentrums (rechts) soll eine Dependance mit 20 bis 25 Zimmern entstehen. Die Linde daneben soll erhalten bleiben. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Das Schlosshotel Oberambach will mit einem Zusatzbau für 20 Zimmer seine Wirtschaftlichkeit sichern. Der Münsinger Gemeinderat beschließt mehrheitlich, dafür den Bebauungsplan zu ändern.

Von Benjamin Engel, Münsing

In der Natur steht das Schlossgut Oberambach solitär abseits der Ostuferseestraße bei Holzhausen - nur umgeben von Wiesen und Wäldern. Der Betrieb mit 40 Zimmern hat sich als Bio-Hotel im gehobenen Übernachtungsgewerbe positioniert. Es setzt auf Umweltschutz und Nachhaltigkeit, vom Restaurant bis zur Heizungsanlage mit Hackschnitzeln aus dem eigenen Wald. Nun soll die teils denkmalgeschützte Anlage um ein Haus mit 20 bis 25 Zimmern und einen neuen Wellnessbereich erweitert werden.

Doch daran scheiden sich im Gemeinderat die Geister. Schuld daran ist die sensible Lage auf einem Höhenzug mit Blick auf den Starnberger See. Am Dienstag stellte das Gremium mit zehn zu fünf Stimmen den Betreibern in Aussicht, den Bebauungsplan zu ändern. Allerdings wurde angeregt, nach einer möglichst verträglichen Lösung zu suchen.

In einer schwierigen Größenordnung sieht Geschäftsführer Maximilian Schwabe das Bio-Hotel. "Wir sind weder ein kleiner Familienbetrieb noch ein größeres Haus", erläuterte er den Wunsch nach Erweiterung. Mit der derzeitigen Personalstärke sei der Betrieb nur schwer wirtschaftlich zu betreiben. Im Wettbewerb um Gäste brauche das Schlossgut einen attraktiven Wellnessbereich gerade für die kalte Jahreszeit. "Wir müssen konkurrenzfähig bleiben", erläuterte Schwabe. Zudem argumentierte er mit einem Gutachten des Hotel- und Gaststättenverbandes, wonach eine Erweiterung auf mindestens 60 Zimmer wirtschaftlich zwingend sei.

Das neue Übernachtungsgebäude mit erstem Stock und Dachgeschoss soll im Südosten des Haupthauses entstehen. In dem Winkelbau - dieser umschließt die angrenzende Linde - sind 20 Doppelzimmer geplant. Darin soll das existierende Vitalzentrum südlich der Zufahrtsstraße integriert werden. Beim Naturbadeteich im Norden der Anlage ist ein neuer Wellnessbereich vorgesehen.

Bislang erlaubt der Bebauungsplan nur Erweiterungen im Bereich der früheren Remise und des Reitstalls. Dafür hat der Gemeinderat sogar vor rund zwei Jahren eine Baugenehmigung erteilt. Und daran will Umweltreferentin Christine Mair (Wählergruppe Münsing) auch nicht rütteln. Sie verstehe nicht, warum die Denkmal- und Naturschutzbehörden den Standort für das Bettenhaus befürworteten. Die Anlage werde durch die Planungen zersiedelt. "Ich möchte den momentanen Bebauungsplan beibehalten. Sonst schaffen wir das Riedberger Horn von Ambach", erklärte sie.

Die Remise des früheren Gutshofs mit Kern aus dem 15. Jahrhundert hat für die Hotelierfamilie hohen "ideellen Wert". Daher soll sie laut Schwabe auch als Veranstaltungsort für Konzerte erhalten bleiben. Zudem reiche der Platz für die benötigten Zimmer nicht aus. Außerdem gehe der Blick nur nach Norden und Osten in den Wald. "Das ist am Starnberger See schwer zu verkaufen." Vertreter des Tölzer Landratsamts und des Landesamts für Denkmalpflege bevorzugten den vom Haupthaus abgesetzten Bau. Diesen Anregungen sei die Familie gefolgt, sagt Schwabe.

Von einer für ihn unverständlichen Zersiedelung sprach Helge Strauß (CSU). Die Gäste müssten durchs Freie laufen, um in ihre Zimmer zu kommen. In der Regel seien Hotelanlagen heute kompakt zusammengeschoben, in Oberambach sei alles auseinandergezogen. "Ich kann mich in keiner Weise damit anfreunden", klagte er.

Für mehr Verständnis warb Susanne Huber (FW), Vorsitzende der Interessengenmeinschaft Münsing. "Betriebe müssen sich immer wieder neu ausrichten und verändern können", erklärte sie. Die Anforderungen wandelten sich. Auf den ersten Blick erscheine ihr das neue Bettenhaus zwar sehr groß. Doch sei es wichtig, dem Betrieb die Bestandschance zu geben. "Das sind Arbeitsplätze und Attraktivität für die Region", warb sie. Am Starnberger See gebe es kein Hotel mit so hohem Standard wie in Oberambach. Bürgermeister Michael Grasl (FW) unterstützte die Argumentation. "Man muss sehen, dass wir einen Familienbetrieb haben, der die Zukunft gestalten will", sagte er. Die Gemeinde behalte die Kontrolle.

Die Stimmung zumindest eines Teils der Gemeinderäte traf wohl Ernst Ramerth (Wählergruppe Holzhausen). Er bekannte, sich "überfahren" zu fühlen. Es handle sich um einen Rieseneinschnitt an exponierter Stelle. "Das sollten wir erst sacken lassen." Vor einem Scheitern der Erweiterung warnt Nori Schneider, der mit seiner Tochter und Architektin Sandra die Pläne entwickelt hat. "In Oberambach geht es um die Wirtschaftlichkeit", stellt er auf Nachfrage am Mittwoch klar. "Kriegen wir das nicht in den Griff, ist irgendwann Schluss."

© SZ vom 30.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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