Süddeutsche Zeitung

Neues Album:"Immer Groove-orientiert"

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Die Band "Buffzack" macht mit "Tanzverbot" eine Jazz-Wundertüte auf

Interview von Barbara Szymanski

Die Band nennt sich Buffzack, und genauso ist es gemeint: Die vier Profimusiker reißen die Wundertüte des Jazz auf, und kramen hervor, was bisher unmöglich schien. So auch auf ihrer neuen CD mit dem Titel "Tanzverbot" mit selbst geschriebenen Nummern voll Vitalität und ungebremster Spielfreude durch Lukas Jochner an der Posaune, Florian Mayrhofer an der Tuba und Lorenz Hunziker-Rutigliano am Schlagzeug. Andreas Unterreiner an der Trompete, Komponist und Arrangeur, plaudert aus dem Notenkästchen.

SZ: Herr Unterreiner, es ist schon verwegen, eine CD mit "Tanzverbot" zu betiteln. Warum das?

Andreas Unterreiner: Buffzack ist zwar immer Groove-orientiert, aber bei unseren Stücken ändert sich doch häufig etwas. Da ist Durchtanzen durchaus riskant. Und ganz nebenbei gefällt mir das Wort Tanzverbot. Skurril, dass es so etwas gibt.

Zu welchem Anlass sollte man die CD auflegen?

Zur Berieselung oder als Hintergrundmusik zum Abwasch eignet sich "Tanzverbot" eher nicht, obwohl wir keinen allzu komplizierten Jazz spielen. Bewusstes Anhören würden wir uns wünschen. Und: Ausgezeichnet auf langen Autofahrten.

Auf dem Cover heizt Mickey Mouse den Instrumenten mächtig ein. Was zischt sie nebenbei so wütend?

Na, dass sie nicht tanzen darf. Aber vielleicht singt oder pfeift sie auch mit, weil ihr unsere Musik gefällt.

Was steckt hinter dem Titel 9484?

Das ist banaler, als man denkt. Man zählt neun Viertel, dann acht Viertel, kommt auf 17 und fängt von vorne an. Dieses Kontinuum halten wir bei dieser Nummer ziemlich lange durch.

Bei der Ballade "Neuntonmusik (No AFD)" ist wohl nicht die gleichnamige Partei gemeint, oder?

Doch, schon. In meiner Heimat war sie plötzlich präsent und kam auch in den Landtag. Ich war schockiert und habe mir lange überlegt, ob ich als Musiker ein Statement abgeben soll. Das Stück, bei dem ich auf die Töne A, F und D komplett verzichtet habe, ist schon auch böse und düster im Grundton. Aber wie immer bei unseren Songs geht es am Schluss gut aus.

Verteilen Sie Noten für die von Ihnen geschriebenen Stücke, oder wird darüber improvisiert?

Sowohl als auch. Wir versuchen geglückte Interaktionen und riskieren auch mal was. Das macht die Musik lebendig. Beim Schreiben improvisiere ich und notiere die Einfälle dann. Beim Titel "Arua" ist alles notiert.

Lohnt es sich, in Zeiten des Streamens eine CD herauszubringen?

Für mich schon. Man hat etwas Physisches in der Hand, eine Werthaltigkeit. Online wird wenig verkauft, bei Konzerten sind die CDs aber sehr begehrt.

Apropos Konzerte, leider wurde jetzt erst mal Pause angeordnet . Leerer Kopf oder voller Ideen?

Beim ersten Lockdown sind zwar ungeheuer viele Konzerte weggebrochen, und der finanzielle Verlust ist enorm. Aber künstlerisch tat es gut, mal runterzufahren. Es fühlte sich an wie ein Sabbat-Semester. Doch als ich von der neuen Runde erfuhr, hat mich das erst einmal runtergezogen. Mich stört die Ungleichbehandlung. Manchen Unternehmen wird Geld in den Vorgarten geworfen und den Künstlern Hartz IV angeboten. Das halte ich für unfair, denn eigentlich haben wir Berufsverbot zum Schutz der Allgemeinheit, aber leider keine Lobby, die laut genug ist.

Buffzack: CD "Tanzverbot", zu bestellen über die Website www.buffzack.com

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Quelle:
SZ vom 06.11.2020
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