Neuer Zuschuss:Tölzer Kulturetat soll auch Veranstaltern helfen

Neuer Zuschuss: Das Open-Air-Konzert der Band The Heimatdamisch auf der Tölzer Marktstraße vergangenen Sommer war für Tausende Besucher kostenfrei. Den Veranstaltern um Florian Rein brachte es mehrere Tausend Euro Verlust.

Das Open-Air-Konzert der Band The Heimatdamisch auf der Tölzer Marktstraße vergangenen Sommer war für Tausende Besucher kostenfrei. Den Veranstaltern um Florian Rein brachte es mehrere Tausend Euro Verlust.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Der Tölzer Stadtrat plant von kommendem Jahr an etwa 100 000 Euro im Haushalt ein, um Verluste bei großen Konzerten oder Festivals auszugleichen..

Von Claudia Koestler

Die Stadt Bad Tölz schafft einen Kulturetat, der erstmals im Haushalt 2018 Berücksichtigung finden wird. Nach Ansicht von Kämmerer Hermann Forster könnten etwa 100 000 Euro so zweckgebunden werden, wobei die genaue Zahl erst in den Haushaltsberatungen festgelegt wird. Soweit der grundsätzliche Beschluss, den die Stadträte in ihrer Sitzung am Dienstag einstimmig fassten. Welche Veranstaltungen hingegen künftig von dem Etat profitieren sollen, war eine Frage, über die die Gremiumsmitglieder mehr als eine Stunde lang kontrovers diskutierten. Das Fazit: Die Modalitäten und Regularien müssen noch erarbeitet werden. "Sie sind der Haken, denn es ist eine hoch brisante Angelegenheit", brachte es Jürgen Renner (SPD) auf den Punkt.

Die Einführung eines Kulturetats hat konkrete Gründe: Neben dem Tölzer "Summer Village" und dem Konzert von Heimatdamisch in der Marktstraße hatte es jüngst weitere Großveranstaltungen gegeben, bei denen die privaten Veranstalter am Ende rote Zahlen schrieben. Deshalb liegt es nun in den Augen der stellvertretenden Kurdirektorin Susanne Frey-Allgaier an der Stadt, eine Grundsatzentscheidung zu treffen: nämlich "ob Bad Tölz dem Engagement dieser Personen weiter eine Plattform bieten will." Schließlich profitiere die Stadt durch den Imagegewinn.

Somit sollen im Tölzer Kulturetat eben nicht nur stadteigene Veranstaltungen Beachtung finden. Auch private Ausrichter von Großveranstaltungen sollen künftig mit Mitteln des Etats unterstützt werden. "Eine Stadt wie Bad Tölz braucht selbstverständlich einen Kulturetat", sagte Dritter Bürgermeister Christof Botzenhart (CSU) dazu. Auch Willi Streicher (SPD) war "grundsätzlich sofort dabei". Geretsried und Wolfratshausen etwa geben ihm zufolge jährlich sechsstellige Beträge aus, investierten "auch für Einzelmaßnahmen richtig viel Geld und haben unterm Strich doch deutlich weniger als Tölz". Frey-Allgaier hatte in Gesprächen mit anderen Städten in der Region unlängst gar einen "gewissen Neid" gegenüber Tölz mit seinen privaten Veranstaltern vernommen. In anderen Kommunen gehe die Finanzierung von Großveranstaltungen meist voll umfänglich zu Lasten der Kommune.

Doch die Erfahrung in der Kurstadt zeige inzwischen, "dass private Veranstalter offenbar nicht in der Lage sind, über Jahre hinweg Veranstaltungen dieser Größe finanziell zu stemmen", sagte Frey-Allgaier. Zumal nicht kalkulierbare Risiken Verluste verursachen könnten wie beispielsweise Unwetter oder Terrorangst. Komme es wiederholt zu solchen Verlusten, bedeute es meist das Aus für weitere Events dieser Art. Florian Rein (FWG) konnte hier ein konkretes Beispiel beitragen, auch wenn er wusste, "dass ich vorsichtig sein muss mit meiner Argumentation, da ich selber Veranstalter war". Gemeint war der Auftritt seiner Band Heimatdamisch: Das Marktstraßenkonzert könne Nachfolgeveranstaltungen bringen, "die Markstraße ist durchaus geeignet für Veranstaltungen dieser Art", sagte er. Die Besonderheit sei gewesen, dass das Konzert keinen Eintritt gekostet habe. "Aber man könnte es in dieser Form nicht mehr realisieren, weil trotz der Sponsoren, die unterstützt haben und trotz des Zuschusses der Stadt Bad Tölz es für den Veranstalter, also mich, ein Draufzahlgeschäft in Höhe von mehreren Tausend Euro war. Das kann's nicht sein."

Frey-Allgaiers Vorschlag deshalb: Private Veranstalter sollten künftig Gelder aus dem städtischen Kulturetat beantragen können. Hierzu müssten sie im Vorlauf eine Kalkulation zur geplanten Veranstaltung vorlegen. "Ist ersichtlich, dass die Veranstaltung, um sie sicher, attraktiv und qualitativ ansprechend zu gestalten, einen Verlust einfahren wird, kann der Veranstalter aufgrund der Zahlen und des Konzeptes einen Zuschuss beantragen, über den dann ein Ausschuss zu entscheiden hat." Oder alternativ könne der Veranstalter auch einen Antrag über eine Art "Ausfallbürgschaft" stellen, zu dem allerdings auch noch Kriterien zu erarbeiten seien.

Hier kamen den Stadträten jedoch Zweifel, wie sich Abgrenzungen realisieren lassen: "Was ist Kultur, was wird gefördert?", fragte etwa Streicher. Kämmerer Hermann Forster kam deshalb zu dem Schluss: "Wir haben offenbar ein Transparenz- und Darstellungsproblem." In der Folge blieb es lediglich bei einem Grundsatzbeschluss. Die dazugehörigen Richtlinien werden nun erarbeitet und werden noch einmal vorgelegt.

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