Süddeutsche Zeitung

Neuer Anstrich:Mehr Licht

Die Zentrale der Stadtbücherei Wolfratshausen hat renoviert und 40 Jahre alte Möbel rausgeschmissen. Die Leser finden die Einrichtung noch einladender.

Von Thekla Krausseneck, Wolfratshausen

Es riecht nach frischer Wandfarbe, oder wie Silke Vogel findet: nach etwas Neuem. Ein bisschen chaotisch ist es noch im Büro der Bücherei-Leiterin, Kartons, ein kleiner Schrank, die letzten Spuren umfangreicher Renovierungsarbeiten. Am Donnerstagmorgen ist Vogel nervös in den Job aufgebrochen: "Ich war gespannt, wie die Reaktionen ausfallen", sagt sie. Inzwischen kann sie ganz entspannt sein. Die Leser mögen das neue Gewand der Wolfratshauser Stadtbibliothek.

Die wuchtigen, 40 Jahre alten Bücherregale sind gegen leichtere aus Metall ausgetauscht worden, die gelb getupften Wände leuchten weiß, die einst von schweren Samtvorhängen verdeckten Fenster geben den Blick in den grünen Garten frei. Die Theke, die sich bis vor Kurzem noch schüchtern in einen Winkel des Foyers duckte, vom Eingang aus kaum einzusehen, befindet sich jetzt an einem neuen Platz, offener, moderner, präsenter. Auf schlanken Bilderleisten sind besondere Bücher und Bestseller ausgestellt, gegenüber gibt es Flyer, Büchereileitfaden zum Mitnehmen in Englisch, Deutsch, Französisch - und jetzt auch in arabischer Sprache, versehen mit der syrischen Flagge.

In den alten Regalen hatten sich bereits Bretter verbogen

Eine Bibliothek mit 21 000 Medien lässt sich nicht über Nacht renovieren - vor allem nicht, wenn aus Budgetgründen auf den Einsatz eines professionellen Unternehmens verzichtet wird. Hinter Vogel und ihrem Team liegt ein gutes Stück Arbeit: 1,95 Tonnen Holz und 1,22 Tonnen Schrott, so steht es in der Abrechnung, wuchteten Mitarbeiter und Familienmitglieder aus den Bibliotheksräumen am Hammerschmiedweg 3 in Container. Tausende Bücher mussten vor der Wandfarbe in Sicherheit gebracht werden. Einen konkreten Anlass gab es dafür nicht. Fest stand nur eins: Die Regale mussten raus. Durch das Gewicht der Bücher hatten sich schon Bretter verbogen. Aus dem Wunsch nach neuen Regalen entwickelte sich die Überlegung, die Bücherei gleich ganz zu überholen: "Einmal gescheit jetzt, und dann ist gut."

Die Arbeit hat sich gelohnt. "Es hat ihnen sehr gut gefallen", sagt Vogel über die Reaktionen der ersten Besucher. Manche Leser wussten noch nichts von der Umgestaltung und bemerkten sie nicht sofort. Sie sahen nur, dass etwas anders war. "Die rote Farbe, die ist ja schön", habe eine Besucherin beim Hereinkommen gesagt, erzählt Vogel. "Aber das Rot hatten wir vorher auch schon." Vor den gelben Wänden seien diese Elemente nur nicht aufgefallen. Vor dem frischen Weiß leuchten sie nun.

Im Digitalen war die Stadtbücherei schon vorher modern. Als erste Bibliothek im Landkreis führte sie 2013 die "Onleihe" ein, in der sich Nutzer über das Internet E-Books ausleihen können. Jetzt gibt es auch eine neue Version des Bibliothekskatalogs OPAC. Durch die können Nutzer nun auch online ihre Bücher verlängern. Früher mussten sie E-Mails schreiben - die an Sonntagen nicht bearbeitet werden konnten, wodurch es schon mal ein paar Tage dauerte, bis die Bibliothek reagierte. "Man könnte natürlich immer noch mehr machen", sagt Vogel. "Aber jetzt sind wir erst mal zufrieden."

Gefeiert wird die renovierte Bibliothek am Montag

Eine Frau mit einer Tragetasche voller Bücher kommt in Vogels Büro: "Ich möchte eine Bücherspende abgeben", sagt sie und stellt die Tasche auf den Boden. Wer einen Blick hineinwirft, sieht die Cover von Romanen, Jugendliteratur, Sommerlektüre. Es komme häufig vor, dass Leser Bücher spendeten, sagt Vogel: Wenn sie nicht älter sind als fünf Jahre, landen sie unter den Leihmedien, ansonsten werden sie verkauft. In einer Ecke der Belletristikabteilung steht ein Schrank mit Büchern, die nicht verliehen werden: Einen Euro kosten die Taschen-, zwei Euro die Hardcoverbücher. Für manche Spenden bleibe nur die "Ablage P" - weil sie völlig zerfleddert, verschmutzt oder von Ungeziefer befallen seien. Damit die Büchereimitarbeiter die Chance haben, sich die Spenden vor der Annahme anzusehen, gibt es einen eigenen Annahmetermin, nämlich mittwochs von 15.30 bis 16 Uhr.

Gefeiert wird die frisch renovierte Bibliothek am Montag, 6. November, von 16 Uhr an. Danach folgt ein Monat voller Events: Für die Veranstaltung "Wasser des Lebens", eine Einführung in die Spiritualität des Whiskys, am Donnerstag, 9. November, gibt es noch Restkarten. Beginn ist um 19 Uhr, Teilnahme für 15 Euro. Am Donnerstag, 16. November, berichtet der ehemalige Kriminalkommissar und Autor Josef Wilfling von 20 Uhr an aus seinem Berufsleben; Eintritt zehn Euro. An jedem letzten Freitag im Monat können sich Kinder von 15.30 Uhr an vorlesen lassen, das nächste Mal am 24. November aus "Der kleine Drache Kokosnuss feiert Weihnachten" von Ingo Siegner.

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SZ vom 03.11.2017/aip
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