Neue Struktur: Auf weltliche Beine

Die Aufgaben der Salesianer sind mehr geworden, die Projekte komplexer. Eine Neuorganisation soll die Zukunft der Einrichtungen sichern.

(Foto: Kloster Benediktbeuern/oh)

Benediktbeurer Salesianer ändern Aufgabenteilung

Die Salesianer im Kloster Benediktbeuern fühlen sich der Jugendbildung verpflichtet, ihr Leitsatz lautet "Jugend, Schöpfung, Bildung - heute für morgen". Aus diesem Anspruch heraus hat sich in den vergangenen Jahren ein weit verzweigtes System von Einrichtungen entwickelt, die in den Bereichen Ökologie und Nachhaltigkeit, aber auch mit Ausstellungen und Konzerten überregionale Strahlkraft entfalten. So gibt es das Zentrum für Umwelt und Kultur (ZUK), die Don Bosco Jugendherberge, das Aktionszentrum (AZ), das unter anderem Freiwilligendienste für junge Leute im In- und Ausland organisiert oder den offenen Jugendtreff Don Bosco Club. Die Katholische Stiftungshochschule München, die auf dem Campus im Kloster Benediktbeuern den Studiengang Soziale Arbeit anbietet, liegt nicht in der Hand der Salesianer, sondern in Trägerschaft einer Kirchenstiftung unter Vorsitz von Kardinal Reinhard Marx. Trotzdem - die Aufgaben für die Ordensmänner sind mehr geworden und die Projekte komplexer. Gleichzeitig leiden auch die Salesianer, wie die meisten Ordensgemeinschaften, unter Schwund: "Wir Salesianer werden weniger, und wir werden älter", sagte Pater Claudias Amann kürzlich bei einem Pressegespräch. Um die Aufgaben besser zu verteilen, und um sicherzustellen, "dass die Projekte auch ohne uns weiterlaufen", wurde Mitte August eine Umstrukturierung vorgenommen. So wurden in Absprache mit der Provinzleitung in München die Aufgaben in die Bereiche "Ordensgemeinschaft" und "Kloster" aufgeteilt. Pater Amann, der zwölf Jahre lang für die gesamte Leitung zuständig war, ist nun Einrichtungsleiter des Klosters und damit auch zuständig für das derzeit größte Bauprojekt: Die Sanierung des Südarkadentrakts, die rund 20,5 Millionen Euro kostet und mit 7,6 Millionen vom Bund gefördert wird. Pater Lothar Bily kümmert sich als Direktor um die Belange der Salesianergemeinschaft. Zusätzlich wurde ein fünfköpfiges Leitungsteam ins Leben gerufen, das "für das Wohl des gesamten Klosters zuständig ist", wie Pater Amann sagte. Er leitet das neue Team, dem neben Pater Bily und Pater Karl Geißinger vom ZUK auch zwei Angestellte angehören: Franz Wasensteiner, Leiter des Aktionszentrums, sowie der Verwaltungsleiter des Klosters, Hilmar Gries. "Für uns ist das ein enormer Schritt", sagte Pater Amann. Denn früher sei ein Direktor Leiter für alle Angelegenheiten des Klosters gewesen. Nun wolle man die Organisation verstärkt auf weltliche Beine stellen und Mitarbeiter einstellen, "die die Einrichtungen in unserem Geist weiterführen". Weil die "Deutsche Provinz der Salesianer" kein klassischer Orden ist, sondern eine Kongregation, also ein Verband, der an einfache Gelübde gebunden ist, gibt es keinen Abt, sondern einen Direktor. Der Provinzialrat überwacht als übergeordnete Einheit die finanzielle Entwicklung, denn schließlich sei das Kloster Benediktbeuern ein "Riesenunternehmen", das vorrangig von Theologen geleitet werde. Im neuen Leitungsteam habe man nun mit Verwaltungsleiter Gries einen Betriebswirt im Boot, zudem gebe es einen regelmäßigen Austausch auch mit dem Klosterladen und dem Café, "damit das ganz Konzert zusammenspielt", wie Pater Geißinger sagte. "Aber unser Schwerpunkt ist die Bildungsarbeit, nicht wirtschaftliche Überlegungen." Benediktbeuern ist die größte Gemeinschaft der gesamten Provinz. 40 Salesianer leben derzeit hier, die in zwei Gemeinschaften geteilt sind: Eine größere, zu der viele Ruheständler gehören und eine kleinere mit etwa zehn jüngeren Brüdern, die im ZUK und im Aktionszentrum arbeiten oder an der Fachhochschule Soziale Arbeit studieren.