Neue Mitte Geretsried:Anlieger klagen gegen Riesenbaustelle

Neue Mitte Geretsried: Fürchtet um Kunden aus dem Umland: Frederik Holthaus.

Fürchtet um Kunden aus dem Umland: Frederik Holthaus.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Gewerbetreibende und Ärzte der Egerlandstraße sind besorgt.

Von Felicitas Amler

Anwohner, Geschäftsleute, Dienstleister und Ärzte befürchten schwerste Beeinträchtigungen durch das Vorhaben der Baugenossenschaft (BG) Geretsried, an der Egerlandstraße 58 bis 74 eine neue Wohn- und Geschäftszeile zu errichten. Gegen den hierfür vorgesehenen Bebauungsplan 115.I/2 hat nun die Interessengemeinschaft (IG) "Pro Egerlandstraße" Normenkontrollklage beim Verwaltungsgericht München eingereicht. IG-Sprecher Frederik Holthaus erklärt, dies sei formal nötig, um gegebenenfalls Ausgleichszahlungen per Zivilklage beanspruchen zu können. Darüber hat die IG seit längerem mit der BG verhandelt. Holthaus betont die vermittelnde Rolle, die Bürgermeister Michael Müller (CSU) dabei spiele, und sagt, über die nach wie vor laufenden Gespräche hätten beide Seiten Stillschweigen vereinbart.

Dem Thema Egerlandstraße war auch eine Versammlung der lokalen FDP am Mittwochabend in den Ratsstuben gewidmet. Dort wurde Holthaus in seiner Funktion als Geschäftsführer des Isar-Kaufhauses deutlich. Er sei sicher, dass sein Haus während der langen Baustellenphase an der Egerlandstraße von diesem Herbst bis Ende 2022 sehr viele Kunden aus dem Umland verlieren werde. Die IG habe mehrmals angemahnt, dass in dieser Zeit provisorische Kurzzeitparkplätze in der Nähe geschaffen werden. Aber: "Es wird alles so geplant, wie es für den Investor am einfachsten ist. Auf die Anwohner wird keine Rücksicht genommen." Mit dem Investor meint Holthaus die Wolfratshauser Krämmel-Gruppe, die am Karl-Lederer-Platz das raumgreifende, siebengeschossige Wohn- und Geschäftshaus und die Tiefgarage errichtet. Der Platz wird in diesen Wochen als sogenannter Shared Space mit Wasserläufen, Bäumen und Sitzmobiliar neu gestaltet und soll im Herbst wieder eröffnet werden. Provisorische Parkplätze sind da nicht erwünscht.

Diese seien aber für den Einzelhandel enorm wichtig, betonte der FDP-Landtagsabgeordnete Sebastian Körber, der als Gast an der Versammlung in den Ratsstuben teilnahm. Er ist selbst Architekt und sieht sich als Baufachmann für alle Fälle. Körber hob positiv hervor, dass Geretsried etwas für seine Innenstadt tue und dass es noch ein vitales Geschäftsleben gebe. Gerade für die Läden seien Kurzzeitparkplätze aber unabdingbar, sagte er. Zudem kritisierte er die Planung der Tiefgarage in der Egerlandstraße massiv. Diese sei eine Nord-Süd-Durchgangsstraße der Stadt. Es sei "hochproblematisch", dass die Ein- und Ausfahrten der Tiefgarage "in der Mitte der Straße" lägen. Besonders im Bereich von C&A und Betreutem Wohnen, die beide eigene Tiefgaragen hätten, werde es zu einer "großen Gefahr" kommen. Körber beklagte einerseits, nicht genug über die Planungen in der Egerlandstraße zu wissen, nannte es "befremdlich, dass man sich Informationen zusammensammeln muss", traute sich aber gleichzeitig einen Hieb Richtung Stadtverwaltung zu: Im Rathaus habe sich "anscheinend noch niemand Gedanken gemacht, wie koordiniert man den Verkehr", sagte er.

Die Versammlung, an der knapp zwanzig Personen teilnahmen, interessierte sich auch für eine Stärkung des Bus- und Radverkehrs in der Neuen Mitte Geretsrieds. Und FDP-Vorsitzender Günther Fuhrmann, im Stadtrat für die Belange der Menschen mit Behinderung zuständig, erklärte, dass zwar die bevorstehende Bauphase "barrierevoll" sein werde. "Aber danach ist alles barrierefrei, das ist schon eine Chance für uns."

Die Hals-Nasen-Ohrenärztin Heike Weickert-Volland wies darauf hin, dass in der Egerlandstraße sehr viele Arztpraxen seien: Diese müssten durch alle Bauphasen hindurch zuverlässig von Notärzten angefahren werden können. "Ansonsten können wir zumachen."

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