Neue Mitglieder:Computersenioren suchen Verstärkung

Computersenioren

Fit am PC: Mit 79 Jahren ist der zweite Vorsitzende und Mitbegründer Herbert Piffl das älteste Mitglied der Computersenioren. Derzeit benötigt der Verein dringend Verstärkung durch Leute mit guten EDV-Kenntnissen.

(Foto: Manfred Neubauer)

Wegen krankheitsbedingter Ausfälle braucht der Verein dringend neue Instruktoren, die älteren Menschen im Umgang mit PC, Tablet und Smartphone helfen. Der Unterricht findet meist bei den Kunden zu Hause statt

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Herbert Piffl greift in die Jackentasche und holt sein Mobiltelefon heraus. Dabei handelt es sich nicht um ein Smartphone der neuesten Generation, sondern um ein ganz einfaches Handy, das inzwischen vermutlich nicht mehr hergestellt wird. Beim zweiten Vorsitzenden und Mitgründer der Computersenioren Bad Tölz-Wolfratshausen ist ein so altes Modell eine kleine Überraschung. Piffl weiß dies und lacht kurz. "Das reicht mir, weil ich nur telefonieren möchte", sagt er.

Ansonsten kennt sich der 79-Jährige in der Welt von PC, Tablets und Smartphones, von Whatsapp, Skype oder Excel bestens aus. Das gilt für alle zwölf Computersenioren. Die haben jedoch ein Problem: Sie suchen dringend neue Mitglieder. Vor allem deshalb, weil zwei von ihnen wegen Krankheit länger ausfallen. "Das ist bei uns ein großes Thema", sagt Piffl.

Benötigt werden Instruktoren, die vor allem zu den Senioren nach Hause fahren und ihnen bei Problemen am Computer helfen. Sie sollen in ihrem Beruf möglichst im EDV-Bereich gearbeitet haben. Die ehrenamtlich tätigen Computersenioren, die zwischen 60 und fast 80 Jahre alt sind, seien allesamt ehemalige Profis aus dem IT-Sektor, sagt Piffl, der selbst bei einem Großunternehmen in dieser Branche angestellt war. Wichtig sei auch, dass die Interessenten eine pädagogische Ader haben - "das gehört ein bisschen dazu". Die Bewerber würden vor dem ersten Einsatz darüber aufgeklärt, "was wir tun, was wir erwarten, was auf sie zukommt", erklärt der zweite Vorsitzende. Bei den Besuchen werden die Neuzugänge anfangs auch von den erfahrenen Vereinsmitgliedern begleitet.

Den Unterricht in der Wohnung der Kunden bezeichnet der zweite Vorsitzende als "1 zu 1 Abdeckung". Darunter versteht er, dass ein Lehrer einen Schüler betreut. Wobei der den Ablauf bestimmt. "Er sagt uns, was er wissen will, nennt uns seine Probleme und Fragen, und wir erklären ihm dies, wobei er den Computer selbst bedient", erzählt Piffl. Der Instruktor benötige Geduld und die Fähigkeit, strukturiert zu erklären. Denn manche Dinge müsse man drei, vier, ja fünf Mal wiederholen. Bisweilen komme es auch vor, "dass man das Gefühl hat, der Kunde hat das jetzt intus, aber man muss es am nächsten Tag wieder erzählen - was nicht heißt, dass er dumm ist", so Piffl. Und noch etwas kommt hinzu: Für einige Senioren sind die freiwilligen Lehrer auch Kontaktpersonen. Da kann es passieren, dass Kaffee und Kuchen auf dem Tisch stehen und die Gespräche mal nichts mit Smartphone oder Internet zu tun haben. "Das haben wir auch gelernt, dass das dazugehört", erzählt der zweite Vorsitzende. "Das Stichwort ist: Dankbarkeit."

Eine E-Mail mit und ohne Fotos schicken, ein Bild vom Smartphone auf den PC senden, über Skype mit Angehörigen reden, Fahrkarten oder Tickets für ein Konzert bestellen, übers Internet einkaufen, mit Whats App klarkommen: Das sind die gängigen Wünsche, die Senioren im Umgang mit dem PC haben. Außerdem benötigen manche von ihnen Hilfe, wenn sie sich ein neues Gerät gekauft haben. Darüber hinaus berate man sie noch bei der Vertragsgestaltung, sagt Piffl. In den vergangenen zwei Jahren sei das mobile Smartphone wichtiger geworden als der Computer auf dem Tisch daheim - "das spüren wir total". Unter den Computersenioren seien auch solche, "die sich sehr gut auskennen, sie sind Smartphone-Fans".

Das zweite Angebot des Vereins sind Einführungskurse. Sie finden in Bad Tölz jeden Donnerstag außerhalb der Schulferien im Mehrgenerationenhaus statt (Beginn um 15 Uhr), in Geretsried in der Jahnstraße 4 an jedem dritten Mittwoch im Monat von 14 Uhr an, allerdings nicht im Juni und im August. In diesen Vorträgen gebe man beispielsweise einen Überblick, was ein PC könne und was nicht, was ein Smartphone könne und was nicht. Eher selten geht es um Betriebssysteme. "Dazu braucht man mehr Kenntnisse und mehr Unterricht, damit sind sie meisten überfordert - aber das ist auch nicht notwendig."

Nach Piffls Schätzung betreuen die Computersenioren derzeit 100 bis 300 Kunden im Landkreis. So ganz genau lässt sich das nicht sagen, weil sie von manchen Kunden nur einmal, von anderen mehrmals, ganz regelmäßig eher selten gerufen werden. Für eine Unterrichtsstunde verlangen sie 7,50 Euro, für die Doppelstunde 12,50 Euro, für jeden Fahrtkilometer 30 Cent. Aber das ist nicht immer der Fall. Piffl selbst hat noch nie Fahrtgeld genommen. "Das macht jeder, wie er will." Wenn sich ein älterer Mensch mit einer schmalen Rente den Service am PC nicht leisten könne, "dann kostet es halt nichts".

Gegründet wurden die Computersenioren vor fast zwölf Jahren. Die Idee dazu hatte Waltraud Bauhof, Seniorenbeirätin aus Dietramszell. Sie kannte Herbert Piffl und seine Frau von Reitstunden auf Gut Schlickenried, nicht zuletzt aber auch deshalb, weil sie auf den Hund aufpasste, wenn das Ehepaar unterwegs war. Als Bauhof mit ihrem Wunsch nach einer Computergruppe für Senioren an ihn herantrat, sei ihm "blitzartig durch den Kopf gegangen, wenn Du jetzt Nein sagst, ist es vorbei mit dem Aufpassen auf den Hund". Bereut hat er sein Ja bis heute nicht, im Gegenteil. Wie alle anderen Computersenioren habe er "Freude und Befriedigung, wenn wir anderen helfen können", sagt der 79-Jährige.

www.computersenioren-badtoelz-wolfratshausen.de

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