Naturschutzprojekt im Isartal:Zwiespalt beim Streuobst

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Eine Streuobstwiese wie hier in Münsing soll in Schäftlarn entstehen. (Foto: Privat/OH)

Ein Vorschlag der Schäftlarner Gemeindeunion erntet gemischte Reaktionen. Die Suche nach einer geeigneten Artenschutzwiese wird nun ausgeweitet

Von Marie Heßlinger, Schäftlarn

Eine Pferdekoppel in Neufahrn könnte, wenn es nach den Vorstellungen Christine Kellers geht, bald zur gemeindlichen Streuobstwiese werden. Einen Antrag dazu hat die Fraktionsvorsitzende der Gemeindeunion (GU) bei der jüngsten Schäftlarner Gemeinderatssitzung eingereicht. Allerdings stieß ihr Vorschlag auf Kritik.

"Seit 1965 sind rund 70 Prozent der Streuobstbestände in Bayern verloren gegangen", sagte Keller und berief sich auf den "Streuobstpakt" der Staatsregierung, der heuer geschlossen wurde. Hintergrund sind die Forderungen des Artenvielfalt-Volksbegehrens "Rettet die Bienen". Streuobstwiesen sind - im Gegensatz zu modernen Obstplantagen in Monokulturen - Lebensraum für viele schützenswerte Lebewesen. "Der Gemeindeunion liegt sehr viel daran, den Umweltschutz aktiv zu leben", sagte Keller.

Im vergangenen Jahr trat ein Grundeigentümer an die Gemeinde Schäftlarn heran - sie kaufte sein Grundstück am Ortsausgang in Richtung Wangen und verpachtete es ihrerseits an einen Pferdebetrieb. Die GU schlägt nun vor, dieses als Streuobstwiese zu nutzen. Der Bund Naturschutz könne sicherlich beratend zur Seite stehen. "Die Schäftlarner Bürger sollten im Gemeindebrief über den großen Nutzen für Insekten und Wildbienen informiert und zu Patenschaften für einzelne Bäume aufgerufen werden", schlug Keller vor. Bürgermeister Christian Fürst (CSU) jedoch entgegnete, eine Streuobstwiese bereite viel Arbeit. Die drei bestehenden Streuobstalleen in Schäftlarn würden ehrenamtlich von Gemeindemitgliedern gepflegt. Der Bauhof sei dabei zwar unterstützend tätig, könne die Arbeit jedoch nicht alleine leisten. Kellers Einwurf, im Notfall einen Betrieb mit der Arbeit zu beauftragen, erntete Kritik. Das sei zu teuer, sagten einige Gemeinderäte. Grünen-Gemeinderat Marcel Tonnar indes zeigte sich erfreut über den Antrag der GU. Möglicherweise könne sich auch die von ihm mitgegründete solidarische Landwirtschaft Solawi Isartal um die Streuobstwiese kümmern.

CSU-Gemeinderat Matthias Ruhdorfer indes gab zu Bedenken, dass der jetzigen Pächter dadurch in existenzielle Not gebracht werden könne. "Das muss man mit dem Pächter zusammen eruieren", sagte Keller nach der Sitzung, hielt das Argument jedoch für wenig handfest. "Jedes Tier im Sommer ist froh, wenn es sich unter einen schattenspendenden Baum stellen kann." Der Gemeinderat einigte sich darauf, die neue Klimaschutzmanagerin der Verwaltung mit dem Vorhaben zu beauftragen, der Umweltausschuss soll sich ebenfalls damit befassen. Auch andere gemeindliche Grundstücke sollen in Betracht gezogen werden.

© SZ vom 18.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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