Naturschutzaktion in Benediktbeuern:Das große Krabbeln

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Die Artenvielfalt ist ein Schwerpunkt im Programm des Zentrums für Umwelt und Kultur in Benediktbeuern, zum Beispiel beim Insektenzählen mit Martin Malkmus. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Weil viele Arten bedroht sind, soll eine Zähl-Aktion Kinder und Erwachsene für Insekten und die Natur sensibilisieren

Von Silver Lucia Breitkopf, Benediktbeuern

Zwischen den Grashalmen bewegt sich etwas, sirrt, flirrt und fliegt los, doch der Bub mit dem Kescher ist schneller. Bienen, Fliegen, Grashüpfer und allerlei Käfer fängt er damit, um sie zu zählen und gleich wieder freizulassen. Der Landesbund für Vogelschutz (LBV) hat zusammen mit dem Bund Naturschutz eine Initiative ins Leben gerufen, die sich "Insektensommer - zählen, was zählt" nennt. Dabei sollen - wie der Name schon sagt - in ganz Deutschland Insekten gezählt werden, darunter auch in Benediktbeuern, wo eine Gruppe von acht Kindern und fünf Erwachsenen mit Begeisterung dabei war. Die Initiatoren möchten damit das Bewusstsein der Menschen schärfen und sie auf die Bedeutung der Krabbler aufmerksam machen, die für den Laien meist nur lästig sind.

Allein über 500 verschiedene Wildbienenarten kann man in Deutschland finden - und sie alle sind gefährdet. Doch nicht nur die Zukunftsaussichten der Biene sehen momentan dürftig aus, die berühmte "Krefelder Studie" fand nach 30 Jahren Beobachtung der Insektenpopulation heraus, dass die Anzahl der Insekten dramatisch zurückgeht. Sabine Tappertzhofen vom LBV erklärt es so: "Als man vor 30 Jahren mit dem Auto eine weitere Strecke fuhr, klebten Tausende Insekten an der Windschutzscheibe." Heute sei das kaum noch ein Problem. Das Artensterben schreite in einem derart dramatischen Tempo voran, "da gibt es inzwischen viel weniger Insekten", so Tappertzhofen.

Aus diesem Grund hat der LBV zusammen mit dem Bund Naturschutz die Zähl- Initiative ins Leben gerufen. In Benediktbeuern ist der Ausrichter der großen Insekten-Inventur das Zentrum für Umwelt und Kultur (ZUK). Martin Malkmus vom ZUK steuert Mikroskope, Becherlupen, Kescher und Klemmbretter bei und leitet die Gruppe auf eine Wiese nahe des Klosters. Tappertzhofen gibt eine kleine informative Einführung. Die Kinder aber wollen am liebsten gleich los. Sie haben nicht nur Bienen im Kopf, sondern auch Hummeln im Hintern - und brennen darauf, mit ihren Keschern suchen zu dürfen.

Auf der Wiese und in einem nahe gelegenen Teich sollen sie nun eine Stunde lang Insekten einsammeln. Mit Hilfe von Büchern versuchen sie dann die Tiere zu identifizieren. Libellenlarven, Wasserläufer, Wasserspinnen, Gelbrandkäfer, Gelbbauchunken und Feuerameisen finden sie unter anderem. Und jetzt geht es ans Zählen. Die höchste gefundene Anzahl eines jeden Insekts wird notiert. Ziel sind dabei nicht so sehr valide Daten. Vielmehr wollen sie Ausrichter mit dem Insektenzählen bezwecken, dass die Menschen genauer hinsehen, dass sie aufmerksam auf die kleinen Krabbeltiere gemacht werden und darauf, wie gefährdet diese sind.

Vielleicht konnte ja bei dem einen oder anderen die Faszination für die Insektenwelt geweckt werden. Die Kinder jedenfalls sind voller Elan als kleine Forscher unterwegs und fachsimpeln schon kurze Zeit später darüber, ob es sich bei dem bestaunten Tier um einen Zweiflügler oder einen Hautflügler handelt. Ihnen macht die Aktion sichtlich Spaß.

Was bei den deutschlandweiten Zählungen herausgekommen ist, kann man auf der Website des Bundes Naturschutz nachlesen.

© SZ vom 12.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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