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Naturschutz in Bad Tölz-Wolfratshausen:Moor-Renaturierung in Münsing

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Das Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen beginnt in Kürze, die Entwässerungsgräben im sogenannten Münsinger Filz zu verschließen. Der Freistaat Bayern finanziert das Projekt aus den Mitteln des Klimaprogramms Bayern 2050 - Moorrenaturierung. Bereits im vergangenen Winter bereitete das Landratsamt in Kooperation mit der Lenkungsgruppe "Tölzer Moorachse" die Renaturierungsmaßnahmen vor. "Fichten werden auf naturnahen Moorböden leicht vom Kupferstecher, einem Borkenkäfer, befallen. Daher, und weil die Stellen, an denen Dämme eingebaut werden, baumfrei sein müssen, mussten sie vor der Renaturierung entnommen werden", erklärt Projektleiterin Elisabeth Pleyl von der Unteren Naturschutzbehörde.

Zwischen den Jahren 1830 und 1860 gab es in der Region nicht genügend Holz und die Leute begannen, Torf zum Heizen zu stechen. Die Entwässerungsgräben sollten eine bessere Torfausbeute ermöglichen. Da die Entwässerung keinen höheren Torfertrag nach sich zog, endete der Torfabbau, aber die Gräben blieben. Die sich selbst überlassenen Gräben entziehen dem Moor auch heute noch das Wasser. "Anders, als oft angenommen, wachsen sie nicht gänzlich von selbst zu. Dadurch geht mehr oder weniger unbemerkt die Verbrennung des Torfes in Form einer 'kalten Verbrennung' weiter", sagt Pleyl.

Der Torf, also die ursprünglich durch Nässe konservierte und nur unvollständig zersetzte Masse der über die Jahrtausende im Moore gewachsenen Pflanzen, werde immer weniger. Die Bodenlebewesen verzehrten den nun trockenen Torf, der im Hochmoor bis zu 98 Prozent der Trockenmasse ausmache, und bauten ihn komplett zu Kohlendioxid ab. "Das Moor verliert daher einen Dezimeter Höhe in zehn Jahren", führt Pleyl aus.

Nässere Torfe bedeuteten geringere Torfzersetzung, was Treibhausgasen einspare. Nasse Moore seien risikolose unterirdische CO₂-Speicher. Ein verzögerter Wasserabfluss vergleichmäßige das regionale Wasserregime, reduziere den Schadstoffaustrag in die Oberflächengewässer und fördere die Grundwasserneubildung. Durch den Wasserrückhalt in den Torfstichen und Gräben würden Lebensräume für Libellen und Amphibien geschaffen und auch die Bedingungen für Reptilien und Tagfalter verbesserten sich. "Torfmoose können wachsen und typische Arten der Hochmoore wie das sogenannte Scheidige Wollgras mit seinen weiß leuchtenden Samenständen oder die Rosmarinheide werden erhalten und können sich ausbreiten," zählt sie die Vorteile der Renaturierungsmaßnahmen auf.

Wegen seiner Größe von 73 Hektar, Repräsentanz und Artenvielfalt wählte die Lenkungsgruppe "Tölzer Moorachse" das Projektgebiet aus. "Es werden weitere Moorrenaturierungen von den Gebietsbetreuerinnen im Landkreis und durch die über das Klimaprogramm Bayern 2050 - Moorrenaturierung am Landratsamt beschäftigte Fachkraft vorbereitet", blickt Pleyl in die Zukunft.

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SZ vom 22.08.2020 / miki
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