Naturschutz im Kloster:Versuch einer Rettung

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Diese alte Buche im Innenbereich des Klosters Benediktbeuern muss gesichert und beschnitten werden. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die mächtige Blutbuche im Benediktbeurer Kloster soll trotz einiger Schäden erhalten werden.

Von Petra Schneider, Benediktbeuern

Die mächtige Blutbuche im Innenhof des Klosters ist schwer angeschlagen. Große Äste sind herausgebrochen, die Krone ist deutlich ausgedünnt. Mittels Hebebühne wurden kürzlich Seile zur Sicherung im Geäst angebracht. "Wir wollen ihr noch eine Chance geben", sagte Pater Claudias Amann beim Ortstermin. Ein Sicherheitsrisiko dürfe die Patientin aber keinesfalls darstellen.

Die Blutbuche im Innenhof des Klosters hat einen hohen Identifikationswert: Sie ist beliebtes Fotomotiv bei Hochzeiten oder Taufen, Schattenspender für Generationen von Studierenden, Lebenskosmos für Insekten und Vögel und wichtiger Baustein zum Klimaschutz. Bereits auf den ältesten Schwarz-Weiß-Fotos des Klosters sei sie zu sehen, erklärte Pater Karl Geißinger. Der vermutlich 120 Jahre alte Baum hat viele Stürme erlebt: Vor knapp drei Jahren ist durch eine starke Windhose ein Drittel der Krone weggebrochen, vor zwei Monaten, ganz ohne Wind, ein im Durchmesser etwa 18 Zentimeter dicker Ast.

Fällen oder nicht? Leichtfertig habe man diese Entscheidung nicht treffen wollen und die Fachfirma Suttner aus Kochel zu Rate gezogen, sagte Pater Amann. Nach eingehender Untersuchung und Wurzelmessung habe sich herausgestellt: Der Stamm sei widerstandsfähig, die Krone belaubt. Eine leichte Fäulnis an den Bruchstellen sei erkennbar, aber der Stamm gesund. Dass im Sommer ohne Windeinwirkung ein Ast abgebrochen sei, führt Fachmann Anton Suttner auf einen "Sonnenbrand" zurück, den sich die Buche vermutlich vor Jahrzehnten im Winter zugezogen habe. Anzeichen für die gefährliche Buchenkomplexkrankheit, die innerhalb von drei Jahren zum Absterben führt, gebe es bei der alten Baumdame im Klosterinnenhof aber nicht. Suttner ist zuversichtlich, dass sie gerettet werden kann.

Die Therapie sieht vor, Äste sukzessiv zu kürzen und größere mit Tauen locker zu sichern, damit sich der Baum selbst stabilisiert. Der Kronen-Durchmesser werde aber insgesamt kleiner. "Und falls wieder eine extreme Windhose reinfährt, müsste man umdenken", sagte Suttner. Die Kosten von rund 1500 Euro für die Rettungsmaßnahmen übernehme eine Dame, die mit dem Baum schöne Erinnerungen verbinde, aber anonym bleiben wolle. Seitens des Klosters ist man jedenfalls froh, dass es Hoffnung gibt. "Man kann so eine markante Baumgestalt nicht einfach sterben lassen", betonte Pater Geißinger.

© SZ vom 07.10.2020 / schp - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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