Naturschutz:20 Ideen sollen Isar, Loisach, Ammer und Lech retten

Tiere und Pflanzen an den Flüssen sind bedroht. Fast 200 Interessierte diskutieren darum in Benediktbeuern - die Überlegungen sind noch recht vage.

Von Julian Erbersdobler

Isar und Loisach, Ammer und Lech sind über weite Strecken noch naturnahe Alpenflüsse. Sie bieten einer Vielzahl von Tieren und Pflanzen abwechslungsreiche Lebensräume. Beim dritten Dialog "Alpenflüsse - Gestern. Heute. Morgen?" diskutierten Naturschützer, Politiker und Bürger darüber, wie man erreichen kann, dass das so bleibt. Zum ersten Mal wurden dabei 20 Gestaltungsideen vorgestellt. Fast 200 Menschen folgten der Einladung des Bezirks Oberbayern gefolgt ins Zentrum für Umwelt und Kultur (ZUK) im Kloster Benediktbeuern.

Die Dialogreihe ist Teil des seit 2014 laufenden, groß angelegten Verbundprojekts "Alpenflusslandschaften - Vielfalt leben von Ammersee bis Zugspitze". Es nimmt die Alpengewässer für die Dauer von sechs Jahren in den Fokus. Daran beteiligen sich Partner aus Naturschutz, Verwaltung, Wirtschaft und dem Sozialbereich. Gefördert wird es vom Bundesamt für Naturschutz und vom Bayerischen Naturschutzfonds.

An vier Tischen, einem für jeden Fluss, wurden mit Experten die speziellen Maßnahmen besprochen. Denn an jedem Fluss gibt es unterschiedliche Probleme. Der Lech etwa ist mit vielen Wasserkraftwerken und Wehren verbaut, die Loisach über weiter Strecken kanalisiert. Wertvolle Lebensräume an den Ufer, aber auch im Wasser gehen so verloren.

Fabian Unger vom Landesbund für Vogelschutz, der seit 2014 für Isar und Loisach verantwortlich ist, sagte, bei vielen Menschen gebe es gar kein Bewusstsein dafür, wie sensibel einige Areale an der Isar seien. Als Beispiel nannte er den Flussuferläufer, eine Vogelart, die ihr Hauptverbreitungsgebiet an der Oberen Isar hat. "Sie brüten vor allem auf den Kiesbänken", sagte Unger. Dort, wo es nicht nur die Vögel, sondern auch viele Naherholungssuchende hinziehe. "Wir müssen es schaffen, den Flussuferläufer zu schützen und gleichzeitig die Nutzung für Menschen nicht zu sehr einzuschränken."

Alpenflüsse Dialogreihe 3/5

Vor Ort war auch der stellvertretende Bezirkstagspräsident Oberbayern Michael Asam (2. v.li.).

(Foto: Andreas Struck/oh)

Ein anderer Vorschlag: Bereits verbaute Schotter- und Kiesbänke sollen so umgestaltet werden, dass sie der Fluss wieder mitreißen kann. Sonst wüchsen die Flächen mit der Zeit immer mehr zu, Allerweltsarten wie Weiden verdrängten seltene Pflanzenarten, erklärte Unger. Betroffen sei davon zum Beispiel der Isarabschnitt zwischen Lenggries und Bad Tölz.

Bei den Projekten für die Loisach spielten Moore und Streuwiesen eine wichtige Rolle. "Elf Prozent der Landkreisfläche liegen auf Moorboden", sagte Unger. Auch viele dieser Gebiete wüchsen einfach zu. Das Ziel sei, die landwirtschaftliche Nutzung wieder zu beleben. Durch Entbuschungen und Mahd sollen die Wiesen wieder in einen guten Zustand gebracht werden. "Dann bekommen auch Planzenarten wie Orchideen wieder Licht", erklärt Unger. Gleichzeitig müsse der Bevölkerung vermittelt werden, wie wichtig Moore und flussnahe Wiesen an der Loisach für den Klimaschutz seien, zum Beispiel durch Exkursionen und Renaturierungsprojekte.

Naturschutz: Am Rande des Alpenflussdialogs stellte der Fotograf Andreas Struck seine Panorama-Bilder aus. Darunter auch diese Aufnahme des Loisach-Auslaufs bei Kochel am See.

Am Rande des Alpenflussdialogs stellte der Fotograf Andreas Struck seine Panorama-Bilder aus. Darunter auch diese Aufnahme des Loisach-Auslaufs bei Kochel am See.

(Foto: Andreas Struck/oh)

Wer sich als Besucher für eine der vorgestellten Maßnahmen interessierte oder Anmerkungen hatte, konnte seine Kontaktdaten auf einen Zettel schreiben. Die Ergebnisse werden nach dem Dialog ausgewertet. So soll für jedes Projekt eine kleine Gruppe entstehen, die sich an die konkrete Ausarbeitung macht. "Die Flüsse hier im Landkreis sind Juwelen, die es zu erhalten gilt", sagte Unger. Deshalb sei es so wichtig, miteinander ins Gespräch zu kommen.

Das gilt auch für die Landwirte, die bei der Veranstaltung in Benediktbeuern kaum vertreten waren. Der Termin soll beim nächsten Mal so gelegt werden, dass mehr Landwirte ihn wahrnehmen können.

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