Süddeutsche Zeitung

Namensgebung bei Kindern:Max, Mogli und die heilige Dreifaltigkeit

Lesezeit: 1 min

Traditionelle Namen sind im Landkreis nach wie vor beliebt. Es gibt aber auch kuriose Ausnahmen.

Isabel Meixner

Die Namensgebung bei Kindern ist so eine Sache. Es gibt traditionsbewusste Eltern, die ihren Vornamen gerne an ihr Neugeborenes weitergeben oder den Stammbaum ihrer Familie abbilden, indem sie den Namen des Vaters und des Großvaters als Zweit- und Drittnamen nehmen. Wieder andere scheinen mit ihrer Auswahl klar signalisieren zu wollen, dass das Baby nicht wirklich ein Wunschkind war. So wollte einmal ein Paar sein Kind "Störenfried" taufen, was ein Gericht verbot.

Und dann gibt es noch die Eltern, die zu viele Filme geschaut oder zu viele Bücher gelesen haben. Wie wahrscheinlich die von Mogli. Mogli ist eines von 540 Kindern, das im vorigen Jahr in Bad Tölz geboren wurde. Er konkurriert um den kuriosesten Vornamens 2011 mit Trinity, deren Eltern wohl fest an die Heilige Dreifaltigkeit glauben. Die Eltern von Io scheinen dagegen Sterngucker zu sein, schließlich ist ihre Tochter nach einem Jupiter-Mond benannt. "Da gibt's lauter so G'schichten", sagt Standesbeamter Wolfgang Steger, und sein Tonfall verrät, dass er von derlei Namensgebungen keineswegs begeistert ist.

Er hat in den vergangenen Jahren festgestellt, dass Babys immer exotischere Namen erhalten. Einmal zogen Eltern sogar vor Gericht, als Steger den Zweitnamen Noël in der maskulinen Schreibweise für ein Mädchen abgelehnt hatte. "Für mich ist das ein Jungenname." Das Gericht sah das anders und erklärte Noël für zulässig. "Es ist mittlerweile fast unmöglich, Namen abzulehnen", klagt Steger.

Wobei es im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen noch nicht so schlimm sei, meinen er und sein Kollege vom Standesamt Wolfratshausen, Michael Nussbaumer. In Bad Tölz zählten 2011 Maximilian, Benedikt, Florian, Kilian, Josef und Sebastian zu den beliebtesten Jungennamen, in Wolfratshausen Matthias, Maximilian, David, Paul und Simon. Bei den Mädchen waren in beiden Städten Sophie, Marie, Maria und Magdalena der Renner. Die bundesweit bevorzugten Vornamen Ben und Mia landeten im Landkreis dagegen nicht auf den vorderen Plätzen.

Im Gegensatz zu Steger musste Nussbaumer noch keinen Namen ablehnen: "Im Zweifel schauen wir im internationalen Vornamenbuch nach, ob es den Name gibt." Lediglich Phantasie- und nicht dem Geschlecht entsprechende Namen würden abgelehnt, so die Standesbeamten - wobei auch das nicht immer stimmt, wie das Gerichtsurteil im Fall der weiblichen Noël bewiesen hat.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1260502
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 18.01.2012
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.