"Nacht der blauen Wunder":Ganz Tölz tanzt

Bei dem Festival finden Fans jeden Alters das richtige Konzert - die Älteren feiern Rihanna und Bruno Mars, die Jungen die Oldies aus den Sechzigerjahren.

Von Marika Wildhagen und Dorothée Nowotny

Schon von Weitem ist lautes Getrommel zu hören. Folgt man den Geräuschen, nähert man sich einer großen Gruppe, die kraftvoll auf ihre blechernen, leuchtenden Trommeln haut - ein tosender Auftakt zur "Nacht der blauen Wunder" in Bad Tölz. Insgesamt 13 Auftritte von Solisten und Bands in 13 unterschiedlichen Locations - und das, wie der Name sagt, in einer Nacht. Bei dem Festival klappert ein gelber US-Schulbus die Kneipen ab. Er fährt die Besucher von Auftritt zu Auftritt. Geboten wird eine bunte Mischung, die von Southern Rock über Soul bis hin zu Folk reichte - auch eine gute Gelegenheit, um Einblicke in Konzerte verschiedener Musikrichtungen zu erhalten. Der Rundgang beginnt im Gasthaus.

Schweiß, Haargel, Tattoos, Bier und Charts. Partystimmung erfüllt das schicke Kellergewölbe des "Gasthauses". Rappelvoll ist es als die Partyband InCity "Umbrella" von Rihanna anstimmt. "Musik, die tanzbar ist", so kündigt Front-Frau Kathie Kleff die nächste halbe Stunde an. Und ja, die Musik ist definitiv tanzbar - tanzmutig aber ist nur ein Paar in der ersten Reihe, für die der Rest großzügig Platz macht. Kleine Farbtupfer tanzen an der Wand und über die Gesichter der Bandmitglieder. "Can't stop the feeling" von Justin Timberlake und "Grenade" von Bruno Mars sind genau die richtigen Songs für die feierwütigen Tölzer. Das Publikum singt die Refrains mit, als hätte es nie etwas anderes gemacht: Der musikalische Nerv des im Schnitt 40-jährigen Publikums wurde also getroffen. "Wenn jetzt einer das Bedürfnis hat, sich wegen uns nackig zu machen, ja, wir sind da sehr offen", lacht die taffe Blondine Kleff. Sie findet es sensationell, dass die Musikszene in Bad Tölz so stark ausgeprägt ist und so viele Leute zum ersten Konzert der Band gekommen sind. "Mitreißend" und "wirklich gut", sagen Besucher nach dem Konzert. Die Ohrwürmer begleiten einen durch die dunklen Gassen von Bad Tölz und in die nächste Kneipe.

Nacht der blauen Wunder

Eine Sambagruppe bildet den leuchtenden Auftakt zur "Nacht der blauen Wunder".

(Foto: Manfred Neubauer)

"Papas Kesselhaus" ist urig, wie eine alte Seemannsbude. Auf zwei Etagen tummeln sich Menschen, drücken sich eng aneinander vorbei. Nachzügler bleiben auf der Empore stehen - unten im Konzertbereich ist um 21 Uhr kein Platz mehr. Eine E-Gitarre in Fischform, alte Musikinstrumente und Plattencover der Talking Heads oder von Lou Reed schmücken die Wände. Eine Matrosenfigur seilt sich vom Lautsprecher ab. Die drei Jungs von Noisepollution betreten lässig die kleine Bühne: Jonas Kalnbach an der Akustikgitarre trägt ein Rolling-Stones-Shirt und setzt damit schon ein musikalisches Statement: Keine modernen Charts, sondern Rockmusik der 60er- und 70er-Jahre steht auf dem Programm. Mit "Cat's in the Cradle" von Harry Chapin und "Give a Little Bit" von Supertramp begeistern die drei das junge Publikum. Noisepollution verleiht den Oldies eine neue Seele, neue Emotionen - unterstützt durch dreistimmigen Gesang und eigene Arrangements. "Wir sind die Nachlassverwalter der klassischen Rockmusik", sagt Kalnbach nach dem Konzert. Das Publikum teilt die Meinung der Band. "Super, dass unsere Generation wieder Musik aus den alten Zeiten feiert", sagt ein junger Besucher über das Konzert.

Im Crêpes' Home angekommen, taucht man in eine gemütliche Atmosphäre ein, die Stimmung ist entspannt und locker. Musiker Leon Kazander sitzt mit seiner Gitarre vor einem LED-Wandkamin, neben sich ein Glas Rotwein. Die erste Session wolle er sachte anfangen, sagt Kazander. Doch die E-Gitarre stehe nicht grundlos da, die Intensität solle sich im Laufe des Abends steigern. Auch mit den als sanfter bezeichneten Stücken, die Kazander unplugged spielt, nimmt der Musiker den Raum für sich ein, nicht zuletzt wegen seine kraft- und klangvollen, leicht kratzigen Stimme.

Nacht der blauen Wunder

Die Jungs von Noisepollution rocken Papas Kesselhaus.

(Foto: Manfred Neubauer)

Rappelvoll ist es im Café "Heimat" und weit entfernt von einem sachten Einstieg. Die Ballroom Busters treten auf, ein Trio, das Klassiker aus Rock- und Pop covert. Und mit diesen heizen sie die Stimmung ein. Die Freude und der Enthusiasmus des Trios überträgt sich auf das Publikum, welches von Stück zu Stück mehr in Tanzstimmung kommt.

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