Marianne Balder ist tot. Die langjährige Leiterin des Stadtarchivs Wolfratshausen ist bereits am 9. Juli nach zwei Jahren schwerer Krankheit gestorben. Nun gab die Familie ihren Tod bekannt.
Balder wurde 1936 in Berlin-Charlottenburg geboren und zog mit ihrem Mann und ihren zwei Söhnen 1975 nach Wolfratshausen, wo sie sich bald einen Namen machte. Von 1993 bis 2007 leitete sie das Stadtarchiv und machte sich um die Bewahrung der städtischen Geschichte und die Erinnerungskultur verdient. So entwarf sie 1995 die erste Ausstellung zum "Displaced Persons"-Lager Föhrenwald. Auch zum Thema Zwangsarbeit in den Rüstungsfabriken leistete sie wichtige Arbeit und fuhr zum Beispiel bis nach Prag, um mit einer überlebenden Zwangsarbeiterin ein Interview zu führen.
Balder brachte zudem eine Schriftenreihe des Stadtarchivs heraus, ihre Bände über die Wolfratshauser Straßennamen und die Wolfratshauser Kriminalgeschichte sind bis heute aufschlussreich und wichtig. Zudem war sie federführend für das Heimatbuch der Loisachstadt verantwortlich, das zur 1000-Jahr-Feier der Erstnennung Wolfratshausens erschien und das sie in mühevoller Recherchearbeit erstellt hatte. "Dieses bisher umfassendste Werk zur Wolfratshauser Geschichte allein setzt ihr bereits ein bleibendes Denkmal", erklärt Bürgermeister Klaus Heilinglechner (Bürgervereinigung) in einem Kondolenzschreiben der Stadt.
Nach ihrer Tätigkeit als Archivarin hat sich Balder weiterhin ehrenamtlich engagiert und blieb dem Archiv verbunden. Zudem war sie für das katholische Kirchenarchiv verantwortlich und stand als Kreisarchivpflegerin für den Nordlandkreis auch den umliegenden Gemeinden zur Seite. Dabei baute sie eine Website auf, die Informationen zu den Archiven des Landkreises und zur Regionalgeschichte bündelte. Für ihr herausragendes Engagement hat Balder 2002 den Kulturpreis der Stadt Wolfratshausen erhalten. Auch politisch hat sie sich eingebracht, von 1990 bis 1996 war sie parteifreie Stadträtin für die FDP-Fraktion. Balder war zudem in mehreren Vereinen und Initiativen aktiv. So war sie Gründungsmitglied im Historischen Verein, Gründungsstifterin der Energiewende Oberland, Mitglied im Burgverein Wolfratshausen sowie bei der Osteuropahilfe.
"Die Stadt Wolfratshausen verliert mit Marianne Balder eine ihrer historisch engagiertesten Persönlichkeiten, die sich größte Verdienste für die Erforschung und Bewahrung der Wolfratshauser Geschichte erworben hat", erklärt Bürgermeister Heilinglechner. "Wir werden ihr stets ein ehrendes Andenken bewahren."
Balder wurde ihrem Wunsch gemäß bereits im kleinen Familienkreis beigesetzt, im Beisein ihres Mannes, ihrer Kinder, Enkel und einiger Nachbarn. Sie wurde 85 Jahre alt.