Süddeutsche Zeitung

Nachruf:Trauer um Erhard Hößle

Von Benjamin Engel, Schäftlarn

Der Traum zu fliegen ist so alt wie die Menschheit. Das ist in den kunstvollen Flugdrachen zu spüren, die Erhard Hößle konstruiert hat. Für seine Flug- und Bewegungsmaschinen war der Silberschmied und Bildhauer bekannt. Zur 1000-Jahrfeier Wolfratshausens hatte er sich 2003 ein Feuer-Spektakel ausgedacht. Hößle fertigte lange, elastische Stangen und Drahtkörbe, in die er Laub, Daxen und Tannenzapfen füllte, die er zusammen mit vielen Mitwirkenden entzündete. "Feuerzeug" nannte er seine von Musik untermalte Choreografie.

Der einfallsreiche Bildhauer hat gerne mit vielen Menschen zusammengearbeitet. Seit 1964 wohnte Hößle mit seiner Familie in Zell bei Ebenhausen. 1969 wurde er Professor an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg. Bis 1991 leitete er dort den Lehrstuhl für Gold- und Silberschmiede. Für das Alte Rathaus in München schuf er das Windrad-Mobile. Es soll auf das dortige Spielzeugmuseum hinweisen.

Seit den 1970er Jahren fertigte Hößle profane Silberschmiedearbeiten und überdimensionale Objekte. So konstruierte er mit dem Ingenieur Georg Kraus eine begehbare Sofortbildkamera, um für die Industrie Objekte im Maßstab 1:1 ablichten zu können. In jüngster Zeit fertigte er Gaskocher aus Metall, die er mit Flammensymbolen verzierte. Zudem widmete er sich der Fotografie und fing in dreidimensionalen Bildern Schattenwürfe ein. Öffentlich stellte er nicht mehr aus. Am 25. Juli ist Erhard Hößle im Alter von 90 Jahren gestorben, nur einen Monat nach dem Tod seiner Tochter, der Holzbildhauerin Sophia Hößle.

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Quelle:
SZ vom 06.08.2019
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