In einem Leben ist Platz für mehr als eine Leidenschaft. Das würde Josef Zilch wohl bezeugen. Als er Anfang der Siebzigerjahre in seine Wahlheimat Neufahrn bei Egling zog, schloss er mit dem damaligen Bürgermeister einen bemerkenswerten Handel: Zilch bekam ein Jagdgebiet an der Neufahrner Keltenschanze, wenn er dafür sonntags die Orgel im Dorf spielte. Ein wohl einzigartiger Deal. Dass sich Musik und Jagd aufs Vergnüglichste vereinen lassen, stellte der Musiker einige Jahre später mit seiner Hubertusmesse unter Beweis. Die beschwingte Komposition für vier Hörner und Orgel brachte ihm eine Goldene Schallplatte ein.
Widersprüche wusste der gebürtige Oberpfälzer, Jahrgang 1928, offenkundig zu versöhnen. Nach dem Krieg hatte er sein Geld zunächst als Musiker in amerikanischen Kneipen verdient – und dann als Orgelspieler in der Kirche. Er sei als Kind „begabt, aber faul“ gewesen, erinnerte er sich bei einem Gespräch zu seinem 95. Geburtstag. Doch dann habe er seine Devise gefunden: „Üben, üben, üben.“ Bereits mit zwölf Jahren wurde er erster Organist am Marienmünster in Schwandorf, seiner Heimatstadt.
An der Hochschule für Musik in München absolvierte er Ende der Fünfzigerjahre zunächst sein Studium, um 1971 als Professor zurückzukehren und zwei Jahre später den Lehrstuhl für Musikpädagogik und Dirigieren zu übernehmen. Kurz darauf entflammte eine neue Leidenschaft in ihm: Japan! Von 1976 an war er ständiger Gastdirigent in Tokio, die Kunsthochschule Musashino verlieh ihm den Titel eines Professors honoris causa. In Wolfratshausen fädelte er die bis heute gefeierte Städtepartnerschaft mit Iruma ein.
Das Dirigieren habe ihn beflügelt, sagte er im Gespräch mit der SZ. Vor allem Carl Orff uns seine Carmina Burana hatten es ihm angetan. Mehr als 80 Mal hat er die Gesänge geleitet. Zu seinem 95. Geburtstag im Mai 2023 bat er bei Freunden und Bekannten um Spenden statt Geschenke. 3500 Euro kamen so zusammen. Er überwies sie dem Kindergarten in Neufahrn für die musikalische Früherziehung. Selbst saß er noch fast täglich am Flügel und improvisierte – vor dem Porträt seiner Frau. Wie nun bekannt wurde, ist Josef Zilch am 16. November gestorben.
Das Requiem findet am Samstag, 14. Dezember, 14 Uhr, in der Filialkirche Sankt Johannes der Täufer in Neufahrn statt. Die Beerdigung erfolgt im engsten Familienkreis.