Nachruf auf einen engagierten Landkreisbürger:Trauer um Ulrich Gruber

Nachruf_Ulrich Gruber

Der Himalaya-Experte Ulrich Gruber aus Dietramszell, der eine Sektion der Zoologischen Staatssammlung geleitet hat, ist im Alter von 89 Jahren gestorben.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Die vergangenen Jahre hat Ulrich Gruber an seinen Memoiren gearbeitet. Doch seine Zeit sollte nicht mehr ausreichen, um alle Geschichten aufzuschreiben. So viel hat der Reptilienforscher, Bergsteiger und Tibet-Reiseführer erlebt. Nun ist er, nach 99 großen Reisen, im Alter von 89 Jahren gestorben.

Wo fängt man am besten an, Ulrich Grubers Leben nachzuzeichnen? Vielleicht am Nanga Parbat im Himalaya 1934, wo eine Gruppe deutscher Bergsteiger verunglückte, als Ulrich Gruber zwei Jahre alt war - unter ihnen Ulrich Wieland, sein Patenonkel. Oder in Freiburg, wo der gebürtige Berliner während seines Biologie-Studium seine Liebe zu den Bergen entdeckte. Oder am Patscherkofel, dem Hausberg Innsbrucks, wo er für seine Promotion Rötelmäuse fing und plötzlich einer der Überlebenden jener Nanga-Parbat-Expedition seines Patenonkels in sein Leben trat: Ob er ihn zum Kartografieren auf eine Himalaya-Expedition begleiten wolle, fragte Erwin Schneider.

Eine, die Grubers Berggeschichten kennt wie wohl kaum ein anderer Mensch, ist Margarete Gruber. Ihr schickte er seine Reiseberichte, als er als Kartograf ins Himalaya reiste und danach dort blieb, um weiter zu forschen. Ihr erzählte er, wie ihn die Begegnungen mit Sherpas bewegten, und wie er zum tibetischen Buddhismus fand. Sie heirateten, bekamen zwei Söhne und adoptierten eine Tochter aus Tibet, sie haben Enkelkinder und viele gemeinsame Reisen erlebt.

Im Himalaya war Gruber nicht daran interessiert, die höchsten Berge zu erklimmen. "Auf die 8000er können andere gehen", sagte er vergangenen Herbst der SZ. "Mich interessieren die Täler und was darin lebt." Grubers Leidenschaft war die Zoologie. Während er sich im Himalaya noch vorwiegend mit Mäusen befasste, wandte er sich 1971 Reptilien zu: Er wurde an der Zoologischen Staatssammlung Münchens Leiter der Sektion für Herpetologie. Er verfasste zahlreiche Beiträge über Schlangen, befasste sich mit Eidechsen in Griechenland und mit der Tierwelt der Sahara. Er schrieb Kapitel über Schlangen und Schleichen im Lexikon "Bernhard Grzimeks Tierleben" und war Autor eines Kosmos-Naturführers über "die Schlangen Europas und rund ums Mittelmeer." Als Mensch, sagt sein Nachfolger an der Zoologischen Staatssammlung Frank Glaw, habe er immer etwas der buddhistischen Ruhe ausgestrahlt. "Ja, so eine sympathische Gelassenheit."

Nicht nur beruflich beschäftigte sich Gruber mit Tieren. Bis ins hohe Alter half er Kröten über die Straßen, er setzte sich für das Moorgebiet Zellbachtal ein, als dort eine Mülldeponie entstehen sollte. Gruber war Mitglied des Dietramszeller Gemeinderates, zwölf Jahre lang, als Mitglied der Grünen.

Seine Liebe zu Nepal blieb. Gruber schrieb Bücher darüber, er hielt Vorträge, leitete Reisegruppen und gründete den Verein "Die Freunde Nepals". Nun ist sein Engagement zu einem Ende gekommen. Am 20. Juli 2021 ist er gestorben. Seine letzte Ruhe fand er auf dem Waldfriedhof Dietramszell.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: