Nachhaltigkeit in Geretsried:Klimaziel wird verfehlt

Das Scheitern der Geothermie ist nicht der einzige Grund.

Von Felicitas Amler

Das Klimaschutzziel, das sich die Stadt Geretsried vor sechs Jahren gesetzt hat, wird wohl nicht zu erreichen sein. Und das liegt nicht nur daran, dass die Enex GmbH gerade zum zweiten Mal mit einem Geothermie-Vorhaben im Stadtgebiet gescheitert ist. Die Stadt hat auch nur zu einem äußerst geringen Anteil unmittelbaren Einfluss auf den Ausstoß von Kohlendioxid (CO₂), den sie bis 2020 um 40 Prozent senken wollte. Nach Auskunft des Rathaussprechers Thomas Loibl tragen Gewerbe, Industrie, Sonderkunden, Privathaushalte und Verkehr 97 Prozent, der kommunale Bereich nur drei Prozent zu den Emissionen bei, die im Jahr 2010 bei knapp 220 000 Tonnen lagen.

Die Liegenschaften der Stadt werden laut Loibl regelmäßig hinsichtlich ihres CO₂-Ausstoßes kontrolliert. Dieser sei seit 2010 um etwa 50 Prozent gesenkt worden. Insofern gehe die Stadt mit gutem Beispiel voran. Seit Januar dieses Jahres versorge die Stadt all ihre Liegenschaften mit Strom, der zu 100 Prozent aus regenerativen Quellen - konkret: aus Wasserkraft - erzeugt werde. Unabhängig vom Verbrauch sei damit im Bereich elektrische Energie der Kohlendioxid-Ausstoß auf Null reduziert worden. Der Gasverbrauch sei in den vergangenen acht Jahren ziemlich unverändert geblieben, erklärt der Rathaussprecher.

Als der Geretsrieder Stadtrat vor sechs Jahren das Klimaschutzziel ausgab, rechnete er damit, dass über die Geothermie in Gelting ein Fernwärmenetz geschaffen werden könnte. Damit hätten laut Loibl die CO₂-Emissionen um etwa 41 000 Tonnen jährlich reduziert werden können. Nun aber müssen der Stadtrat und die angestellte Energiemanagerin Roswitha Foißner über ein neues Ziel und neue Maßnahmen nachdenken. Ein erster Schritt werde mit der etwa vier Millionen Euro teuren Hackschnitzel-Heizzentrale gegangen, so erklärte Bürgermeister Michael Müller (CSU) kürzlich, welche die Geretsrieder Stadtwerke im kommenden Jahr am Schulzentrum Adalbert-Stifter-Straße errichten wollen. Dort sollen die Adalbert-Stifter-Mittelschule, Gymnasium und Realschule, Bücherei, Volkshochschule, Jugendzentrum sowie das künftige interkommunale Hallenbad angeschlossen werden.

Die Energiemanagerin legt dem Stadtrat etwa jedes halbe Jahr einen Energiebericht vor; das nächste Mal soll dies Anfang 2018 geschehen. Die Frage, ob seit dem Klimaschutz-Beschluss vor sechs Jahren der Kohlendioxid-Ausstoß überhaupt noch einmal ermittelt wurde, verneint der Rathaus-Sprecher: Wegen des immensen Aufwands könne "großflächig nur grobmaschig gemessen werden".

Eine Erhebung sei für den Zeitpunkt vorgesehen gewesen, an dem Ergebnisse aus dem Geltinger Geothermie-Projekt vorlägen. Dies ist nun in ganz anderer Weise der Fall als erhofft. Der Stadtrat werde nun erneut über das Klimaschutzziel diskutieren müssen, so Loibl.

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