Nachhaltigkeit:Dieser TV-Bösewicht will die Welt verbessern

Nachhaltigkeit: Im Biohotel Oberambach stellt der Münsinger Schauspieler Thomas Darchinger alle drei Monate Menschen und Projekte vor, die die Welt besser machen. Aufzeichnungen der Gespräche gibt es im Internet.

Im Biohotel Oberambach stellt der Münsinger Schauspieler Thomas Darchinger alle drei Monate Menschen und Projekte vor, die die Welt besser machen. Aufzeichnungen der Gespräche gibt es im Internet.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Thomas Darchinger holt für sein Projekt "Gut, Mensch" Gäste nach Münsing, die etwas bewegt haben - darunter Jane Goodall und Sahra Wagenknecht.

Interview von Stephanie Schwaderer

"Gut, Mensch" heißt ein neues Projekt von Thomas Darchinger, das von Münsing in die Welt ausstrahlen soll: Auf einem eigenen Youtube-Kanal und anderen Internet-Plattformen stellt der bekannte Schauspieler, der vor der Kamera gerne den Schuft und Schurken gibt, Projekte vor, die beweisen: Man kann die Welt zum Guten verändern. Neben Dokumentarfilmen zeigt "Gut, Mensch" Podiumsgespräche, die alle drei Monate im Schlossgut Oberambach aufgezeichnet werden.

SZ: Was bewegt einen Bösewicht, Gutes zu tun?

Thomas Darchinger: Auch wenn man oft den Bösewicht spielt, heißt das nicht, dass man nicht ans Gute glauben würde. Mir macht der Zustand unserer Welt Sorgen: Kriege, Armut, Umweltzerstörung, fragwürdige technologische Entwicklungen - die Probleme sind komplex. Und zugleich sind wir so gut vernetzt, dass wir ständig mit schlechten Nachrichten konfrontiert werden. Daraus kann schnell Frustration entstehen: Wo soll man schon anfangen? Mein Ansatz ist es, Mut zu machen. Ich will zeigen: Wenn man Dinge anpackt, kann man etwas ändern. Aus vielen vitalen Keimzellen kann eine starke Bewegung werden. Die Suche nach Lösungen muss im Kleinen beginnen.

Wie kann man als Münsinger ein globales Problem angehen?

Nehmen wir das Thema Ernährung: Es gibt viele Studien, die belegen, dass nicht die Agrarindustrie die Welternährung sicherstellen kann, sondern dass dies die Kleinbauern sind. Die Frage ist: Wie lässt sich das gestalten? Kein Bauer in meiner Nachbarschaft kann mehr von seiner Landwirtschaft leben. Einmal am Tag kommt der Milchwagen von Champignon vorbei, und dann steht die Milch zu einem lächerlichen Preis beim Netto im Regal. Das ist nicht gut. Da kann man was dagegen tun.

Was denn, zum Beispiel?

Ich war gerade in Kenia, um einen Dokumentarfilm über "Limbua" zu drehen. Das Projekt wird am kommenden Sonntag auch in unserer Gesprächsrunde in Oberambach vorgestellt. Matti Spiecker, ein junger Kerl, hat es mit Klugheit und Verve geschafft, 5000 Kleinbauern in ein Unternehmen einzubinden, das zu den führenden Produzenten von Bio-Macadamia-Nüssen zählt. Die Bauern leben wieder in einer gesunden Umgebung, in der nicht hemmungslos von gefährlichen Spritzmitteln Gebrauch gemacht wird. Das Gift hatte in den betroffenen Regionen unter anderem zu einem rasanten Anstieg der Krebsrate geführt. Die Biobauern werden fair behandelt, können weiter selbstbestimmt leben und so dem allgegenwärtigen Landgrabbing entkommen. Einen anderen Film haben wir in Marokko gedreht, wo sich ein Dorf als Genossenschaft organisiert hat. Mit Permakultur gelingt es den Bauern dort, sich wieder gut zu ernähren und vernünftige Preise zu erzielen.

Die Münsinger Bauern könnten sich von Ihren Gesprächspartnern also inspirieren lassen?

Auf alle Fälle. In Holzhausen steht ein altes Wirtshaus leer. Die Bauern könnten sich zusammentun und dort eine kleine Molkerei und einen Hofladen einrichten. Mit Biomilch aus einer wunderbaren Region, wo tausend Kräuter auf den Wiesen wachsen, könnten sie ganz andere Preise erzielen - und wieder stolz auf ihre Arbeit sein.

Das Gesprächsthema am Sonntag ist eigentlich Globalisierung.

Ja, meine drei Gäste zeigen alle, dass Globalisierung nichts Schlechtes sein muss. Im Idealfall ermöglicht sie es Menschen, über alle Kontinente hinweg gemeinsam in Frieden und Wohlstand zu leben.

Wie finden Sie Ihre Gesprächspartner?

Ich bin zum Glück sehr gut vernetzt. Und seit es sich in meinem Bekanntenkreis herumgesprochen hat, welche Themen mich interessieren, bekomme ich Tipps von vielen Seiten - und richtig spannende Gäste: Jane Goodall, die bekannte Verhaltensforscherin, wird nach Münsing kommen, und Sahra Wagenknecht und Renate Künast haben auch schon zugesagt.

Wie finanzieren Sie das Ganze?

Ohne Sponsoren geht es nicht. Die Gäste bekommen zwar kein Honorar, und die Übernachtung wird vom Hotel übernommen. Aber ich brauche ja auch Kameraleute und Cutter. Mittlerweile sind zum Glück zwei Stiftungen an Bord gekommen.

Sie haben Ihre Plattform "Gut, Mensch" genannt. Muss ein guter Mensch politisch sein?

Was ist ein guter Mensch? Ich weiß nicht, ob ich einer bin. Aber ich wollte bewusst die negative Besetzung des Wortes "Gutmensch" brechen. Es ist nichts Falsches daran, Gutes zu tun. Man muss aber auch nicht päpstlicher sein als der Papst.

Kaufen Sie im Discounter ein?

Nein. Seit ich gesehen haben, wie Menschen für unsere Billigprodukte mit ihrer Gesundheit und ihrem Leben bezahlen, bringe ich das nicht mehr fertig. Geiz ist total ungeil.

Worin besteht Ihr Lohn für dieses Projekt?

Darin, dass ich sehe, dass Leute aktiv werden. Demokratie ist kein Konsumgut. Wenn wir unzufrieden sind, müssen wir uns einbringen.

So wie Sie in Münsing, wo Sie gegen den geplanten Ausbau der Staatsstraße 2065 kämpfen?

Wenn ein Stück Lebensqualität bedroht ist, bleibt einem nichts anderes übrig. Warum sollte eine so charaktervolle Straße, die sich perfekt in die wunderschöne Landschaft einpasst, durch eine Rennstrecke ersetzt werden? Leider halten die Behörden noch immer an ihren Plänen fest. Aber einige Bauern sind ausgesprochen stur - Gott sei Dank.

Die zweite Gesprächsrunde im Schlossgut Oberambach findet am Sonntag, 25. Juni, statt, Beginn 19.30 Uhr. Thomas Darchingers Gäste sind Andrea Bury, Geschäftsführerin und Gründerin des Labels "Abury", Matti Spieker, Gründer und Geschäftsführer von "Limbua", und Ralf Kunert, Geschäftsführer von "Naturamus". Mehr Informationen unter www.gut-mensch.net

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