Nachhaltiges Projekt:Mit Hackschnitzeln zur Energiewende

Holz

Holz ist der nachwachsende Rohstoff im Landkreis.

(Foto: dpa)

Eine gemeinsame Dorfheizung könnte künftig in Beuerberg einen Großteil des Wärmebedarfs aus regenerativen Quellen decken. Es gibt aber Hürden

Von Benjamin Engel

Nur zusammen mit dem ländlichen Raum kann die Energiewende gelingen. Der Landkreis scheint dafür beste Voraussetzungen zu bieten, lässt sich doch Holz aus heimischen Wäldern im großen Stil zu Hackschnitzeln verarbeiten und damit als regionale Rohstoffquelle nutzen. Wo dabei die Chancen und Risiken liegen, zeigt das Beispiel Beuerberg anschaulich. In dem Klosterort der Großgemeinde Eurasburg heizen derzeit mehr als 77 Prozent aller Haushalte mit Öl. Nur um die 22 Prozent decken ihren Wärmebedarf mit regenerativer Energie.

Beuerberg ist damit laut Andreas Scharli typisch für viele Dörfer der Region. In mehr als 20 ländlichen Orten zwischen Valley im Osten und Steingaden im Westen hat der Energiemanager der Energiewende Oberland (EWO) aber schon sogenannte Dorfheizungsprojekte zur regenerativen Wärmegewinnung realisiert. In Beuerberg könnte eines der bislang größten verwirklicht werden.

Die Ergebnisse einer ersten Umfrage im Dorf sind dafür zumindest vielsprechend. Insgesamt könnten sich 107 und damit fast 60 Prozent aller Beuerberger Haushalte vorstellen, ihren Wärmebedarf künftig damit abzudecken. Machten alle mit, ließen sich so 400 000 Liter Heizöl pro Jahr einsparen, so Scharli. "Das sind mehr als 1000 Tonnen CO₂." Alle anzuschließen, wird aber nicht funktionieren. Denn es müssten insgesamt fünf Kilometer Leitungen verlegt werden. Die Wärmeverluste wären zu groß, um eine mit Hackschnitzeln betriebene Dorfheizung zu betreiben.

Es wird daher darauf hinauslaufen, sich auf Dorfgebiete mit vielen auf einem Fleck konzentrierten Abnehmern zu beschränken. Infrage kommen dafür zwei Kristallisationsgebiete: Zum einen im Dorfkern um das frühere Kloster - dort entwickelt die Erzdiözese München und Freising ein Kultur- und Bildungszentrum sowie eine Herberge und organisiert Ausstellungen - sowie das Areal um Schule, Raiffeisenbank und Kindergarten. Um die 45 Gebäude ließen sich dort laut Scharli mit Wärme versorgen. Das Einsparpotenzial: 300 000 Liter Heizöl im Jahr. Nur noch 1,8 Kilometer Trasse müssten verlegt werden. Weiter südlich im Dorf könnten 15 Gebäude mittels Dorfheizung über 800 Meter lange Leitungen ihren Wärmebedarf decken. Das könnte nochmals 40 000 Liter Heizöl pro Jahr einsparen, so Scharli.

Was sich bestechend einfach anhört, kann aber schnell an knappen Ressourcen scheitern. Holz als natürlicher Grundstoff zur Wärmegewinnung ist selbst in einem waldreichen Landkreis wie Bad Tölz-Wolfratshausen nicht unbegrenzt vorhanden. "Mit 100 Prozent Biomasse wird das sicher nicht klappen", schränkt Scharli auf Nachfrage ein. An verstärkter Gebäudedämmung und Energieeinsparung werde niemand vorbeikommen.

In Beuerberg könnte eine Diversifizierung regenerativer Energien entlastend wirken. Dafür bietet sich etwa das Wasserkraftwerk an der Loisach nahe des Gasthauses zur Mühle an. Mit dem dort erzeugten Strom könnte eine Hochtemperaturwärmepumpe betrieben werden, die den Heizbedarf vor allem in den Sommermonaten sicherstelle, so Scharli. Gleiches könnte von der Wertstoff- und Vermarktungsgesellschaft (WGV) aus Quarzbichl hergeleitetes Rohbiogas leisten.

Vorerst sind das für Beuerberg Zukunftsszenarien. Für das Heizwerk einen ortsbildverträglichen Standort - fünf stehen derzeit zur Auswahl - und eine Betreibergesellschaft zu finden, sind erste Hürden. Dann folgen Umfragen für mögliche Dorfheizungen in Eurasburg und Achmühle. Die Rückmeldungen von fast 60 Prozent aus Beuerberg stimmen Bürgermeister Moritz Sappl aber zumindest positiv. "Das ist ein gigantischer Wert."

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