Nach Unfällen:Kritiker fordern Ende der Tölzer Leonhardifahrt

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Die Leonhardifahrt in Bad Tölz zieht jedes Jahr Tausende Menschen an. (Foto: Manfred Neubauer)
  • Nach dem Tod eines Pferdes in diesem Jahr und einem Unfall, bei dem Pferd und Reiter schwer verletzt wurden, wird Kritik an der Leonhardifahrt in Bad Tölz laut.
  • Die Tierschutzorganisation PETA wollen nun sogar ein deutschlandweites Verbot von Pferdekutschen auf Leonhardiumzügen.
  • Das Landratsamt sieht dafür aber weder einen Anlass noch eine rechtliche Grundlage.

Von Claudia Koestler, Bad Tölz

Bis zu 18 000 feiernde Menschen, laute Blasmusik, schwere Wägen, Kopfsteinpflaster und der steile Maierbräugasteig: Für viele Besucher ist die Tölzer Leonhardifahrt eine spektakuläre Schau, für Einheimische eine Tradition und für die Deutsche UNESCO-Kommission ein Kulturerbe. Doch in diesem Jahr hat die Wallfahrt eine Welle der Kritik nach sich gezogen, ausgelöst durch mehrere Vorfälle: Ein Pferd war gestürzt, wobei sich der Reiter schwer verletzte. Und gegen Mittag hatte eine Stute in der Nockhergasse zunächst geschwächelt, um kurz danach auf der Straße zu verenden.

In der Folge fordern nun Kritiker in Leserbriefen und den sozialen Medien die Abschaffung der Wallfahrt, weil aus ihrer Sicht die Tiere zu großem Stress ausgesetzt sind. Die Tierschutzorganisation PETA geht noch weiter und sieht "die einzige Lösung zum Schutz von Mensch und Tier" in einem "Verbot von Pferdekutschen".

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So heftig entwickelte sich die Diskussion, dass sich nun die Kreisbehörde bemüßigt sieht, eine Stellungnahme abzugeben. "Das Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen sieht weder Anlass noch rechtliche Grundlage, Kutschenfahrten generell zu verbieten. Somit besteht auch keine Notwendigkeit, die Tölzer Leonhardifahrt zu beschränken oder zu verbieten", heißt es aus der Pressestelle.

In den vergangenen Jahrzehnten der Tölzer Leonhardifahrt sei kein einziger tierschutzrechtlich relevanter Verstoß festgestellt worden, teilt die Behörde mit. "Durch die ständige Anwesenheit eines Veterinärs wird sichergestellt, dass Tiere, die den Anforderungen nicht gewachsen zu sein scheinen, an der Veranstaltung nicht teilnehmen." Ein Amtstierarzt des Landratsamtes sei regelmäßig in den Ablauf der Leonhardifahrt eingebunden: "Der Amtsveterinär ist Teil des Kommunikationsplans der Polizei", erklärt Pressesprecherin Marlis Peischer. Jedes Jahr begutachte dieser am Morgen vor Beginn der Leonhardifahrt jedes einzelne aus den Anhängern ausgeladene Tier, um sich einen Gesamteindruck von jedem Pferd zu verschaffen. "Eine wesentliche Rolle spielt dabei die Frage, ob es Anhaltspunkte geben könnte, dass ein Pferd aus tierschutzfachlichen Gründen für die Leonhardifahrt nicht eingesetzt werden darf", sagt Peischer. Während des Zuges postiere sich der Veterinär so, dass er alle Zug- und Reittiere in Bewegung beobachten kann, um gegebenenfalls bei Auffälligkeiten, etwa bei Lahmheiten, sofort eingreifen zu können.

Als nun am vergangenen Dienstag das Pferd in der Nockhergasse zusammenbrach, habe der Führungsstab selbst den Amtstierarzt informiert. Dieser sei "nur sieben Minuten nach dem Anruf" bei dem Tier gewesen, habe allerdings nurmehr den Tod feststellen können. Vermutet wird der Abriss der Aorta als Grund.

Von dem verunglückten 34-jährigen Lenggrieser hingegen gibt es gute Nachrichten: Nachdem er sich bei einem Sturz das Schlüsselbein gebrochen hatte, war er in der Stadtklinik operiert und drei Tage lang stationär aufgenommen worden. Nun dankte der Klinik für die "gute Versorgung". Er sei zudem, wie das Krankenhaus ebenfalls mitteilt, "froh, dass dem Pferd bei dem Unfall nichts passiert ist und es dem Tier soweit gut geht."

© SZ vom 12.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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