Nach Sympathiebekundungen:Weindl zieht Landrats-Kandidatur zurück

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Der CSU-Hoffnungsträger will wieder als Bürgermeister für seine Heimatgemeinde Lenggries antreten. Die Absage überrascht seine Parteifreunde, die nun nicht wissen, wen sie nominieren sollen.

Suse Bucher-Pinell

Werner Weindl ist nicht mehr Kandidat für die Landratswahl im März 2014. Am Mittwoch zog er seine Bewerbung zurück, um stattdessen bei der zeitgleich stattfindenden Kommunalwahl ein viertes Mal als Bürgermeister seiner Heimatgemeinde Lenggries anzutreten. Erst vor einem Monat hatte ihn der CSU-Kreisvorstand als Wunschkandidaten öffentlich vorgestellt, die Kreisdelegierten hätten ihn im Herbst offiziell nominieren sollen.

Ein Nachfolger ist noch nicht in Sicht. Kreisgeschäftsführerin Heidi Kastenmayer versucht abzuwiegeln: "Wir haben genug Zeit", sagt sie. Die CSU bestehe nicht nur aus dem Kandidaten Weindl.

"Ich schaffe es nicht, der Gemeinde den Rücken zu kehren", gestand Weindl bei einem kurzfristig einberufenen Pressegespräch am Mittwochvormittag in seinem Amtszimmer ein. "Im Grund meines Herzens bin und bleibe ich ein Lenggrieser." Nicht ganz so gelassen wie sonst sitzt er am Besprechungstisch, zwei von Hand beschriebene DIN A4-Blätter mit den Formulierungen für seine Stellungnahme vor sich, und dreht nervös einen Kugelschreiber zwischen den Fingern. Die Reaktionen der Lenggrieser Bürger nach Bekanntgabe seiner Kandidatur hätten ihn tief bewegt, sagt er. "Sympathiebekundungen größten Ausmaßes" seien es gewesen, nicht nur aus der CSU. Überall, beim Spazierengehen, beim Einkaufen, beim Arzt, immer sei er auf seine Entscheidung angesprochen worden. "Die Gefühle habe ich total unterschätzt."

Nun möge er manchen als "Provinztrottel" gelten, in gewisser Weise sei ihm der Rückzug auch peinlich. Es habe sich aber ein so großer psychischer Druck aufgebaut, dass er bereits gesundheitliche Auswirkungen spüre. "So kann ich keinen engagierten Wahlkampf führen", sagte der 52-Jährige. Er wolle sich nicht monatelang mit diesem Druck durchschleppen. Jene, die er enttäuscht oder verärgert habe, bitte er um Verständnis.

Die Entscheidung zum Rückzug habe er mit seiner Familie getroffen. Vorigen Sonntag habe er Martin Bachhuber, den CSU-Kreisvorsitzenden, Josef Wasensteiner, den Ortsvereinsvorsitzenden der Partei, sowie seinen Bürgermeisterstellvertreter Franz Schöttl (CSU) telefonisch informiert. Am Dienstag die Kreis-CSU und die Kreistagsfraktion. Auch die CSU-Gemeinderatsfraktion wisse Bescheid. Bachhuber, der am Mittwoch im Landtag war und nicht am Pressegespräch teilnehmen konnte, bedauert die Entscheidung in einer schriftlichen Stellungnahme, die Weindl der Presse weiterreichte. "Wir sind uns sicher, dass Werner Weindl ein sehr guter Landrat gewesen wäre", heißt es darin.

Nichtsdestotrotz akzeptiere er die Entscheidung. Bachhuber hatte Weindl, der seit 2008 stellvertretender Landrat ist, vor vier Wochen hoch gelobt wegen seiner politischen Erfahrung, seines Fachwissens und seiner Kenntnis des Landkreises. "Ein Glücksfall", sagte er. Der stellvertretende CSU-Kreischef Franz-Xaver Demmel hatte ergänzt: "Wir haben keinen besseren." Am Mittwoch gab die Kreisgeschäftsführerin die Parole aus, dass es in der CSU jede Menge Leute gebe, denen man das Amt zutraue. Es müsse nicht immer ein Bürgermeister sein.

Franz Schöttl, seit über zehn Jahren Weindls Stellvertreter, ahnte so wenig von dessen Gesinnungswandel wie Ortsverbandschef Josef Wasensteiner. Schöttl war intern schon als Nachfolger im Amt des Bürgermeisters in Position gebracht. "Ich hätte eine Kandidatur angenommen und habe bereits viel Zuspruch und Ermunterung erfahren." Gegen Weindl werde er jedoch nicht antreten. "Dafür haben wir zu lang und zu gut zusammengearbeitet", sagt er. Wasensteiner geht davon aus, dass der Ortsverband Weindl nominieren wird.

Sprachlos war zunächst Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler), den die Nachricht am Mittwoch beim Landkreistag in Altötting erreichte. "Ich schätze Werner Weindl sehr als Kollege", sagte er, die Entscheidung an sich wollte er aber nicht kommentieren. Niedermaier kenne die Gefühle und habe sie in Bad Tölz, wo er vor seiner Wahl zum Landrat Bürgermeister war, ähnlich erlebt. Allerdings erst nach der Wahl. Vorher habe er sie nicht so wahrgenommen. Weindl wäre ein starker Gegenkandidat für ihn gewesen, das sieht auch er wie viele andere so. "Wir hätten aber ein Niveau gefunden, dass der Wahlkampf vernünftig läuft", zeigt er sich sicher.

Thomas Holz wird nach eigenen Worten nicht als Kandidat zur Verfügung stehen. "Ich bin in Kochel bereits als Bürgermeisterkandidat nominiert." Dabei bleibe er.

© SZ vom 16.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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