Süddeutsche Zeitung

Nach Protesten:Alternative für Krippenneubau

Elternbeirat schlägt anderes Grundstück in Penzberg vor

900 Unterschriften gegen den Bau eines Kinderhauses auf dem Pausenhof der Grundschule an der Birkenstraße - dies war nicht die einzige Überraschung, mit der der Elternbeirat der Grundschule beim Runden Tisch im Penzberger Rathaus aufwartete. Zur Unterstützung hatten sich die Elternvertreter den Juristen Andreas Vetter geholt, der der Bürgermeisterin Elke Zehetner (SPD) und der Stadtverwaltung ein Alternativgrundstück für den Bau vorlegte. Es handelt sich um ein 4229 Quadratmeter großes Areal an der Ahornstraße. Das Grundstück gehört Vetters Familie - und soll nun auf seine Eignung hin geprüft werden.

Die Grundstückseigentümerinnen seien "sehr an fairen und zügigen Verhandlungen mit der Stadt Penzberg interessiert und können sich unter anderem auch einen Grundstückstausch zu fairen Bedingungen vorstellen", teilte Vetter einen Tag nach dem Treffen in einer E-Mail an die Stadtverwaltung mit. Da die Fläche Teil eines bestehenden Bebauungsplans sei, könnte das Neubauvorhaben eventuell zügig durchgeführt werden, so Vetter.

Mit diesem Alternativstandort könnte in die Debatte über den Bau einer neuen Kinderkrippe im Bereich der Birkenstraße wieder Bewegung kommen. Dabei sah es zu Beginn des Runden Tisches am Montag im Penzberger Rathaus nicht so aus, als wolle man sich von Stadtseite aus auf die Betroffenen zubewegen. Eine gute Stunde lang referierten Kämmerer Johann Blank, Stadtbaumeister Justus Klement, Ordnungsamtsleiter Peter Holzmann und Architekt Christian Holzer über Chronologie und Vorzüge des Standorts. Die neue Krippe soll auf dem Pausenhof zwischen Grundschule und Montessori-Schule errichtet werden. Dieser Standort sei nach Prüfung vieler Grundstücke als der Beste auserkoren worden. Um das zu belegen, hatte die Stadtverwaltung eine Chronik mit vielen Bildern vorbereitet. Der Elternbeirat der Grundschule konterte mit einer mehr textlastigen Chronik. Klar wurde dabei, dass sich die Eltern übergangen fühlen. Bürgermeisterin Elke Zehetner (SPD) vertrat indes die Meinung, die Beteiligten hätten sich selbst informieren müssen. Zudem plädierten einige Eltern dafür, das Areal des alten Schlachthofs an der Karlstraße doch noch einmal als Krippenstandort in Erwägung zu ziehen. Den habe man verworfen, weil die Karlstraße zugleich Staatsstraße sei, erklärte Stadträtin Regina Bartusch (SPD). An eine solch stark frequentierte Straße passe keine Kinderbetreuungseinrichtung. Die Eltern konnten das Argument nicht nachvollziehen.

Richtig hitzig wurde der Abend dann um kurz nach 20 Uhr, als Zehetner verkündete, dass mit dem Treffen um 20.15 Uhr Schluss sein solle. Dabei hatten die Elternvertreter nur einen Teil ihrer Argumente vorgetragen. Diese wollen sie nun schriftlich nachtragen. Weil die Zeit drängte, zog der Elternbeirat gewissermaßen seine Asse aus dem Ärmel - und präsentierte 900 Unterschriften gegen die Pläne und den Alternativstandort. Zuvor hatte Grünen-Stadträtin und Bürgermeisterkandidatin Kerstin Engel für einen Eklat gesorgt: Dass der Stadtrat mit ihrer Stimme für die Krippe auf dem Pausenhof gestimmt habe, sei dem Zeitdruck geschuldet gewesen, dem man "wegen der Konzeptlosigkeit im Stadtrat" laufend ausgesetzt sei. Diese Äußerung brachte ihr den Beifall der Zuhörer ein, jedoch auch den Zorn der Stadträte und der Bürgermeisterin. Engel erhalte Applaus "für das Gegenteil dessen, wofür sie im Stadtrat gestimmt hat", konstatierte Zehetner. Fünfeinhalb Jahre gemeinsam in diesem Raum zu sitzen und nun dem Gremium Konzeptlosigkeit vorzuwerfen, sei nichts anderes als Wahlkampf.

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SZ vom 20.11.2019 / veca
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