Süddeutsche Zeitung

Nach neun Jahren in Wolfratshausen:Marion Klement verlässt die Stadt

Kulturbeauftragte wechselt im September nach München

Marion Klement kehrt der Stadt Wolfratshausen den Rücken. Nach neun Jahren räumt die städtische Kulturbeauftragte Ende September ihren Schreibtisch und nimmt einen neuen Job in München an. "Ich habe ein Angebot bekommen, das zu gut ist, um es abzulehnen", erklärt sie auf Anfrage. Mehr wolle sie dazu nicht sagen, nur so viel: "Ich werde in kein neues Kulturamt wechseln." Ihre Stelle soll in Kürze neu ausgeschrieben werden.

Welche Qualifikation ihr Nachfolger mitbringen müsse? Klement beantwortet diese Frage wie so oft zunächst mit einem kleinen Lachen. "Viel Herzblut", sagt sie dann. "Er muss sehr aufgehen in seiner Tätigkeit, um allen Widerständen trotzen zu können." Die größte Herausforderung werde weiterhin darin bestehen, genügend Publikum für alle Veranstaltungen zu finden. "Damit haben auch die Theater in München zu kämpfen." Ein großer Nachteil der Loisachhalle besteht in ihren Augen darin, dass sie für viele Kulturangebote schlichtweg zu groß sei.

Dass die Reihe "Loisach Jazz" selbst im Foyer der Halle bisweilen vor fast leeren Reihen stattfand, erklärt Klement mit den Worten: "Jazz ist eine Nische." Seit diesem Jahr habe sie das Angebot von ehemals sechs auf vier Jazzabende reduziert und zwei davon in die städtische Musikschule verlegt, wo ein Flügel steht. So könne man die Kosten dämpfen. Als persönliche Niederlage empfinde sie das nicht. "Ich habe mich an Vieles gewöhnt." Ihr Ziel sei es immer gewesen, "ein möglichst breites Publikum zu bedienen, und Jazz rundet das städtische Kulturprogramm ab".

"Das Größte" sei in den vergangenen Jahren immer die Organisation des Flussfestivals gewesen, das heuer zum vierten Mal über die schwimmende Bühne in der Loisach geht. Erstmals verzichtet die Stadt auf die Zusammenarbeit mit dem Geretsrieder Kulturveranstalter Günter Wagner, der das Spektakel zusammen mit Klement auf den Weg gebracht hat. "Die Verantwortung habe schon immer ich alleine getragen", sagt Klement, "und auch die Hauptarbeit lag immer bei mir." Nachdem sie mit Marlene Schretzenmaier eine Assistentin in Vollzeit an ihre Seite bekommen habe, sei klar gewesen, dass sie das Management diesmal allein übernehmen werde. "Es ist schade, dass Günter nicht mehr dabei ist, aber man muss auch den Kostenfaktor sehen", sagt sie.

Das Flussfestival 2017 war beim Publikum gut angekommen, hatte der Stadt aber ein Defizit von 220 000 Euro eingebracht - und Klement scharfe Kritik. Bei der Programmauswahl setzt sie heuer fast ausnahmslos auf starke Zugpferde. Der Kartenvorverkauf habe diese Strategie weitgehend bestätigt, sagt sie. Worauf sie sich freut: "Die Zusammenarbeit mit den vielen Ehrenamtlichen und den Technikern, das ist schon fast wie eine große Familie."

Fritz Schnaller (SPD), der derzeit Klaus Heilinglechner (BVW) als Rathauschef vertritt, lobt denn auch Klements Einsatzbereitschaft: "Ihr wurden große Herausforderungen angetragen, und sie hat sie gut gemeistert." Es sei immer bedauerlich, wenn ein Mitarbeiter mit so viel Erfahrung die Stadt verlasse. "Aber es ist schön, dass sie so lange bei uns war."

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SZ vom 25.06.2019 / stsw
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