Süddeutsche Zeitung

Nach drohendem Aus:Wolfratshauser Wellenretter

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Spendenaktion stopft erfolgreich Finanzloch bei Surfprojekt. Ob es weitergeht, entscheidet jedoch der Stadtrat

Von Florian Zick, Wolfratshausen

Es war in der Nacht auf Freitag. Da schrieb Stefanie Kastner vom Verein "Surfing Wolfratshausen" um kurz nach Mitternacht auf Facebook: "Bämmmm! Ein Wunder ist geschehen." Innerhalb von nicht einmal zehn Tagen war es dem Verein gelungen, über Spenden die benötigten 65 000 Euro aufzutreiben, um die Surfwelle am Kanal der Weidachmühle doch noch zu retten.

"Das ist überwältigend", sagt Tilo Scheck, der umgehend nach dem negativen Stadtratsbeschluss vor anderthalb Wochen die Spendenkampagne initiiert hatte. Über 400 Leute hätten etwas beigesteuert - Junge und Alte, Surfer und Nicht-Surfer, Unternehmen und Privatleute, die meisten aus Wolfratshausen oder der direkten Umgebung. Das alles sei eine "riesige Willenserklärung " gewesen, sagt Scheck. "Ein echtes Statement!"

Auch Bürgermeister Klaus Heilinglechner (Bürgervereinigung Wolfratshausen) ist "total überwältigt" von dem hohen Spendenaufkommen. Er selbst hat auch etwas locker gemacht, damit das Surfprojekt doch noch umgesetzt werden kann. Die Welle sei durchaus etwas, das den Namen der Stadt positiv in die Welt tragen könne, sagt er. Man beklage sich immer, dass die Jugend nur noch am Handy sitze. Mit der Surfwelle entstünde eine attraktive Frischluft-Alternative zum ewigen Starren in den Bildschirm. Deshalb habe er das Projekt auch persönlich unterstützt, so Heilinglechner.

Am 14. Januar muss der Stadtrat nun erneut darüber befinden, ob die Welle gebaut werden soll. Das Finanzierungsloch von 65 000 Euro, das durch niedriger ausgefallene EU-Zuschüsse entstanden war, ist zwar nun gestopft. Aus dem Stadtrat war zuletzt aber auch so manch skeptische Stimme zur Welle zur hören. Kritiker befürchten, dass die Kosten für das Projekt noch einmal steigen werden und es mit der vom Stadtrat zugesagten Beteiligung in Höhe von 400 000 Euro nicht getan sein wird. Der Surfverein sammelt deshalb auch weiter Spenden, um bis zur entscheidenden Stadtratssitzung einen finanziellen Puffer vorweisen zu können. Und auch Heilinglechner will bei seien Rathaus-Kollegen noch einmal Werbung für die Welle machen. Nach so viel bürgerschaftlichem Engagement ein Negativbeschluss? Das möchte Heilinglechner tunlichst verhindern.

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Quelle:
SZ vom 21.12.2019
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