Frauen nach Berufspause:Alles auf Anfang

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Frauen haben es teilweise schwer, nach Berufspausen wieder einen Job zu bekommen.

(Foto: Westend61/imago)

Frauen haben es nach einer Berufspause oft schwer, wieder einen Job zu bekommen. Mit einem Aktionstag im Tölzer Landratsamt will ihnen die Servicestelle "Frau und Beruf" Wege für einen Neustart aufzeigen

Von Klaus Schieder

Sie erziehen ihre kleinen Kinder, pflegen die alt und krank gewordenen Eltern oder haben ihren Arbeitsplatz wegen eines Umzugs aufgegeben: Manchmal müssen Frauen eine mehrjährige Berufspause einlegen und haben es danach schwer, wieder einen Job zu finden. Mit einem Aktionstag im Tölzer Landratsamt will die Servicestelle "Frau und Beruf GmbH" ihnen die Chance geben, sich neu zu orientieren und ins Berufsleben zurückzukehren. Rund 30 Aussteller präsentieren sich bei der Messe am Donnerstag, 31. Januar, von 9 bis 12.30 Uhr im großen Sitzungssaal des Landratsamtes, darunter auch erstmals mehrere Unternehmen.

Dabei handle es sich um Firmen aus der Region, die "familienfreundlich sind und auch Teilzeitstellen anbieten", sagt Elisabeth Merz, Projektleiterin von der "Frau und Beruf GmbH" in München, bei der Vorstellung des Konzepts. Die zwei vorangegangenen Aktionstage fanden im Pfarrheim Franzmühle statt, wobei die Stände vorwiegend von Bildungsanbietern und Beratungsstellen belegt waren. Beide Male kamen gleichwohl mehr als 100 Frauen, um sich zu informieren. Diesmal hätten sie auch die Gelegenheit, ganz formlos mit Unternehmern in Kontakt zu kommen, betont Merz. Das Angebot gelte ebenso für Männer, die eine Auszeit eingelegt haben und zurück in den Job möchten. "Bisher waren es wenige, aber es wurden schon mehr", sagt Merz. Die Servicestelle "Frau und Beruf" bietet solche Aktionstage auch in Garmisch-Partenkirchen, Landsberg und Fürstenfeldbruck an.

Neben den Ständen gibt es ein Rahmenprogramm. Nach der Eröffnung hält Karin Weiß, Gleichstellungsbeauftragte des Landratsamtes, einen Impulsvortrag. Ihr Referat drehe sich um lebenslanges Lernen, um Unabhängigkeit für Frauen, um Altersvorsorge und um Wertschätzung, die im häuslichen Umfeld "nicht immer so ausgeprägt" sei. Seit 1991 bot Weiß das elfwöchige Seminar "Neuer Start ab 35" an, das voriges Jahr zum letzten Mal stattfand, weil sich nicht mehr genügend Teilnehmerinnen fanden. Weiß führt dies auf die lange Kursdauer und die größer gewordenen Möglichkeiten für Frauen zurück, ihre Kinder in eine Betreuung zu geben und wieder zu arbeiten. Sie sei froh, dass die Servicestelle "Frau und Beruf" mit einem etwas anderen Konzept nun in die Bresche springe.

Geplant ist außerdem eine Podiumsdiskussion zum Thema "Wiedereinstieg und Neuorientierung konkret". Darüber diskutiert der Geschäftsstellenleiter der Agentur für Arbeit, Udo Kohnen, mit Unternehmern und Spezialisten für Weiterbildung. Die Moderation übernimmt Sandra Donhauser von der Tölzer Servicestelle von "Frau und Beruf". Daneben stehen noch zwei Kurzvorträge an. Beate Mader spricht von 10.15 Uhr an über "Netzwerken on- und offline". Für Merz ist die Kontaktpflege in sozialen Medien ein gewichtiges Thema: "Etwa 80 Prozent der Frauen finden eine neue Stelle über das persönliche Netzwerken." Harald Hof von der Industrie- und Handelskammer (IHK) München zeigt Wege zur "Existenzgründung im Voll- und Nebenerwerb" (11 Uhr) auf. Das sei ja ein sehr altes Thema, meint Andreas Roß, Wirtschaftsförderer des Landkreises. "Wenn man solche Dinge angeht, ist es wichtig, gut beraten zu sein."

Frau und Beruf

Auch Männer dürften kommen, betont Elisabeth Merz, Projektleiterin der "Frau und Beruf GmbH" München.

(Foto: oh)

Roß hätte sich gewünscht, dass noch mehr Firmen an dem Aktionstag teilnehmen. Im Kampf gegen den Fachkräftemangel sei es für sie "ein Baustein, gut ausgebildeten Frauen eine Perspektive aufzuzeigen". Den Charakter einer Messe sieht Roß für die Veranstaltung als richtigen Weg. Die Frauen bekämen so auch Alternativen zum erlernten Beruf gezeigt. Dem pflichtet Gleichstellungsbeauftragte Weiß bei: "Der Aktionstag regt auch an, flexibler zu denken und vielleicht auch einen anderen Beruf zu wählen, einen neuen Weg zu gehen." Die Arbeitsagentur und das Jobcenter werden im Saal des Landratsamtes vertreten sein. "Man kann unkompliziert mit Bewerberinnen ins Gespräch kommen, sich unvoreingenommen unterhalten", sagt Katharina Gruber von der Agentur für Arbeit.

Das gilt zum einen für Frauen, die über keinerlei Qualifikation verfügen und sich als chancenlos erachten. Aber auch für solche, die keine Sozialleistungen beziehen und deshalb meinen, sie hätten ohnehin keinen Anspruch auf Hilfe. "Viele wissen gar nicht, was es für Fördermöglichkeiten gibt", so Gruber. Für Donhauser soll der Aktionstag die Hemmschwelle bei Frauen senken. "Oft ist die Qualifikation da, ist auch ein Job da", sagt die Projektmanagerin der Tölzer Servicestelle. "Aber es besteht eine gewisse Mutlosigkeit, nach längerer Zeit wieder den Schritt ins Berufsleben zu wagen."

Weitere Informationen bei der Servicestelle "Frau und Beruf GmbH", Prof.-Max-Lange-Platz 5 in Bad Tölz, Telefon 08041/796 15 95, E-Mail: sandra.donhauser@frau-und-beruf.net, online unter www.frau-und-beruf.net.

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