Nach der Analyse:Vier Spuren und ein Tunnel

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Wolfratshauser CSU diskutiert über Verkehrsentlastung

Von Wolfgang Schäl, Wolfratshausen

In ihrer für alle Bürger offenen Veranstaltungsreihe "Red mit" hat sich die Wolfratshauser CSU mit den überraschenden Ergebnissen einer Analyse auseinandergesetzt, die das Münchner Verkehrsplanungsbüro Obermeyer im vergangenen Jahr im Auftrag der Stadt erarbeitet hat. Dabei hatte sich herausgestellt, dass die Verkehrsbelastung in der Stadt insgesamt geringer ist als angenommen. Bislang hatte sich die Stadt auf die Daten des Büros Kurzak gestützt, die nach der jetzigen, 50 000 Euro teuren Erhebung aber deutlich zu hoch gegriffen sind.

Als Ursache dafür nannte Rathaus-Fraktionssprecher Günther Eibl, dass die Kurzak-Analyse die ermittelten Zählergebnisse wohl "anders interpoliert" habe - ein kompliziertes Verfahren bei der Hochrechnung von Daten. Nunmehr könne man davon ausgehen, "dass ein Schwerlastverkehr zwischen der Garmischer und der Salzburger Autobahn gar nicht existiert". An einigen Stellen sei das Verkehrsaufkommen wiederum stärker als bisher angenommen, absolute Schwerpunkte sind Eibl zufolge der Autobahnzubringer B 11a, die Bundesstraße 11 sowie Sauerlacher- und Äußere Beuerberger Straße.

Als "hochinteressant" bezeichnete es Eibl, dass auf der B 11 eine Belastung von täglich 36 000 Verkehrsbewegungen ermittelt wurde, davon 11 000 Fahrzeuge, die direkt aus Geretsried kamen. Vor dem Hintergrund dieser Zahlen werde man verstärkt eine Diskussion im Mittelzentrum führen müssen. "Wir müssen mit Geretsried die richtige Chemie finden und in einen permanenten Kontakt auf hoher Ebene eintreten", forderte Eibl. Er räumte allerdings ein, dass der Geretsrieder Bürgermeister Michael Müller ohnehin sehr kooperativ sei und auch schon ein einschlägiger Arbeitskreis existiere. Was den Zubringer betrifft: Hier seien Planungen für einen vierspurigen Ausbau am Laufen. Eine Entlastung der B 11 und ein Ausbau des Zubringers sind aus Eibls Sicht die wichtigsten Projekte für Wolfratshausen.

In der Diskussion wurden gleichwohl Stimmen laut, dass der Verkehr in der Stadt trotz allem zu dicht sei. CSU-Stadtrat Alfred Fraas erklärte, dass die reine Binnenbelastung in Wolfratshausen bei 20 Prozent des gesamten Verkehrs liege - deutlich mehr als in anderen Städten, wo man es mit zehn bis 15 Prozent zu tun habe. Als Gegenmaßnahme forderte Fraas, die Bedingungen für Radfahrer deutlich zu verbessern. Weiterhin im Gespräch ist aber auch das Thema Umgehungsstraße, Fraas hat hierzu eine detaillierte Skizze angefertigt: eine doppelte Tunnelröhre, die an der Einmündung des Zubringers zur B 11 ansetzen, das Naturschutzgebiet Pupplinger Au unterqueren und auf der anderen Seite der Isar an die Staatsstraße 2070 anschließen würde. Das Staatliche Bauamt Weilheim habe seine Variante bereits als möglich bewertet, so Fraas, allerdings bezweifle die Behörde die Finanzierbarkeit. Dass der Tunnel nicht billig wäre, räumt auch Fraas ein, der die Kosten auf 160 Millionen Euro schätzt. Er gibt sich dennoch optimistisch: "Ich bin sicher, dass das kommt." Schließlich müsse in die Rentabilität auch der Naturschutz einfließen, handle es sich doch um ein hochrangiges FFH-Gebiet. Und alle anderen Varianten seien mindestens ebenso teuer.

Unter den Wortmeldungen fand sich der Vorschlag, dreirädrige Lasten-Pedelecs für Rentner finanziell zu fördern. So könne man dazu beitragen, den durch Einkaufsfahrten verursachten Binnenverkehr zu reduzieren. Den Strom dafür könne man wiederum bei der "17er- Oberlandenergie GmbH" beziehen, einem regionalen Anbieter, dem auch die Stadt Wolfratshausen angehört.

© SZ vom 11.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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