Musiksommer am Walchensee:So schön wie nirgendwo anders

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Musik aus dem Isar- und Loisachtal mit Sonja Schroth, Josef Kloiber, Martin Regnat und Leonhard Schwarz (von links). (Foto: Harry Wolfsbauer)

Vielfältiger und humorvoller Abschluss des neuen Festivals

Von Veronica Bezold, Kochel am See

Schon eine halbe Stunde vor Einlassbeginn stehen die Leute mit Tickets in den Händen vor der traumhaften Bergkulisse am Fuße des Walchenseekraftwerks Schlange. Sie alle wollen an diesem Freitagabend zum letzten Open-Air-Konzert der Reihe "Musiksommer am Walchensee", das zuvor bereits als "fulminant" angekündigt wurde. Doch bevor man zu "Musik aus dem Isar- und Loisachtal", so der Titel des Abends, übergeht, wird erst einmal gemeinsam in der Oskar-von-Miller-Einkehr am Kraftwerk gegessen. Bei Aperol und Schweinebraten genießen die Gäste auf der Terrasse die Natur rund um den Kesselberg. "Alles wurde selbst vom ansässigen Gastronom zubereitet", versichert Veranstalterin Sabine Pfister. Außerdem sei die Energieversorgung des Events durch das Wasserkraftwerk vollkommen autark und "grün".

Als die Besucher dann Platz nehmen, ahnen viele noch nicht, was sie gleich erwartet, denn es wird viel mehr als nur ein Konzert lokaler Künstler sein. Josef "Bodo" Kloiber lächelt über beide Ohren, während er die komplizierten Melodien so geschickt auf der Gitarre zupft, dass es fast schon leicht aussieht. "Wir haben das Glück, hier das letzte Konzert spielen zu dürfen. Wir freuen uns wahnsinnig, denn heute ist nichts von alldem mehr selbstverständlich", sagt er in Anspielung auf die Corona-Einschränkungen. Die Musiker spielen einander zu. Keiner ist für sich allein, weshalb auch Martin Regnat und Leonhard Schwarz, die sich eher ihren vielen Instrumenten - von der Gitarre über Akkordeon, und Kontrabass bis zur Ukulele - als dem Gesang widmen, immer große Bühnenpräsenz haben.

Nach einem gemütlichen Instrumentalstück zum Einstieg folgen Lieder über die verschiedenen Bedeutungen bayerischer Wörter, über die Liebe, Indien und deutsche Touristen im Kretaurlaub. Auch die Pandemie hat sich in den Texten der Künstler niedergeschlagen. So klagt Sonja Schroth im "Systemrelevanzenjodler": "Künstler sein, das heißt Verzicht." Die Dreigroschenoper interpretieren die Regionalkünstler auf eigene Weise. Zur Freude des Publikums wird aus der Zeile "Und der Haifisch, der hat Zähne" ein zeitgemäßes "Und der Mackie hod a Filiale". Brecht im McDonald's-Stil: Riesenapplaus.

"Das Essen war sehr gut und die Atmosphäre am Kraftwerk ist toll. Es ist so schön, dass nach Corona hier endlich wieder Kultur stattfindet", sagt Besucher Attila Szalai aus Finsing bei Erding schon nach der ersten Hälfte des Abends. Er und seine Frau haben die mehr als einstündige Fahrt nur für das Konzert auf sich genommen.

Bei der Ankündigung ihres Songs "Merci, Natascha!" beweisen die Künstler dann Humor. "Der Titel klingt romantisch, ist er aber nicht. Ich kenn' nämlich gar keine Natascha. Manche Leute dachten, es klingt französisch, andere dachten, es klingt russisch. Französisch kann ich aber nicht, und bei Russisch dachte ich mir dann nur 'Natascha'. Und deshalb heißt das Lied jetzt eben so", erklärt Martin Regnat selbstironisch.

Zum Schluss lädt ein "Sommernachtswalzer" die Gäste zum Träumen unter dem Sternenhimmel ein, der allmählich zwischen den Wolken und durch das Glasdach der Location hindurchblitzt. Jubel und Applaus wollen gar nicht mehr enden. Man sieht den Künstlern ihre Rührung an. Und Sonja Schroth gesteht: "Ich habe Wasser in den Augen." Als Zugabe und krönenden Abschluss spielt sie mit ihren Kollegen das Loisachtal-Lied: "Du findst es nirgends mehr so schön." Und wieder klatschen alle mit - auch die Nicht-Loisachtaler.

Alle sind begeistert von diesem grandiosen Abend mit fabelhaften Musikern. Sabine Pfister ist mit der ganzen Reihe überaus zufrieden: "Die Konzerte waren sehr gut besucht. Jeder Abend war ein Highlight für sich. Trotz Corona hat alles geklappt, und das sogar noch besser als erwartet." Wenn es nach ihr ginge, gäbe es eine Fortsetzung des Musiksommers am Walchensee. Ob es dazu kommen wird, konnte eine Mitarbeiterin des Kraftwerksbetreibers und Veranstaltungsträgers Uniper am Wochenende noch nicht sagen, doch auch sie fand: "Es war eine tolle Veranstaltung!" Obwohl zu Beginn ein paar wenige Gäste noch ihren Unmut darüber geäußert hatten, dass sie nicht im überdachten Außenbereich sitzen konnten - zu Unrecht, denn das Wetter blieb stabil -, schienen am Ende des langen und geselligen Abends alle mehr als zufrieden zu sein.

© SZ vom 09.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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