Musikkabarett:Ein Wiedersehen in Arzlwang

Musikkabarett: Michi Marchner (l.) und Martin Lidl machen Musikkabarett.

Michi Marchner (l.) und Martin Lidl machen Musikkabarett.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Als Duo "Les Derhosen" begeistern Michi Marchner und Martin Lidl das Publikum im Kramerwirt

Von Petra Schneider, Wackersberg

Wer das schon immer wissen wollte: Les Derhosn spricht man nicht wie "Lästerhosen", sondern erst französisch und dann traditionell aus. Lederhose, das war damals, als sich Michi Marchner und Martin Lidl zusammengetan haben, noch eine Aussage - sie stand für stramme CSU. Bei Marchner und Lidl stand sie, kombiniert mit Springerstiefeln und Lederjacke, für Revolution. Lange ist das her, vor zwei Jahren hat das Duo quasi Silberhochzeit gefeiert und ein Jubiläumsprogramm geschrieben, das sie kürzlich im Kramerwirt spielten. "Nach uns die Zukunft", ein wunderbar ironischer, leidenschaftlicher und manchmal sentimentaler Abgesang auf das, was war und womöglich kommt.

Heute etwa gebe es mehr Wissen als Intelligenz, sagt Marchner, und ein eigenes Telefon für jeden. Früher, "da haben alle in ein gemeinsames Telefon reingeschnauft und sich einen BAC-Deoroller geteilt". Für unrasierte Achselhöhlen wohlgemerkt. Früher, da gab es kein Facebook, nur ein Fonbook mit Namenslisten, und mit wem man befreundet war, musste man auswendig wissen.

Seit 27 Jahren spielen Marchner und Lidl schon zusammen, sechs Programme haben sie gemacht, Preise gewonnen, seit 2010 treten sie zusammen mit Helmut Schleich auf. Zwei grandiose Musiker sind das und zwei große Romantiker. Gitarren und E-Piano werden virtuos und mit leichter Hand gespielt, satter Rock 'n' Roll geht genauso wie eigene Chansons und Balladen. Etwa das "schönste, weltweit von uns jemals geschriebene Liebeslied", das die Lederhosen einem Paar aus dem Publikum widmen, das sich eigenen Angaben zufolge seit 36 Jahren liebt: ein melancholisches Lied über den Straßenkehrer und das Mädchen aus dem dritten Stock, eine Rockpoesie mit Wortspielereien Ringelnatz'scher Prägung. "Heute kehren sie immer noch zusammen zamm, nicht weil sich das so kehrt." Marchner und Lidl sind ein eingespieltes Team, das sich bestens ergänzt. Und wenn es mal nicht so läuft, "du fährst zum Beispiel ins hinterletzte Dorf und dann kommen nur 30 Leute", dann haben die Lederhosen in all den Jahren eine Anti-Frust-Strategie entwickelt: "Wir machen einen Stau." Das Auto mitten auf der Autobahn abgestellt und beobachtet, wie sich die Kolonne bis zum Horizont reiht.

Wenn Marchner seine abgedrehten Geschichten erzählt, dann spielt der ganze Körper mit. Zum Beispiel die vom Kebab-Haus, das sich wie der Sushi-Stand aufmacht in eine andere Galaxie und die Erde als wüsten Wirsing- und Sauerkrautplaneten zurücklässt. Auch die Instrumente sind manchmal ungewöhnlich: etwa eine XXL-Bassgitarre, der Lidl ein fetziges Solo entlockt. Oder ein Gummischlauch mit Plastiktrichter, auf dem Marchner den "Griechischen Wein" bläst, bis die Augäpfel hervortreten. Der 49-Jährige ist ein temperamentvoller Frontman, der improvisiert und das Publikum einbezieht, das als Background-Chor allerdings nicht restlos überzeugen kann. Dass nur etwa 30 Leute nach Arzlhofen, oder war es doch Arzhausen? gekommen sind, finden Les Derhosn grade richtig. Es gäbe sicher Veranstalter, die in so einen Raum 40, 50 Leute stopfen würden. "Wir haben aber die Erfahrung gemacht, dass die Arbeit in Kleingruppen besser ist, weil man auf den einzelnen Zuschauer mehr eingehen kann." Das gelte auch in Arzlwang.

Als Zugaben gibt es eine bairische Version von "One Day": "Scheiße Baby, mia wean oid." Und "What a wonderful World", ausnahmsweise in der englischen Originalversion. Gespielt eher unkonventionell mit Holzflöte an Pümpel, den sich Marchner über das Gesicht stülpt. Das Publikum ist begeistert. Und auch den Musikern fällt der Abschied schwer. "Ich hab sogar schon überlegt ob ich hier ned herziehe, nach Arzberg", sagt Marchner.

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