Münsinger Politik:Münsings Grüne sprechen sich gegen großen Veranstaltungssaal aus

Der Ortsverband fürchtet eine Kostenexplosion im Bürgerhaus und will eine kleinere Lösung. Bürgermeister Michael Grasl ärgert sich

Von Benjamin Engel, Münsing

Plant die Kommune Münsing mit einem Veranstaltungssaal für 350 bis 400 Besucher im neuen Bürgerhaus zu groß? "Wir sind für eine kostengünstigere Lösung mit einem kleineren Saal", beantwortet diese Frage jedenfalls Gemeinderätin Christine Mair (Grüne). Damit fasst sie die Bedenken ihres Ortsverbandes nach einer Klausursitzung des Gemeinderats zum Bürgerhaus am vergangenen Wochenende zusammen. Für Mair bleibt fraglich, ob sich die Gemeinde nicht übernimmt. Geld für die vom Sportverein dringend benötigte Mehrzweckhalle sowie Pflichtaufgaben bliebe dann nicht mehr übrig, so fürchtet sie.

Die Debatte um die Saalgröße im neuen Bürgerhaus schwelt schon seit Ende Februar. Vor mehr als drei Monaten hatte der damalige Dritte Bürgermeister Ernst Grünwald (Wählergruppe Ammerland) angedacht, die Kapazität aus Kostengründen zu halbieren. Von möglichen Investitionen bis zu 18 Millionen Euro für das Bürgerhaus wurde rathausintern gesprochen. Um Geld einzusparen, hatte der Gemeinderat eine Holz- statt eine Stahlkonstruktion im Saal beschlossen.

"Ich bin mir nicht sicher, ob die Bürger hinter dem großen Saal stehen", fragt sich Grünen-Gemeinderätin Mair dennoch. Sie höre durchaus kritische Stimmen. Hinter dem Bedarf stehe für sie ein Fragezeichen. Ob so viele Menschen aus Nachbarkommunen tatsächlich kämen, um einen so großen Raum zu füllen, frage sie sich. Der grüne Ortsverband plädiere für einen kleinen Saal für maximal 200 Personen im Obergeschoss statt wie vorgesehen im Parterre. Es sei besser, einen vollen Saal mit schönem Ambiente unter einem offenen Dachraum für Lesungen, Theater und Konzerte zu haben, als einen halbgefüllten.

Architekturwettbewerb Bürgerhaus Münsing

Das umstrittene neue Bürgerhaus Münsing, hier als Modell des Siegerentwurfs von Bernhard Peck aus dem Architekturwettbewerb.

(Foto: Manfred Neubauer)

Das Bürgerhaus mit dem Saal für 400 Gäste wäre das bislang bei Weitem teuerste Projekt der Kommune. Mair fürchtet, dass mit dem Bau die finanziellen Reserven Münsings aufgebraucht würden. Außerdem stehe die Wirtschaft durch die Covid-19-Pandemie vor einer Rezession. Das Geld fehle dann für anderes wie den Ammerlander Hochwasserschutz, das Ortsentwicklungsprogramm oder die Mehrzweckhalle, die der Sportverein Münsing-Ammerland dringend brauche. Schon jetzt reichten die Kapazitäten für Trainingsmöglichkeiten in der Schulturnhalle kaum aus. Durch das Festhalten an den bisherigen Planungen für den Saal könne die dringend benötigte Mehrzweckhalle auf lange Sicht nicht gebaut werden. Dort könnten aber auch Möglichkeiten, etwa für Blasmusikkonzerte mit bis zu 400 Besuchern, geschaffen werden, findet Mair. Probleme mit dem Lärm durch Veranstaltungen ließen sich am Standort beim Vereinszentrum ebenso vermeiden.

Zum endgültigen Grundkonzept für das Bürgerhaus steht die Entscheidung im Gemeinderat noch bevor. Bürgermeister Michael Grasl (Freie Wähler) findet es sehr ärgerlich, dass die Grünen nach der Klausursitzung nun mit einem Positionspapier vorpreschten: "Ich weiß nicht, was das soll." Ziel sei es gewesen, den neu gewählten Gemeinderat über das Projekt zu informieren und das auf den Prüfstand zu stellen. Die Rathausverwaltung habe die Öffentlichkeit zeitnah informieren wollen. "In einer der nächsten Gemeinderatssitzungen wird es einen Grundsatzbeschluss über das weitere Vorgehen geben", sagt Grasl. "Ich sehe das als transparenten Vorgang."

Infrage gestellt sieht Münsings Bürgermeister die jetzige Saalgröße im Bürgerhaus keineswegs. "Ich sehe das anders, die Mehrheit sieht das anders." In der Klausur sei jeder Gemeinderat nach seiner Meinung gefragt worden, 13 von 16 hätten sich für das Projekt in unveränderter Form ausgesprochen. Zudem habe der Kämmerer die Haushalts- und Finanzplanung vorgestellt. Nach aktuellem Stand sei alles finanzierbar. Über das Raumprogramm sei längst intensiv debattiert worden. Schon 2018 sei der Architektenwettbewerb zum Bürgerhaus abgeschlossen worden. Das habe der Gemeinderat gebilligt.

Münsinger Politik: Für Gemeinderätin Christine Mair von den Grünen bleibt fraglich, ob sich Münsing mit dem Bau des Bürgerhauses nicht übernimmt.

Für Gemeinderätin Christine Mair von den Grünen bleibt fraglich, ob sich Münsing mit dem Bau des Bürgerhauses nicht übernimmt.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Vor Umplanungen warnt Grasl. Das werde die Kosten nur nach oben treiben. "Die Mehrheit will keine Steuergelder verschwenden." Die öffentlichen Einrichtungen wie der Sitzungssaal und das Trauungszimmer seien ganz bewusst nach Norden zum Ort und zur Straße hin geplant. Der Saal solle im Erdgeschoss nach Süden orientiert sein. So könnten die Gäste im Umfeld von Veranstaltungen direkt auf die schönen Freiflächen kommen. "Das hat alles seinen Grund", sagt Grasl.

Zu möglichen Lärmbeeinträchtigungen der umliegenden Bewohner verweist der Münsinger Bürgermeister auf Immissionsschutzprüfungen. Das werde abgearbeitet und erledigt. Partys und andere lautstarke Veranstaltungen solle es in dem neuen Bürgerhaus nicht geben. Die Tiefgaragenein- und -ausfahrt sei eigens auf die Westseite gelegt.

In seinem Positionspapier lehnt der Grünen-Ortsverband ab, nicht genutzte Büroflächen an Firmen zu vermieten. Das widerspreche dem sozialen Aspekt der Planung, so heißt es. Aus Sicht von Grasl habe es aber einen Konsens gegeben, dass für die Verwaltung Reserveflächen im Bürgerhaus eingeplant würden. Um Einnahmen zu erzielen, werde man auch versuchen, das übergangsweise zu vermieten.

Mittelfristig kündigt Münsings Bürgermeister den Bau einer Mehrzweckhalle an. "Aber nur, wenn der Sportverein das mitfinanzieren kann." Dort aber auch für kulturelle Veranstaltungen zu planen, bewertet Grasl kritisch. Eine Bühne immer wieder auf- und abzubauen, weil ein Sportturnier bevorstehe, sei aufwendig und kostenträchtig. Doch jetzt will Grasl erst einmal das Bürgerhaus vorantreiben. Dass die Gemeinde für den Architektenwettbewerb und den Bau trotz hoher Rücklagen sogar Fördermittel bekomme, sei außergewöhnlich. "Wenn wir es jetzt nicht anpacken, wird es nichts mehr."

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