Münsing wandelt sich:Ein Dorf im Umbruch

Münsing wandelt sich: Die Spundwände sind eingezogen, mit dem Bau der Tiefgarage für das neue Wohn- und Geschäftshaus der Münsinger VR-Bank kann begonnen werden. Die Fertigstellung des ganzen Komplexes ist für 2022 geplant.

Die Spundwände sind eingezogen, mit dem Bau der Tiefgarage für das neue Wohn- und Geschäftshaus der Münsinger VR-Bank kann begonnen werden. Die Fertigstellung des ganzen Komplexes ist für 2022 geplant.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Seit diesem Frühjahr beherrschen drei riesige Baustellen das Bild. Wo Pallaufhof und VR-Bank abgerissen wurden, entstehen ein Bürgerhaus und ein Wohn- und Geschäftshaus. Holzbau Graf erweitert den Betrieb.

Von Benjamin Engel

Nur feinsäuberlich nach Materialien getrennte Schutthaufen sind vom Münsinger Pallaufhof gegenüber der Pfarrkirche geblieben. Ein Stückchen weiter, am westlichen Rand des Dorfplatzes gähnt eine metertiefe Grube. Und bei der Zimmerei Graf am östlichen Ortseingang ragen bereits Wandelemente in die Höhe. So stark wie seit diesem Frühjahr hat sich das Ortsbild in Münsing wohl kaum jemals gleichzeitig verändert. Für die Bewohner sind gewohnte Sichtachsen verloren gegangen. Doch mit dem Fortschritt der Arbeiten an den drei Baustellen werden neue Perspektiven entstehen.

Volks- und Raiffeisenbank

Eine tiefe Baugrube hat sich am Dorfplatz aufgetan, wo früher die Geschäftsstelle der Volks- und Raiffeisenbank München Land und das angrenzende lang gestreckte Lagerhaus standen. So viele Meter der Blick auch nach unten gehen mag - "für mich ist das eine Weiterentwicklung des Orts Ort", sagt Prokurist Till Hemmer. Denn während andere Geldinstitute Geschäftsstellen aufgeben, investiert die Volks- und Raiffeisenbank in eine neue Filiale in Münsing. Auf dem Grundstück am Westrand des Dorfplatzes entstehen zwei 30 mal 14 Meter große Häuser. Die Gebäude bieten Platz für 18 Wohnungen in den oberen Stockwerken. In den Erdgeschossen richtet die VR-Bank neue Räume für ihre eigene Filiale sowie weitere Geschäftstreibende ein.

Die Aushubarbeiten für die neue Tiefgarage mit einer Parkebene werden wohl noch in dieser Woche abgeschlossen. Wie Hemmer berichtet, sei diese Bauphase aufweniger als gedacht gewesen. Denn im Boden unter dem einstigen Filialgebäude seien die Arbeiter auf Einschlüsse mit verschiedenen Materialien gestoßen. Unter einer Kiesschicht sei überraschend eine aus Humus zutage getreten. Das sei nicht zu erwarten gewesen. Womöglich hätten aber zur Errichtungszeit des Hauses in den 1950er-Jahren andere Baustandards gegolten, vermutet Hemmer. Das Material habe getrennt und entsorgt werden müssen. Das werde die geplante Fertigstellung des Projekts bis zum Mai 2022 aber voraussichtlich kaum verzögern.

Noch ein interessantes Fundstück war ein großer Tank, der unter dem früheren Lagerhaus auftauchte. Es habe sich wohl um ein Rückhaltebecken für Abwasser gehandelt, das lange nicht mehr genutzt worden sei, sagt Hemmer. Während der Corona-Pandemie sind die Arbeiter des Bauunternehmens Gross laut Hemmer unter entsprechenden Hygienestandards und mit Abstand im Einsatz. Es habe bislang keine Krankheitsfälle gegeben. Zur Standfestigkeit der Neubauten würden derzeit erste Fundamente eingezogen, bald werde die Bodenplatte errichtet. Bis zur Fertigstellung sind die Mitarbeiter der VR-Bank in einem Ausweichquartier an der Bachstraße tätig.

Pallaufhof

Der Pallaufhof stand seit den 1960er-Jahren südlich der Weipertshausener Straße gegenüber der Pfarrkirche. Ende April hat das Unterhachinger Unternehmen Sauer Bau damit begonnen, das Gebäude abzureißen. Die Kommune will an dieser Stelle ein zentrales Vorzeigeprojekt umsetzen: Ein Bürgerhaus mit Platz für die Gemeindeverwaltung und Veranstaltungssaal soll entstehen. Dafür musste der frühere Bauernhof, in dem zwischenzeitlich Lagerräume, eine Obdachenlosenwohnung und Räume für Künstler waren, weichen. Hinter dem Bauzaun sind Anfang Juni nur noch getrennte Haufen mit Holz-, Ziegel und Betonresten zu sehen.

Münsing wandelt sich: Der alte Pallaufhof ist weg, ein neuer soll folgen - in Gestalt eines Rat- und Bürgerhauses.

Der alte Pallaufhof ist weg, ein neuer soll folgen - in Gestalt eines Rat- und Bürgerhauses.

(Foto: Hartmut Pöstges)

"Wir liegen im Zeitplan", sagt Münsings Bauamtsleiter Stephan Lanzinger auf Nachfrage zum Abriss. Bis Ende Juli sollten die verbliebenen Baumaterialien entfernt und entsorgt werden. Genauso solle der zur Errichtung des Bestandsgebäudes veränderte Boden abgetragen werden. "Wenn wir mit der Baustelle für das Bürgerhaus anfangen, soll nur noch der natürliche Boden da sein", erläutert Lanzinger. Erst einmal wird die Gemeinde aber noch Bodenproben aus dem Untergrund nehmen. Denn dort könnte problematisches Schichtenwasser den Baufortschritt erschweren. So könnten umfangreiche Verbaumaßnahmen für die neu geplante Tiefgarage nötig werden.

Gleichzeitig sollen sich am Standort des abgerissenen Pallaufhofs noch bis Ende Juli Mitarbeiter des Landesamts für Denkmalpflege auf archäologische Spurensuche begeben. Denn vor wenigen Jahren wurden bei Arbeiten für das südlich angrenzende Baugemeinschaftsprojekt Überreste mittelalterlicher Gebäude und eines Gräberhügelfelds aus der Hallstattzeit gefunden. Ähnliche Entdeckungen erwartet Bauamtsleiter Lanzinger im Boden unter dem Pallaufhof aber nicht. Die Bauarbeiten für den älteren Bauernhof und das jetzt abgerissene Haus aus der Nachkriegszeit könnten jegliche Spuren bereits vernichtet haben, sagt er.

Holzbau Graf

In nur drei Tagen kann Florian Graf mit seinem Betriebsteam ein Holzhaus soweit fertigstellen, dass es regendicht ist. Dafür müssen seine Mitarbeiter aber möglichst viele Elemente wettergeschützt vorfertigen können. Daher errichtet der Geschäftsführer des Betriebs am Weilbachweg derzeit an der östlichen Ortseinfahrt eine neue Produktionshalle mit 450 Quadratmetern Grundfläche. Anfang Mai haben die ersten Aushubarbeiten angefangen. "Ich denke, dass wir die Halle bis Weihnachten fertigstellen", sagt der Chef der Holzbau Graf GmbH.

Münsing wandelt sich: Am Ortseingang Münsings errichtet Holzbau Graf eine Halle, in der große Bauteile gefertigt werden.

Am Ortseingang Münsings errichtet Holzbau Graf eine Halle, in der große Bauteile gefertigt werden.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Mit seinem Betrieb hat sich Graf auf ökologische Häuser in Massivbauweise aus Holz spezialisiert. Zudem errichtet er landwirtschaftliche Gebäude, von Pferde- und Kuhställen bis zu Reithallen. Für Gewerbekunden baut er mit seinen derzeit sechs Mitarbeitern Werkstätten oder Montagehallen. "Die Dach-, Wand- und Deckenelemente können wir in der neuen Halle vorfertigen", erklärt Florian Graf. Im Betrieb habe er eigens Dachelemente aus Massivholz entwickelt. "Da ist nicht einmal ein Nagel drin." Das garantiere ein gesundes Raumklima und sommerlichen Hitzeschutz. Gleichzeitig seien diese Deckenelemente so angepasst, dass großzügige, glatte und moderne Wandoberflächen nutzbar seien.

In seinen Bauten verzichtet Graf nach eigener Darstellung auf chemische Elemente. So arbeite sein Betrieb etwa mit Holzfaserdämmungen. Das Holz stamme nur aus der Region. Die Gestaltungsmöglichkeiten seien vielfältig. Eine Stadtvilla mit verputzten Wänden sei genauso möglich wie ein moderner oder traditioneller, auch nach außen sichtbarer Massivholzbaustil.

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