Münsing:Verrückter Maibaum

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Die Ammerlander Burschen mussten vom Hotel am See an den Elzerberg umziehen. Das neue Fundament wurde gerade noch fertig. Dazu gibt es ein Überblick über alle Maifeiern im Kreis.

Von Benjamin Engel, Münsing

Vor dem Hotel am See in Ammerland steht nach Jahrzehnten kein Maibaum mehr. Der Münsinger Bauhof hat das alte Exemplar samt Fundament entfernt und die Grube verfüllt. Denn Hotelinhaber Rainer Sailer wollte den Baum auf seinem Privatgrund nicht mehr haben. Er begründete das mit Haftungsfragen. Er argumentierte, dass die Versicherung höhere Anforderungen stelle, alle zwei Jahre Sicherheitskontrollen verlange und er allein verantwortlich sei. Im Dorf wird aber auch erzählt, Sailer sei verärgert, weil ihm die Burschen mit ihren Maibaumwachen und Festen Umsatz wegnähmen.

Gerade noch rechtzeitig hat der Burschenverein Ammerland direkt neben der Kirche am Elzerberg einen Ersatzstandort gefunden. Die Suche war schwierig. Der Burschenverein konnte den Maibaum nicht, wie ursprünglich geplant, am Ammerlander Feuerwehrhaus aufstellen. Vorsitzender Sylvester Huber erklärt, unterirdische Leitungen hätten es verhindert, dort ein Fundament zu gießen. Mit dem Pfarrgemeinderat konnten sie sich erst kürzlich über den Standort auf kirchlichem Grund verständigen. Huber ist froh, dass das geklappt hat. Denn so ist der Burschenverein nicht mehr vom Einverständnis eines Privatbesitzers abhängig.

Fertig bearbeitet und bemalt: Der Ammerlander Maibaum wird am Kapellenweg gelagert und bewacht. (Foto: Hartmut Pöstges)

Damit hätte nur noch schlechtes, kaltes Wetter verhindern können, dass das Fundament am neuen Standort gegossen wird. Doch die Arbeiten konnten rechtzeitig abgeschlossen werden. Die Burschenvereinsmitglieder haben selbst mitangepackt und laut Huber an einem Tag rund 30 Kubikmeter Erde ausgebaggert. Damit können sie ihren Maibaum wie geplant am Samstag, 30. April, von 10 Uhr an ohne maschinelle Hilfsmittel nur mit Hilfe von Scherstangen aufstellen. Die für den Sonntag darauf geplante Maifeier verschiebt der Burschenverein allerdings auf Donnerstag, 5. Mai. Zu schlecht scheinen die Wetterprognosen für das Wochenende.

Laut Huber wird der neue Maibaum - der alte musste nach vier Jahren ersetzt werden - 32 Meter hoch sein. Der Stamm ist aus dem Wald der Familie Schrenck-Notzing im Münsinger Ortsteil Reichenkam. Er ist bereits fertig bearbeitet und lackiert. Das Fundament könnte nach Andechser Vorbild einen bis zu 40 Meter hohen Maibaum halten. Es wurde Mitte April gegossen. Die Kosten dafür trägt der Burschenverein.

Warum die Burschen in Ammerland den Maibaum immer schon am Tag vor der Feier aufstellen, erklärt Huber mit Zeitdruck und Sicherheit. Für ihn ist es einfach wesentlich entspannter, den Baum nicht erst am Tag der Feier aufzurichten. Außerdem hafteten sie, falls etwas passiere. Das Risiko wollten sie mit Gästen drumherum lieber nicht tragen.

Jetzt dürfen benachbarte Burschenvereine den Maibaum bis zum Aufstellen keinesfalls stehlen. Der Brauch verlangt, dass die Burschen in einem solchen Fall ihren Baum auslösen - gewöhnlich geschieht das mit Bier und Essen. Deshalb bewachen die Ammerlander den am Kapellenweg gelagerten Stamm derzeit besonders intensiv und gut. "Die Holzhausener und die Münsinger haben es schon drei-, viermal versucht", sagt Huber. Mit den Münsinger Burschen hätten die Ammerlander ohnehin noch eine Rechnung offen. Denn vor Jahrzehnten gelang es den Ammerlandern, den dortigen Maibaum beim Gasthof Altwirt (Großmann) zu stehlen. Seitdem sönnen sie auf Revanche, sagt Huber. Doch die wollen die Ammerlander unbedingt verhindern.

© SZ vom 28.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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