Noch vor Jahren sind Eltern in Münsing an den geltenden Rechtsvorschriften gescheitert, als sie für mehr Schulwegsicherheit einen Zebrastreifen nahe des einstigen Gasthauses Limm oder Tempo 30 auf der Hauptstraße forderten. Klagen über rasende Autofahrer in den Dörfern und Radfahrer, die auf der Seestraße zu schnell unterwegs sind, rissen nicht ab. Doch insbesondere für Kreis- und Staatsstraßen waren tiefgreifendere Regulierungen gegen übergeordnete Behörden kaum durchsetzbar.
Durch die neu überarbeitete Straßenverkehrsordnung sehen nun insbesondere die örtlichen Grünen die Chance, das Vorankommen für Fußgänger und Radfahrer sicherer zu machen. Dafür hatte die Partei am vergangenen Mittwochabend eine Diskussionsveranstaltung im Alten Schulhaus in Holzhausen organisiert.
Mit städtebaulicher Entwicklung, Klima-, Umwelt- und Gesundheitsschutz sollen sich Maßnahmen begründen lassen
„Bisher konnte die Kommune nur bitten, dass die zuständige Straßenverkehrsbehörde etwas tut“, so die in Münsing aufgewachsene bayerische Landesvorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC), Bernadette Felsch. Jetzt gebe es erweiterte Antragsrechte. Von zusätzlichen Begründungsmöglichkeiten etwa wegen Klima-, Umwelt- und Gesundheitsschutz sowie städtebaulichen Gründen sprach der Grünen-Landtagsabgeordnete Markus Büchler. Der Sprecher seiner Fraktion für Mobilitätsfragen ließ sich per Video zuschalten, weil er positiv auf das Coronavirus getestet war.
Gefährlich ist es laut der Münsinger Grünen-Gemeinderätin Christine Mair etwa für Kinder, die Hauptstraße im Hauptort von der Bachstraße aus zu queren. Als weitere neuralgische Stellen nannte die Bio-Bäuerin die chaotischen Zustände auf der Seestraße, den Standort des einstigen Gasthauses Limm, wo in einer scharfen Kurve zwei weitere Straßen in die Hauptstraße einmündeten, die Einmündung der Degerndorfer Straße bei der Bäckerei sowie den Nahbereich der Grundschule. Tempo 30 gelte dort nur montags bis freitags zwischen 7 und 14 Uhr, so Mair. Das sei allein daher unverständlich, weil der Nachmittagsunterricht bis 16 Uhr dauere. „Sinnvoll wäre immer Tempo 30.“
Eine Thematik, die über den Hauptort Münsing hinausgeht. Von zahlreichen Autofahrern, die vor allem infolge der nach Holzhausen hereinführenden Senke deutlich schneller als die erlaubten 50 Kilometer pro Stunde unterwegs seien, sprachen Einwohner aus dem zur Kommune zählenden, benachbarten Straßendorf. „Ich kann meine Kinder nicht rausschicken. Das ist lebensgefährlich“, meldete sich einer zu Wort. Aus seiner Sicht könnte nur eine Art Hindernis oder Schikane Autofahrer ausbremsen.
Münsings Bürgermeister Michael Grasl (FW), der früher selbst in Holzhausen wohnte, assistierte. Doch für die Staatsstraße sei jeder Regulierungsversuch immer abgelehnt worden. Er verwies auf die neuen Regeln für den Verkehr, durch die Kommunen Instrumente in die Hand bekommen sollten, endlich etwas zu ändern. Gleichzeitig mahnte Rathauschef Grasl davor, Verkehrsberuhigungsmaßnahmen sofort für durchsetzungsfähig zu halten.
Denn das Straßenverkehrsgesetz ist zwar geändert. Die Straßenverkehrsordnung ist noch nicht publiziert. Laut Grünen-Landtagsabgeordnetem Büchler solle die Durchführungsverordnung erst noch kommen, wenn auch wohl schon heuer. Zudem sprächen bei Kreis- und Staatsstraßen weiterhin übergeordnete Behörden wie das Landratsamt und das Staatliche Bauamt mit.
Auf der Seestraße machen rasende Radfahrer Anwohnern Sorgen
So ist die nur mit Sondergenehmigung befahrbare Seestraße am Ostufer des Starnberger See, an der Anwohner zunehmend über rasende Radfahrer klagen, offiziell eine Kreisstraße. Felsch nannte aufgemalte wie 3-D-wirkende Elemente als gutes Mittel, um Verkehrsteilnehmer auszubremsen. Büchler nannte Kopfsteinpflaster, was allerdings für Anwohner laut sei.
Um sofort Handlungsmöglichkeiten zu erörtern, lud Petra Schulze – stellvertretende Vorsitzende im Ostuferschutzverband – zum Treffen im Ambacher Kiosk am Samstag, 14. September, um 19 Uhr ein. Zudem soll sich der Münsinger Gemeinderat am Dienstag darauf mit dem Antrag der örtlichen Bürgerliste beschäftigen, auf der Seestraße sowie der Münsinger Hauptstraße Tempo 30 einzuführen. Zudem sind Zebrastreifen gefordert.